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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Seraphine, es tut mir so Leid!« Er rutschte neben Seraphine auf die Bank und legte ihr einen Arm um die Schulter, was sie widerstandslos geschehen ließ.
    Else schaute auf. »Das ist sehr nett, Valentin«, sagte sie langsam. Seit Valentins Ankunft hatten ihre Wangen wieder ein wenig Farbe angenommen, und unter dem Tränenglanz ihrer Augen schien ihr Blick wieder klarer zu werden. »Richte deinem Vater aus, dass wir seine Hilfe sehr zu schätzen wissen. In dieser Stunde des … Verlusts ist man dankbar für jede Freundlichkeit.«
    Valentin räusperte sich. »Es ist jetzt vielleicht nicht der richtige Augenblick – oder vielleicht ist er es auch gerade, aber ich … also, ich hätte etwas mit Seraphine zu besprechen.«
    Else nickte ihm auffordernd zu.
    »Ich meine, mit ihr allein zu besprechen«, fügte Valentin hinzu und zog Seraphine hinter sich her ins Nebenzimmer.
    Verwirrt schaute Else den beiden nach. Hatte sie dieselbe Situation nicht erst kürzlich erlebt? Als Helmut mit Seraphine in der guten Stube verschwunden war und –
    Auf Zehenspitzen schlich sie durch den Raum und postierte sich hinter der Tür, um besser hören zu können, was der jüngere Kerner-Sohn mit ihrer Tochter zu besprechen hatte.
    »Und du sitzt da und faselst etwas von einer Bedenkzeit! Warum hast du nicht gleich Ja gesagt?« Else stellte eine Teetasse so heftig vor Seraphine ab, dass die heiße Flüssigkeit über den Rand schwappte.
    »Du hast gelauscht«, sagte Seraphine.
    »Natürlich habe ich gelauscht! Hier geht es schließlich um unser Überleben! Und um deine Zukunft. Jetzt, wo Friedhelm nicht mehr …, wo er …, da muss ich doch für deine Zukunft Sorge tragen.«
    »Meine Zukunft!« Seraphine spuckte die Worte geradezu aus. Der Duft nach Pfefferminze, der aus ihrer Tasse emporstieg, bereitete ihr Übelkeit.
    »Ja, deine Zukunft! Jetzt, wo nicht nur Helmut, sondern auch dein Vater dich im Stich gelassen haben, da –«
    »Vater hat mich nicht im Stich gelassen«, fuhr Seraphine auf. »Er hat mich geliebt. Und Helmut liebt mich auch«, fügte sie leise hinzu.
    »Liebe!« Else Schwarz lachte verächtlich auf. »Manche Männer lieben nur sich selbst!«
    Seraphine wandte sich ab.
    »Ich liebe dich mehr als das Leben«, hatte Valentin zu ihr gesagt. »Ich liebe dich, seit ich denken kann. Aber … ich durfte ja nicht. Wegen Helmut. Nun aber, nach der letzten Nacht …« Er war verstummt und hatte ihr einen unbeholfenen Kuss auf die Wange gedrückt.
    Was hätte sie ihm darauf antworten sollen? Dass die letzte Nacht für sie eine völlig andere Bedeutung hatte als für ihn? Dass sie versucht hatte, ihre Liebe zu Helmut zu begraben? Wie eine Wölfin, die ein Loch in den Waldboden scharrt und darin ihre Nachgeburt begräbt.
    Für immer und ewig.
    Seraphines Gesichtsmuskeln spannten sich an. Wenn ihr dies nur gelungen wäre! Stattdessen hatte sie nur noch deutlicher empfunden, wie tief, wie allumfassend ihre Liebe zu Helmut war. Nichts und niemand würde an seine Stelle treten können.
    »Er liebt dich, er ist ein feiner Mann, was willst du mehr?«,fragte Else verständnislos. »Valentins Antrag ist ein Geschenk des Himmels! Ausgerechnet heute, an diesem schrecklichen Tag.«
    »Er ist nicht Helmut«, sagte Seraphine dumpf. »Helmut und ich …« Sie brach ab. Es war sinnlos.
    Valentin liebte sie? Hatte sie schon immer geliebt? Das war seltsam …
    »Helmut, Helmut – du hörst dich an wie ein Leierkastenmann, der ewig die gleiche Melodie spielt! Wo ist denn dein feiner Helmut jetzt? Liegt wahrscheinlich mit seiner Braut im Bett und weiß noch nicht einmal etwas von unserem Leid. Valentin hingegen …«
    Er war sehr bestimmt gewesen, fast ein bisschen wie Helmut. Seltsam, da hatte sie die ganzen Jahre über keine fünf Sätze mit Valentin gewechselt, hatte ihn eigentlich nie richtig wahrgenommen, und nun kam er daher und sprach mit ihr, als wären sie die engsten Vertrauten!
    »Ich weiß, dass ich für dich nur die zweite Wahl sein kann. Aber als meiner Frau soll es dir an nichts fehlen. Natürlich liebst du mich jetzt noch nicht. Aber kannst du dir nicht vorstellen, mich eines Tages lieben zu lernen? So wie … gestern Nacht?« Wie er sie angeschaut hatte! Seraphine hatte es gegraust. Was tust du da?, wollte sie ihn anschreien. Du hast kein Recht, mich so anzusehen.
    Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, hätte sie antworten sollen. Stattdessen hatte sie Valentin um eine Bedenkzeit gebeten. Er hatte sehr verständnisvoll

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