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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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würde er jetzt in die Gebetshalle gehen müssen, dann war ich fürs Erste sicher vor ihm.
    Vorsichtig löste ich meine verkrampften Glieder und spähte hinter dem Altar hervor. Niemand war zu sehen, und glücklicherweise hagelte es auch keine neuen Sterne. Mit noch immer rasendem Herzen kroch ich vollends hinter dem Altar hervor und stellte entsetzt fest, dass mehr als zwei Hände voll Sterne und Nadeln in den Wänden des Schreins steckten. Auch der Altar war damit gespickt.
    Nein, das hier konnte kein Scherz sein, der Taketsuna in den Sinn gekommen war.
    Mit zitternden Händen zog ich einen der Sterne aus dem Holz und rannte dann, so schnell ich konnte, zur Gebetshalle. Da ich die Mönche beim Sprechen ihrer Sutren nicht stören durfte, hockte ich mich neben die Schiebetür, während ich die Waffe in meiner Hand betrachtete. Seine Zacken waren klein, aber sehr spitz und wirkten, als seien sie mit einer Flüssigkeit bestrichen worden. War das Gift? Mit Schrecken erinnerte ich mich an das Gefühl der Lähmung, das meinen Körper erfasst hatte.
    Unruhig fieberte ich dem Ende des Gebets entgegen. Doch selbst danach musste ich Hiroshi in einem geeigneten Moment abpassen, denn ich wollte nicht, dass der Abt davon erfuhr.
    Als das Murmeln hinter den Reispapiertüren schließlich verstummte, erhob ich mich. Es dauerte nicht lange, bis die Mönche erschienen, würdevoll schritten sie aus dem Tempel, ohne mich zu beachten. Ich versuchte, Hiroshis Blick auf mich zu ziehen, doch er hielt den Kopf in tiefster Andacht gesenkt. Ich bezweifelte, dass er mich nicht gesehen hatte, aber wahrscheinlich war dies kein guter Zeitpunkt, ihn zu belästigen. Doch wenn die Schattenkrieger hier waren? Wenn sie vorhatten, das Kloster anzugreifen?
    Nach der Rückkehr ins Haupthaus machten sich die Mönche für gewöhnlich an ihre Arbeit – und wenn sie keine besondere Aufgabe hatten, arbeiteten sie an ihren Kampffertigkeiten. So traf ich Hiroshi in seinem Quartier an, wo er gerade dabei war, seine Kampfkleidung anzulegen. Ihn dabei zu überraschen, kam mir nicht in den Sinn, also hockte ich mich neben seine Tür und machte mich dadurch bemerkbar, dass ich mit der Hand leicht über das Reispapier rieb. Das Geräusch, das so entstand, hätte ein gewöhnlicher Mensch leicht überhören können, doch die Sinne eines Kriegermönches waren scharf.
    »Was willst du?«, fragte er unwirsch, kam aber nicht an die Tür. Offenbar wusste er, dass ich es war, die hier draußen hockte.
    »Verzeiht, dass ich Euch die Zeit raube, Sensei«, begann ich vorsichtig, während mein Blick auf den giftbeschmierten Zacken des Sterns lag. »Ich glaube, Schattenkrieger sind ins Kloster eingedrungen. Sie haben mich mit Sternen beworfen, aber es ist ihnen nicht gelungen, mich zu treffen. Ich habe eine dieser Waffen mitgebracht.«
    Neben mir wurde die Schiebetür aufgerissen. Ich wagte kaum aufzublicken, doch als ich es tat, sah ich Hiroshis wütendes Gesicht über mir.
    »Komm herein und zeig mir die Waffe.«
    Zögerlich erhob ich mich und setzte meinen Fuß über die Türschwelle. Es erschien mir äußerst unschicklich, das Quartier meines Lehrmeisters zu betreten, auch wenn mein Anliegen wichtig war. Während ich spürte, wie mein Gesicht zu glühen begann, hob ich meine Hand und präsentierte ihm den tödlichen Stern.
    Hiroshi nahm ihn, ohne meine Haut zu berühren, wofür ich ihm sehr dankbar war. Wenn wir das Bogenschießen übten, korrigierte er hin und wieder meine Haltung, und obwohl er dabei Handschuhe trug, erfasste mich stets eine gewisse Scham. Nun da Hiroshi mit dem Stern beschäftigt war, wagte ich, den Blick zu heben und ihn verstohlen zu beobachten.
    Er drehte den Stern zwischen den Fingern. Das Lächeln, das dabei auf seine Lippen trat, gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Du musst den Schattenkriegern wirklich näher gekommen sein, als es gut war«, bemerkte er nach einer Weile ärgerlich. »Und sie sind uns damit näher gekommen, als es für sie gut ist. Ich fürchte, ich werde nicht umhin kommen, dem Abt von dem Vorfall zu erzählen.«
    Ich ging davon aus, dass dieser zweite Vorfall nun auf jeden Fall dazu führen würde, dass man mich aus dem Kloster ausschloss. Nur schwerlich unterdrückte ich den Impuls, mich meinem Lehrmeister vor die Füße zu werfen und ihn zu bitten, niemandem etwas davon zu sagen. Aber wahrscheinlich hätte er mich nur ausgelacht. Und ich hätte meine Ehre beschmutzt. Also blieb ich stehen und ließ mir meine Verzweiflung nicht

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