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Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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dornigen Äste.
    Fast hätte Hilke das erneute Telefonklingeln überhört. Ängstlich schaute sie zu den Jungen, sie kamen immer näher heran, doch das Getöse von oben hatte sie nichts mitbekommen lassen.
    »Mama? Mama, was zum Teufel ist da los? Wo steckst du?«
    Sie musste den Apparat ganz fest an ihr Ohr pressen, um überhaupt ein Wort zu verstehen.
    »Ich steck in den Dünen, ein Hubschrauber scheint das Gelände abzusuchen, und dicht neben mir stehen zwei von der Feuerwehr. Mach schnell, solange der Lärm alles übertönt.«
    »Okay. Pension Inselfreude, Zimmer sieben, gleich neben der Treppe links. Kein Licht oder Lärm, das versteht sich von selbst. Der Schlüssel ist…«
    Der Flieger ging noch weiter herunter, sie duckte sich, hoffentlich hatten sie nichts gesehen, sie verstand Fokke am anderen Ende nicht mehr. Sie konnte den Piloten erkennen, er gab den beiden unten stehenden Männern Zeichen, dann drehte er noch eine tiefe Runde im Dünental und stieg fast senkrecht wieder auf. Langsam driftete der Hubschrauber gen Norden.
    »Wo ist der Schlüssel?«, schrie sie in den Hörer. Doch es kam keine Antwort mehr. Fokke musste aufgelegt haben oder die Verbindung war aus einem anderen Grunde gekappt worden.
    Sie steckte das Handy in ihren Schlafsack ein, dann schaute sie wieder auf und erschrak.
    Neben dem Busch standen zwei dunkelblaue Stiefel, sie hörte die Äste über sich knacken.
    Dann ein hervorgestoßener Fluch: »Scheiß Sanddorn, Mist. Hab mir ‘nen Stachel reingejagt.«
    »Lass uns aufhören«, rief der andere. »Die Jungs da oben haben bessere Chancen, sie hier zu finden. Außerdem haben wir jetzt wirklich jeden Stein umgedreht und jedes Gebüsch durchforstet. Schluss für heute!«
    »Du sprichst mir aus der Seele.«
    Hilke wagte nicht zu atmen, als sich die Stiefel langsam von ihrem Versteck entfernten. Sie rechnete jeden Moment damit, dass sie noch mal kehrtmachen könnten, doch die beiden Burschen gingen über den Dünenkamm und hinunter an den Strand.
    Nach ein paar Minuten war es wieder still, der Hubschrauber schien sich weiter entfernt zu haben, und es waren keine Männer mehr aufgetaucht. Hilke hoffte, dass Fokke sich noch einmal meldete, doch das Telefon schwieg. Wahrscheinlich hatte er gedacht, sie hätte bereits alles verstanden. Sie war froh, überhaupt etwas mitbekommen zu haben, auch wenn sie sich beileibe keinen Reim darauf machen konnte, wie und warum Fokke sie ausgerechnet in einem Pensionszimmer unterbringen konnte. Doch sie vertraute ihm. Langsam befreite sie sich aus dem Schlafsack, der sie vor dem Entdecktwerden bewahrt hatte, dann kroch sie auf allen vieren unter dem Dornenstrauch hervor. Sie richtete sich auf, Wirbel für Wirbel, es tat unendlich gut, und sie verspürte endlich keine Angst mehr.
     
    So ließ es sich arbeiten. Der Regen tropfte auf das gläserne Dach und konnte ihm nichts mehr anhaben. Ein kleines Tablett mit schmackhaft belegten Broten stand neben seiner halb vollen Tasse Tee. Das Gespräch mit Thore Felten war viel versprechend verlaufen. Zwar hatte sich der Hotelier als wenig auskunftsfreudig gezeigt, wenn es um persönliche Dinge ging, vor allem seine nervenkranke Frau schien ein Tabuthema für ihn zu sein, aber Axel Sanders hatte es mit einem alten Trick versucht und schon hatte Felten geplaudert. Es war ein Kniff aus dem Lehrbuch der Polizeischulen: Stell dich mit deinem Gesprächspartner auf eine Stufe, und er wird Vertrauen zu dir fassen.
    Sanders hatte nur ein wenig über sensible, gefühlsduselige Frauen reden müssen, in diesem Fall über Wencke Tydmers und ihre wenig professionelle Art der polizeilichen Ermittlung. Gleich nachdem er in freundschaftlichem Plauderton sein Leid geklagt hat, wie gut eine Frau es vermag, mit einem ewigen »Nunsieh-aber-auch-mal-die-andere-Seite« den Fortschritt zu bremsen, kannte er Feltens Geschichte: ein heruntergekommenes Hotel und die Vision, daraus ein Schmuckstück zu machen. Eine Ehefrau, die lieber ein wohl geordnetes Familienleben als beruflichen Erfolg haben wollte und zudem noch eine gluckenhafte Mutter war. Dann die attraktive und begabte Mitarbeiterin, die nur als Nebenbuhlerin angesehen wurde, bis hin zu der Weigerung, die eindeutig diagnostizierte Depression in einer Klinik behandeln zu lassen…
    Sanders konnte sich aus diesen Erzählungen sowohl ein Bild von Thore Felten als auch eines von der ihm bislang noch unbekannten Hilke Felten- Cromminga machen. Es war kein schönes Bild, eher ein

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