Die Satansbraut
Die
meisten von denen, die in jener Nacht im Keller waren, habe ich nie
wiedergesehen. Wir glaubten damals, Agatha werde für immer im Sanatorium
bleiben. Die Ärzte erklärten, sie befinde sich die meiste Zeit über in Trance.
Aber dann erholte sie sich überraschenderweise und kam uns besuchen. Die Riten
müßten fortgesetzt werden, erklärte sie, und Alton Asquiths Haus sei der ideale Platz dafür. Es stehe billig zum Verkauf, und Alex
solle es kaufen. Wir widersprachen ihr, aber sie sagte, es sei ihr egal, was
aus ihr werde, wenn die Riten nicht wiederaufgenommen würden. Sie wollte
öffentlich ein Geständnis ablegen, daß sie Mary ermordet hatte, und alle Zeugen
benennen.«
Tracy
zuckte kurz die Schultern. »Also blieb uns keine Wahl. Wir erwarben das Haus,
und seither finden hier regelmäßig unsere Zeremonien statt.«
»Und
das Gemälde an der Wand?« sagte ich.
»Agatha
hat es gemalt!« Ihre Lippen zuckten verächtlich. »Ein Werk der Liebe hat sie es
genannt!«
»Was
ist mit Celestine?« forschte ich. »Was wollt ihr jetzt mit ihr machen?«
Sie
grinste spöttisch. »Ich glaube, es ist besser, du wartest ab und siehst es dir
selber an, Mavis. Es könnte eine echte Überraschung werden.«
Die
Tür ging auf, und Alex kam herein. Sein nackter Körper zeugte von seiner
Lebensweise. Der gewaltige Hängebauch und die dürren Spinnenbeine waren alles
andere als hübsch.
»Wir
sind soweit«, sagte er. Dann betrachtete er mich, und in seinen Augen glitzerte
es wieder. »He! Das nenne ich ein echtes Angebot auf dem Altar!«
» Astaroth ist großzügig!« In Tracys Stimme mochte eine Spur
von Ironie stecken.
Sie
ging zum Wandschrank und riß beide Türen auf, dann nahm sie den Schweinskopf
heraus und gab ihn Alex. Die Hexenmaske mit den Schlangen wählte sie für sich
selber, und ich mußte zugeben, daß ihr keine andere besser gestanden hätte.
»Nach
deiner Einführung werden wir entscheiden, Mavis«, sagte sie, »dann wird eine
Maske eigens für dich angefertigt.« Sie lachte. »Hast du vielleicht einen
bestimmten Wunsch?«
»Es
ist Zeit«, sagte Alex. »Die anderen warten.«
»Ist
schon festgelegt, in welcher Reihenfolge wir verfahren?« fragte Tracy.
Er
nickte ungeduldig. »Das große Ereignis findet am Anfang statt.« Seine Züge
verzogen sich zu einem häßlichen Grinsen. »Man kann sagen, Mavis wird fürs
Dessert aufgehoben.«
Sie
setzten beide ihre Masken auf, dann packte Alex mich am Arm. »Merk dir eines«,
sagte er kalt. »Du tust, was man dich heißt, und daß du keinen Ton von dir
gibst.« Sein Griff wurde fester, bis ich vor Schmerz aufschrie. »Verstanden?«
»Ja«,
sagte ich.
»Gut!
Denn wenn du irgend etwas versuchst, Mavis, dann wird es dir leid tun, daß du
geboren worden bist.«
Wir
verließen den Kellerraum, Tracy ging voraus, durch den Gang zur Tür an seinem
Ende. Die Tür stand weit offen, und ich sah jetzt schon, daß dahinter das
Gewölbe lag, in das ich von der Höhle aus geraten war. Während wir uns ihm
näherten, begann Tracy mit den Hüften zu wackeln, heftig und überaus obszön.
Alex gab grunzende Geräusche von sich, und ich sah, wie ihm der Schweiß aus der
Maske über die Brust rann. Als wir den großen Raum betraten, fing ich am ganzen
Körper unkontrollierbar zu zittern an.
Die
Öllampen waren klein gedreht worden, so daß nur gespenstisches Dämmerlicht
herrschte; die Luft war voll vom modrigen Geruch der Räucherkerzen, bei dem es
einem übel werden konnte. Was mir jedoch die meiste Furcht einflößte, war das
Wandgemälde. Es lag vielleicht an der geschickten Beleuchtung, aber das Bild
schien irgendwie aus eigener Kraft zu glühen. Die Augen neben der grotesk
entstellen Nase schienen mit wachsamer Bosheit alles zu verfolgen, und einen
schrecklichen Moment lang dachte ich, die haarigen Spinnenbeine hätten sich
bewegt.
Zwei
Gestalten warteten schon auf uns. Der Zwergenkörper ,
bei dem man deutlich jede Rippe unter der Haut sah, mußte Walter Tomsic sein.
Er trug eine Vogelmaske, und sie stand ihm nicht mal schlecht. Wer Bert
Bancrofts Maske ausgesucht hatte, mußte einen eigenartigen Humor besitzen. Auf
seinem kurzgewachsenen dicken Körper mit den ebenfalls zu kurzen Armen und
Beinen machte ihn die Elchmaske mit den riesigen Schaufeln zu einer ausgesprochen
lächerlichen Figur. Tracy ging zu den beiden Männern, und allmählich
beschrieben ihre Hüften eine irre Kreisbewegung. Sie begrüßte sie mit einer
überaus unanständigen Handbewegung, worauf die zwei
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