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Die sanfte Entfuehrung des Potsdamer Strumpftraegers

Die sanfte Entfuehrung des Potsdamer Strumpftraegers

Titel: Die sanfte Entfuehrung des Potsdamer Strumpftraegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ritter
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hätten alle richtig gelöst, Glückwunsch. Mein Ehrgeiz ist geweckt. Es steht 1:1 zwischen dem verwöhnten Abi-Bubi und mir. Dritte Frage, Donna übernimmt: »Ordnen Sie von klein nach groß!«
    Es geht um Bälle. Tennisball, Handball, Fußball, Basketball. Oliver hat irgendein Zuordnungsproblem, wahrscheinlich hat er im Sportunterricht nicht richtig aufgepasst. Das Ergebnis, laut Donna: »Viermal richtig. Cordula von Schnuckitz in 10,5 Sekunden, Richart N. Streit in 5,8 Sekunden … wofür steht eigentlich das N?«
    »Für Nostradamus«, antwortet er schnell.
    Ich glaube, der wird mir nicht mehr sympathisch.
    »Aha«, sagt Donna, »na gut. Das Rennen an der Spitze war knapp. Paul Wildensorg gewinnt mit 2,9 Sekunden vor Sabine Füchsla mit 3,2 Sekunden. Das war die Übung. Kommen wir jetzt zur Durchlaufprobe …«
    So ist das richtig. 2:1 gegen alle. Ich atme auf. Das wird nachher ein Durchmarsch werden. Lief ja wie erwartet. Nur Sabine hat mich überrascht, sie hat den Umgang mit dem Touchscreen wirklich schnell gelernt. Wahrscheinlich hat sie zu Hause eine Horde Kinder, die ihre Zeit in Tennis-, Handball-, Fußball- und Basketballvereinen verbringt. Glückstreffer. Die Aufgaben waren ja auch wirklich einfach. Jetzt gibt es bis zur Sendung nur noch zwei große offene Fragen: Was wird der Off-Sprecher über mich erzählen, und wann treffen wir endlich Günther Jauch? Die Eröffnungsmusik wird eingespielt.
    Montag, 18.00
    Die Eröffnungsmusik wird eingespielt. Die Aufzeichnung beginnt. Endlich.
    Was in der Zwischenzeit geschah: Die Durchlaufprobe war binnen einer Minute beendet. Um 15 Uhr gab es Kaffee und Kuchen im Aufenthaltsraum. Um 15.30 Uhr hat Günther Jauch hereingeschaut, uns alle freundlich begrüßt, uns Glück gewünscht und sich mit uns fotografieren lassen. Ich weiß jetzt schon, wohin ich das Foto hängen werde. Er war dann sehr schnell wieder weg. Trotzdem ein tolles Erlebnis, ihm mal so nah gewesen zu sein. Er war wirklich sehr nett und gut drauf, wie man ihn eben kennt. Obwohl er etwas roch, sicher duscht er immer erst vor der Sendung oder so. Es war auch eher ein Freizeitanzug, den er anhatte, den hat er mittlerweile sicher gewechselt. Ohne Anzug kann ich ihn mir eigentlich gar nicht vorstellen.
    Um 16 Uhr wurden die Begleitpersonen wieder in ihrem Kleinbus angekarrt. Katja war weniger angeschickert, als ich erwartet hatte. Wir nahmen alle im Aufenthaltsraum Platz, wo die Geräuschkulisse sofort erheblich stieg, da wir von der Probe und die Begleiter von ihrem Kölnrundgang viel zu erzählen hatten. Dabei saß jeder mit seiner Vertrauensperson an einem Tischchen, als ob der Tisch schon unser Privateigentum wäre. Katja bestellte noch zwei Kölsch an der Bar, ich blieb bei Cola.
    Gegen 16.30 Uhr ließ Richart N. Streit seinen Begleiter sitzen und kam, sich höflich für die Störung entschuldigend, zu uns an den Tisch. Er schlug mir einen Deal vor: Wenn einer von uns beiden auf den Spielstuhl käme und der andere nicht, dann bekäme der Zurückgebliebene auf jeden Fall 1000 Euro vom Gewinn des anderen ab, sollte der es über 16 000 schaffen. Er meinte, wenn alle darauf einstiegen, habe jeder mit hoher Sicherheit 1000 bis 2000 Euro gewonnen, und niemand müsste enttäuscht nach Hause fahren, auch wenn man die Auswahlfragen nicht schaffen würde. Eine Art Auffangnetz, meinte er. Katja war von der Idee umgehend begeistert, ich eher skeptisch. Streit legte uns einen vorbereiteten Ausdruck vor, auf dem die Übereinkunft festgehalten war und auf dem er bereits unterschrieben hatte. Es war also keine spontane Idee, er hatte sich das länger überlegt. Ich bat mir Bedenkzeit aus, die Streit nutzte, um Oliver und Sabine den gleichen Vorschlag zu machen. Cordula ließ er außer Acht. Hätte ich auch so gemacht, denke ich. Dass der Hürther Ersatzkandidat noch immer im Raum war, hatte ich schon wieder vergessen. Erst fiel mir nur ein starker Kaltrauchgeruch auf, dann bemerkte ich, dass er hinter mir stand und über meine Schulter hinweg interessiert Streits Vertrag studierte.
    »Das ist sehr klug. Ich würde es unterschreiben«, sagte er. »Darf ich’s mal haben?«
    Ich dachte mir nichts dabei und gab ihm den Zettel. Im nächsten Moment rannte der Raucher damit aus dem Raum.
    Ich hatte im Vorfeld etwa zwölf klein bedruckte, verschiedenfarbige Verträge unterschreiben müssen, da musste mir die Stelle entgangen sein, an der erwähnt wurde, dass vertragliche Übereinkünfte unter den Kandidaten bei Strafe des

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