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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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nicht, dass du unser Kloster in Gefahr bringst. Oder dich selbst.«
    Am Abend, als die anderen Schüler in ihre Quartiere zurückgekehrt waren, musste ich wieder an die Arbeit gehen. Kessel mussten geschrubbt werden, Böden gekehrt. Satoshi drückte mir einen Reisigbesen in die Hand und schickte mich in die Gebetshalle, damit ich dort sauber machte. Ich fügte mich ohne Murren, denn ich hatte Gefallen am Wissen und den Kampfübungen gefunden, und die Arbeit war ein angemessener Preis dafür.
    Als ich fertig war, durfte ich mich endlich in meine kleine Kammer begeben.
    Auf meiner Matratze glaubte ich, jeden einzelnen Knochen in meinem Leib zu spüren. Gleichzeitig fühlte ich aber noch etwas anderes. Der Hass, der draußen in der Wildnis an mir genagt hatte, hatte sich zurückgezogen. Nicht dass ich die Mörder meiner Familie weniger verabscheute, aber meine Seele fühlte sich nicht mehr ganz so belastet wie noch Tage zuvor.
    Binnen kürzester Zeit glitt ich in hinüber in einen tiefen traumlosen Schlaf, aus dem mich erst der Gesang der Morgenvögel weckte, die über das Kloster hinwegzogen.

7

    So wiederholten sich die Tage, jedenfalls solange die Mönche im Kloster blieben. Während ich immer vertrauter wurde mit dem Tageslauf des Klosters, lernte ich von Hiroshi morgens den Umgang mit dem Bogen und nachmittags den Kampf mit der Naginata. Vormittag und Mittag gehörten der Küche, der späte Abend den Kesseln und den Böden. Früh am Abend, noch vor dem Gebet und der Abendmahlzeit, lehrte mich Hiroshi die Sutren und begann, mir das Kräuterwissen des Klosters beizubringen. Ein wenig Heilkunde hatte ich von meiner Mutter gelernt, doch das war nichts im Vergleich zu dem Wissen, das man hier hatte.
    Hin und wieder wurde ich zum Schrein an der Klostermauer geschickt, um dort Reis, Kräuter oder getrocknete Früchte niederzulegen. Dabei hatte ich Gelegenheit, die Kirschbäume zu beobachten, das Aufbrechen der weißen Blüten und schließlich deren Vergehen. Als der Wind die Blüten in einem weißen Sturm von den Ästen zerrte, stand ich lange da und weinte über die Schönheit des sich mir bietenden Anblicks.
    Um das, was außerhalb des Klosters vor sich ging, kümmerte ich mich nur wenig. Während meines Dienstes im westlichen Klosterflügel hatte ich ein paar Gespräche belauscht, doch weil ich nicht genug von der Welt da draußen und ihren Ränken wusste, wirkten sie auf mich zusammenhangslos.
    Eines Tages, als die Winde milder geworden waren und die Stimmen der Vögel zahlreicher, ließ mich mein Lehrmeister mit ihm kommen. Den Grund verriet er mir nicht, sosehr ich ihn auch mit meinen Fragen behelligte.
    »Achte darauf, dass du auf dem Weg bleibst und ihn auf keinen Fall verlässt«, mahnte mich Hiroshi, während wir einen schmalen, von Steinhaufen und Geröll gesäumten Pfad entlangschritten. »Ein Übertritt kann deinen Untergang bedeuten, also hör besser auf mich.«
    Ich hatte nicht vorgehabt, das zu tun, doch seine Warnung erschien mir ein wenig seltsam. Welche Gefahren sollten außerhalb des Weges lauern? Ich erblickte nur kantige Steine zwischen Farnen und Gebüsch. Nichts, wovor man Angst haben müsste.
    »Ja, Sensei«, antwortete ich dennoch und bemühte mich, auf dem Weg, der nicht breiter als zwei Männerfüße war, sorgsam einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Da es stetig bergauf ging, begannen meine Muskeln bald zu schmerzen. Schließlich war ich es nicht gewohnt, wie eine Bergziege große Steigungen zu überwinden. Doch ich klagte nicht und versuchte, nicht hinter Hiroshi zurückzubleiben. Immerhin wollte ich eines Tages die Mörder meiner Familie finden, ein jammerndes Mädchen war dazu sicher nicht in der Lage.
    Nach einer Weile erreichten wir ein kleines Plateau, das von Bäumen umstanden war. Hiroshi machte halt und stieß einen schrillen Pfiff aus. Darauf ertönte plötzlich ein Donnern. Dass mein Lehrmeister ihn rufen konnte, bezweifelte ich. Nur – was machte solch einen Krach?
    Wenig später sah ich, dass es sich um Pferde handelte, silbergraue, gefleckte und schwarze mit langen Mähnen und kräftigen Körpern. Mir stand vor Staunen der Mund offen. Die Bauern in unserem Dorf besaßen keine Pferde, sie ließen ihre Karren von Ochsen ziehen. In der Stadt hatte ich einmal ein paar Reiter gesehen, doch deren Pferde waren nicht im Entferntesten so schön wie diese hier, die Hiroshis Ruf gefolgt waren und nun auf die Bäume zugelaufen kamen. Pferde, wie Fürsten sie ritten. Ihre Felle schimmerten

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