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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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herunter.«
    Seine Worte schafften es, die Schwermut von meiner Seele zu nehmen. Die Klettenwurzeln ähnelten dreckverschmierten kleinen Männchen mit dünnen Armen, die sich nur nach einem Bad sehnten. Im Frühjahr und Sommer waren sie recht häufig im Wald zu entdecken, im Winter konnte man sie nur anhand des trockenen Blattwerks finden.
    »Dass du mir die Schale der Wurzeln aber nicht wegwirfst!«, mahnte der Koch. »Die brauche ich für eine Suppe.«
    Ich machte mich also an die Arbeit, und während ich versuchte, mir mit dem sehr scharfen Schälmesser nicht die Fingerkuppen abzuschneiden, begann der Koch, mir eine Geschichte zu erzählen.
    »Du musst wissen, dass dieses Kloster hier schon fast zweihundert Jahre auf dem Buckel hat«, erklärte er, während er einem Karpfen, den er aus einem Wasserbottich gezogen und mit einem Hammer getötet hatte, die Haut abzog. »Vor dieser Zeit gab es hier häufig Streitigkeiten um das Land, teilweise bekriegten sich die Klöster. Nachdem es vor fast dreihundert Jahren in der Nähe von Heian zu einem Vorfall zwischen dem Kloster von Gion und dem von Enryakuji kam, bei dem viele Mönche getötet wurden, beschloss der Abt von Enryakuji, auf dem Berg Hiei einen Kampfposten aufzustellen – unser Kloster.«
    »Und kam es danach zu keinen Kämpfen mehr?«, wollte ich wissen, eine dumme Frage, wie ich im nächsten Moment einsehen musste, denn Satoshi lachte schallend auf.
    »Keine Kämpfe? Du scherzt wohl, was? Natürlich kam es zu Kämpfen, und es kommt immer noch dazu. Seit die Fürstenhäuser Taira und Minamoto um die Vorherrschaft ringen, haben die Kämpfe sogar noch zugenommen. Einige Klöster haben sich mit den Taira verbündet und sind somit für uns, die wir den Minamoto dienen, zu Feinden geworden. Wenn wir uns in irgendeiner Schlacht gegenüberstehen, wird sich herausstellen, wer von uns die besten Kämpfer hat.«
    Er hielt kurz inne und dachte nach, dann setzte er hinzu: »Wenn du dich ordentlich anstellst, erzähle ich dir vielleicht einmal die Geschichte vom Wanderprediger Mongaku, der den Schädel des Minamoto Yoshimoto bei sich trug und damit die Fehde zwischen den Fürstenhäusern begann. Aber jetzt haben wir genug geredet, kümmere dich um die Wurzeln.«
    Als ich nach einer Weile vom Schälen aufblickte, sah ich, wie ein paar der Jungen, deren Namen ich immer noch nicht kannte, ihren Meistern über den Hof folgten. Einer von ihnen ließ sich ein wenig zurückfallen und warf einen neugierigen Blick in Richtung Küche. Ich fragte mich, ob er das tat, weil er Hunger hatte oder lieber hier arbeiten wollte.
    Sein Meister, ein Mönch mit breiten Schultern und einem etwas plumpen Gang, rief ihn sogleich zur Ordnung, worauf er sich rasch umwandte, sein Gewand raffte und zu seinem Meister zurücklief.
    »He, wieso machst du nicht weiter?«, schnarrte Satoshi, sodass ich vor Schreck beinahe das Schälmesser fallen gelassen hätte. »Die Wurzeln schälen sich nicht von allein, und wir haben sehr viele Mäuler zu stopfen!«
    Eine Entschuldigung murmelnd machte ich mich wieder an die Arbeit. Dem Jungen da draußen hätte ich gern gesagt, dass es wohl nirgendwo im Kloster einen bequemen Platz gab, an dem man sich ausruhen konnte.
    Am Nachmittag wurde ich von Hiroshi aus der Küche weggeholt. Ich vermutete, dass ich nun irgendwelche Böden zu schrubben hätte, doch er führte mich auf den Übungshof.
    »Normalerweise betreten Novizen den Übungshof noch nicht, sondern absolvieren ihre Übungen mit ihrem Meister«, erklärte er mir. »Da du kein richtiger Novize bist, wirst du eher an den allgemeinen Übungen teilnehmen – vorausgesetzt, du bewährst dich während des Einzelunterrichts. Du wirst schneller und mehr lernen müssen als andere, denn du bist kein kleines Kind mehr. Und wenn ich dich recht verstanden habe, hast du nicht vor, für immer im Kloster zu leben, sondern eines Tages die Mörder deiner Familie zu finden.«
    Ich nickte. Je schneller ich lernte, richtig zu kämpfen, desto eher konnte ich mich um die Mörder meiner Familie kümmern. Und um den seltsamen Auftrag, den ich von Enmas Diener erhalten hatte.
    »Gut. Glücklicherweise muss ich bei dir auch nicht ganz von vorn anfangen. Der Meister hat recht, du gehst ziemlich gut mit deiner Waffe um.«
    Es war zu früh, um mich geschmeichelt zu fühlen.
    »Gut genug für eine Bäuerin«, setzte Hiroshi nämlich finster hinzu, und beinahe hatte ich Taketsunas giftiges Zischen wieder im Ohr. »Aber hier im Kloster reicht

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