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Die Satanischen Verse

Die Satanischen Verse

Titel: Die Satanischen Verse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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rotgeränderte Verzweiflung überwand, brach in ein krampfhaftes, erleichtertes, schluchzendes Lachen aus, in das ihre Mutter einfiel. »In deinem Alter«, weinte Allie, »du solltest dich schämen.« - »Ich denke nicht daran«, entgegnete die zukünftige Mrs. Boniek. »Ein Professor, und in Stanford, Kalifornien, also bringt er auch Sonnenschein. Ich habe vor, mich ausgiebig in die Sonne zu legen.«
     
    Als Allie entdeckte (in Sisodias Palazzo fand sie zufällig in einer Schublade einen Bericht), dass Gibril sie beobachten ließ, entschloss sie sich endlich, mit ihm zu brechen. Sie schrieb auf einen Zettel: Das halte ich nicht mehr aus, schob ihn in den Bericht, den sie auf den Schreibtisch legte, und ging ohne ein Wort des Abschieds. Gibril rief nicht an. Er probte damals gerade für sein großes öffentliches Comeback in der jüngsten Folge einer beliebten Serie von Musikshows mit indischen Filmstars, die von einer der Firmen Billy Battutas in Earls Court produziert wurde. Er sollte der unangekündigte Überraschungsgast und der absolute Höhepunkt der Show sein und hatte wochenlang mit dem Ensemble die Choreographie einstudiert und sich erneut mit der Kunst vertraut gemacht, den Mund zu Playbackmusik zu bewegen. Von Battutas PR-Leuten wurden sorgfältig Gerüchte über die Identität des Großen Geheimnisvollen, des Dunklen Stars ausgestreut und überwacht, und die Werbeagentur Valance war beauftragt worden, eine Serie von »anheizenden« Radiospots und riesige Plakate für eine Werbeaktion zu entwerfen. ‘Gibrils Auftritt in Earls Court - er sollte von oben zwischen Wolken aus Pappe und Rauch herunterschweben - war als Höhepunkt der englischen Phase seines Wiedereintritts in die Welt der Superstars gedacht; nächster Auftritt: Bombay. Im Stich gelassen, wie er es nannte, von Alleluja Cone, stürzte er sich in die Arbeit. Er wollte nicht »klein beigeben«.
    Das nächste Problem war, dass Billy Battuta in New York wegen seines Satanischen Schwindels verhaftet wurde. Als Allie in der Sonntagszeitung davon las, schluckte sie ihren Stolz hinunter und rief Gibril während der Probe an, um ihn davor zu warnen, sich mit solch offenkundig kriminellen Elementen einzulassen. »Battuta ist ein Gangster«, sagte sie. »Alles war Theater, er hat uns was vorgemacht. Er wollte sicher sein, dass er bei den Witwen von Manhattan ankommt, und hat uns als Publikum für seine Probevorstellung benutzt. Dieser Spitzbart!
    Und ein College-Blazer, du meine Güte! Wie konnten wir nur auf ihn reinfallen.« Aber Gibril reagierte kühl und distanziert. Sie hatte ihm seiner Ansicht nach den Laufpass gegeben, und er war nicht geneigt, von Fahnenflüchtigen Ratschläge anzunehmen. Abgesehen davon hatten Sisodia und Battutas PR-Leute ihm versichert - und er hatte sie wirklich gelöchert -, dass Billys Probleme keinerlei Einfluss auf den Galaabend (Filmmela, so sollte der Name sein) haben würden, weil die Finanzierung auf soliden Füßen stand, die Gelder für Honorare und Bürgschaften bereits überwiesen waren, die Stars aus Bombay zugesagt hatten und wie geplant auftreten würden.
    »Läuft alles wie ge-geplant«, versprach Sisodia. »Können nicht mehr zuzu-zurück.« Das nächste Problem war Gibril selbst.
     
    Sisodias Entschlossenheit, die Leute über die Identität des Dunklen Stars im Unklaren zu lassen, führte dazu, dass Gibril den Bühneneingang von Earls Court in einer Burqa betreten musste , so dass nicht einmal zu erkennen war, welchen Geschlechts er war. Er bekam die größte Garderobe - an der Tür war ein schwarzer fünfzackiger Stern angebracht worden -
    und wurde umstandslos vom Produzenten bebrillter Kniegestalten eingeschlossen. In der Garderobe fand er sein Engelskostüm einschließlich einer Vorrichtung, die, um die Stirn gebunden, einen Glühbirnenkranz hinter seinem Kopf zum Leuchten bringen und die Illusion eines Heiligenscheins erzeugen würde; einen Monitor, auf dem er den Fortgang der Show verfolgen ko nnte - Mithun und Kimi, die als Repräsentanten der »Disco-Diwané«-Gruppe herumhüpften, Jayapradha und Rekha (kein Bezug: der Megastar und nicht das Phantom auf dem Teppich), die sich würdevoll auf der Bühne interviewen ließen, wobei Jaya ihre Ansichten über Polygamie kundtat, während Rekha sich in Phantasien über alternative Lebensformen erging: »Wenn ich nicht in Indien geboren wäre, dann wäre ich Malerin in Paris geworden«; Kraftakte von Vinod und Dharmendra; Sridevi, deren Sari durchnässt wurde

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