Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
und uns packen würde. Doch alles blieb ruhig. Zu ruhig, wie ich fand, denn ich konnte nicht glauben, dass der Drachenkönig nichts getan hatte, um seinen Palast vor Eindringlingen zu schützen.
Der Raum, den wir wenig später betraten, schien ganz und gar aus Gold gemacht zu sein. Handelte es sich um die Schatzkammer des Drachenkönigs? Auf jeden Fall war das Licht so hell, dass es unseren Augen wehtat. Selbst Hiroshi musste sein Gesicht beschirmen.
»Ist der Spiegel hier?«, fragte ich, während ich vergeblich zu erkennen versuchte, woher das Licht kam und was sich sonst noch in dem Raum befand.
»Nein«, antwortete Hiroshi nach einer Weile. »Nein, soweit ich sehen kann, ist er nicht hier.«
Ich versagte mir die Frage, woher er das wissen wollte, wo er doch mit seinen geliehenen menschlichen Augen ebenso wenig sehen konnte wie ich.
»Komm weiter, dieser Raum ist wohl nur dazu da, um Eindringlinge abzulenken«, sagte er, was ich irgendwie nicht glauben wollte. Aber ich folgte ihm, und wir gelangten zu einer weiteren Tür. Die Dunkelheit, die dort herrschte, war geradezu angenehm. Erkennen konnten wir hier aber genauso wenig. Und plötzlich spürte ich, wie mich etwas berührte.
Mit einem kurzen Aufschrei sprang ich zur Seite.
»Bleib ganz ruhig stehen«, ermahnte mich Hiroshi.
»Warum?«
»Tu einfach, was ich dir sage!«
So wütend, wie er klang, blieb mir nichts anderes übrig. Ich versuchte, mich nicht zu regen, doch mein Herz pochte wie wild gegen meine Brust. Wieder berührte mich etwas. Dann noch etwas.
»Was ist das?«, wisperte ich Hiroshi zu, dessen Gestalt ich in der Dunkelheit kaum ausmachen konnte.
»Der Wächter«, erklärte er mir.
»Und was stellt er mit uns an?«
»Er will prüfen, ob wir unbefugt im Reich seines Herrn sind.«
»Aber das sind wir.«
»Mag sein, aber ich weiß schon, was zu tun ist. Vertrau mir.«
Nach einer Weile hörten die Berührungen auf. Was immer uns hier auch geprüft hatte, es hatte offenbar die Lust an uns verloren.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte ich erstaunt, während ich kaum wagte, mich wieder zu bewegen.
»Frag nicht. Komm weiter!«, tönte Hiroshis Stimme aus der Dunkelheit, und froh darüber, dass ich diesen seltsamen Raum verlassen durfte, nahm ich die Beine in die Hand.
Wieder folgten wir einem Gang und erreichten schließlich ein hohes Gewölbe, das aus zahlreichen großen Korallenästen bestand, die fest miteinander verflochten waren. Der Anblick der Decke nahm mich derart gefangen, dass ich gar nicht bemerkte, was sich unter mir befand.
Erst ein lautes Klacken riss mich von dem Anblick los. Erschrocken sprang ich zur Seite, als ich bemerkte, dass sich der Boden unter mir bewegte. Als ich nach unten sah, entdeckte ich einen steinernen Ring im Boden, der sich drehte, und dabei senkten sich weitere Ringe ab, bis sie eine kleine Treppe ergaben.
»Ich glaube, wir haben gefunden, was wir suchen«, wisperte Hiroshi, dann blickte er fast schon besorgt zu dem dunklen Gang. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, wahrscheinlich ist der Drachenkönig schon wieder auf dem Rückweg!«
Unwohlsein machte sich in mir breit, als ich Hiroshi die Treppe hinunter folgte. Von allen Wänden tropfte Wasser, und die Stufen unter unseren Füßen waren sehr glitschig.
»Was meinst du, gibt es hier noch mehr Wächter?«
»Anzunehmen, aber hoffen wir, dass der Drachenkönig in der Hinsicht nachlässig war.«
Immer tiefer stiegen wir in den Schlund, der gar kein Ende zu nehmen schien. Mussten wir am Ende auch noch tauchen? Schon stieg mir der Geruch brackigen Wassers in die Nase.
»Was ist das für eine Röhre?«, fragte ich, während ich ängstlich nach oben zum Rand des Schachtes blickte.
»Wahrscheinlich der Zugang zu Ryujins Gemächern.«
Längst war mir mein Spott vergangen. Die Gemächer des Drachenkönigs mussten grauenerregend sein.
»Und wann hat diese Röhre ein Ende?«
»Wenn sie ein Ende hat. Aber ich glaube, lange dauert es nicht mehr.«
Nachdem wir ein Vielfaches unserer Körperhöhe hinabgestiegen waren, sah ich endlich den Boden. Beleuchtet wurde er von einem seltsamen grünen Schein, der mich an Sonnenlicht auf dem Grund eines Sees erinnerte. Wir überschritten die grob gehauenen Steine und gelangten schließlich in einen Saal, der ganz aus Jade bestand. Als Quelle des seltsamen Lichts machten wir acht goldene Scheiben aus, in denen sich das Licht, das von der Decke fiel, spiegelte. Es kam aus einer Art Kristall, gerade so, als hätte er die
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