Die Satojerin (German Edition)
denken. Und was sie hierzu
wohl sagen w ü rde .“ Mit einem Mal war ihr Lachen
ansteckend. Sein Lachen war so ehrlich, so sch ö n und so herzlich. So ganz anders, als er sich sonst gab. Trotzdem
wurde er sofort wieder völlig ernst. Er schaute gerade in den Himmel, während
Ally ganz genau merkte, dass er sich nicht traute, sie auch nur ein wenig
anzusehen. „ Dieser Mann heute.
Mit dem du im Wirtshaus warst. “ Er machte eine Pause und wurde noch einen Tick ernster. Zitterte
seine Stimme etwa? Ganz sicher war sich Ally nicht. Dass er aber etwas bedrückt
klang, war nicht zu überhören. „ Ist das dein Freund? Oder dein Mann? “ Sowohl
die Worte Freund als auch Mann spie er leicht angewidert aus. Allys Magen begann zu kribbeln. Sie drehte sich zu ihm um, und als
im gleichen Moment er dasselbe tat, schauten sie einander pl ö tzlich unverhofft in die Augen. Sie sch ü ttelte ganz zaghaft den Kopf. Was ist nur
mit mir los. Warum will ich diesen Sujianer die ganze Zeit nur so anschauen?
Warum habe ich im Moment das Verlangen, ihm über das Gesicht zu streicheln?
Warum sieht er so traurig und so verletzlich aus? Und warum ist er im nächsten
Moment das genaue Gegenteil, sodass ich ihn erneut, und dieses Mal völlig
beabsichtigt, verprügeln könnte? Sie strich ihre Haare hinter die Ohren und
richtete sich auf. „ Nein,
keines von beiden. Das war Carr. “ Sie dachte nicht daran, ihm auch noch zu erkl ä ren, wer Carr war, denn sie wusste ja nicht
einmal genau, wer Ari war. Er nickte und im gleichen Moment wurde ihr bewusst,
dass sie insgeheim hoffte, eine Art von Erleichterung auf seinem Gesicht zu
sehen. Dieser Wunsch wurde ihr aber nicht erfüllt, denn er hatte sich bereits
wieder leicht weggedreht. Es war zu dunkel, um etwas erkennen zu können. So,
und jetzt bist du mir eine Antwort schuldig. Unsere Spielregeln gelten nämlich
nicht nur für mich! Ally versuchte einen
desinteressierten Ton in ihre Stimme zu legen. „ Und diese ganzen Frauen, die dir ständig hinterher rennen – ist ein davon deine Freundin? Oder deine Frau?
Und bist du öfters mit Frauen hier? “ Bitte, bitte, sag Nein. Sag, dass du keine hast. Und vor
allem, dass du nicht mit jeder hier hochkommst. Denn sonst kann ich für den
momentanen Aufenthaltsort meiner Garnelen nicht garantieren! Ally merkte
nicht einmal, dass sie ihre Fäuste ballte, während ihr diese Gedanken durch den
Kopf spukten und sie die leicht bemoosten Steine vor sich betrachtete. „ Nein. Keines von beiden. Und wenn ich hier bin,
dann alleine. Zum Nachdenken. “ Seine Stimme war leise. „ Oh, ich glaube, ich sollte jetzt gehen. Es ist schon spät und ich
habe morgen Früh ein wichtiges Treffen.“ Ari schaute auf seine Uhr und l ä chelte sie an. „ Ja, ich auch. Ich treffe morgen Fr ü h einen Freund .“ Bevor Ally dar ü ber ü berhaupt
nachdenken konnte, ob sie es später bereuen würde, unterbrach sie ihn schon. „ Den vom Juwelierladen ?“ „ Nein, nicht den. Einen anderen. Aber Moment mal, woher wei ß t du … “ Sein Gesicht veränderte sich schlagartig und er fuhr wie mit von
Blitzen geladenen Augen fort. „ Aha! So uninteressiert, wie du tust, scheinst du ja doch nicht zu
sein! Spionierst du mir etwa nach?! “ Nun war er definitiv gereizt. Daran gab es keinen Zweifel. Na
toll. Typisch Mann. Oder typisch Sujianer? Die ganze Welt dreht sich nur um
sie. Zeigt man Interesse, ist man leicht zu haben, zeigt man es nicht, ist man
frustriert und zeigt man es schließlich doch, spioniert man einem hinterher.
Tja, meine liebe Ally, mit der Neugierde ist es schwierig – sie ist wohl in den
wenigsten Fällen hilfreich. Langsam solltest du das wissen! Sie versuchte,
ihren Atem zu kontrollieren und sich nicht von der in ihr aufbäumenden Wut
übermannen zu lassen. Es reicht! Ich bin wütend. Und ich bin es so
leid. Das war ja klar. Kaum zeigt er mir eine nette und liebevolle, eine
sensible Seite von sich, schon wird er wieder unausstehlich. Als wolle er
unbedingt erreichen, dass ich ihn nicht leiden kann. „ Nein. Du interessierst mich kein bisschen. Ganz
im Gegenteil. Ich traue dir nicht. Du bist seltsam. Mal nett, mal unverschämt.
Als würdest du es gerade darauf anlegen, dass man dich nicht leiden kann. Carr
wusste nur ganz zufällig, dass das ein Juwelierladen war. Und du vergisst: Wir
beide hatten uns gesehen! “ Nun war
sie es, die kalt und gleichg ü ltig sprach, denn schlie ß lich beherrschte sie das bis zur Perfektion. Auch wenn es in ihr v ö llig
Weitere Kostenlose Bücher