Die Satojerin (German Edition)
Jugend, in
denen sie ausgesprochen hässlich gewesen war und das konnte keiner verneinen.
Selbst Juna und Thiu mussten es zugeben. Sogar Gely. Allerdings sagten Juna und
Thiu auch, dass sie sich mittlerweile ganz gut gemausert hatte und seit ihrem
siebzehnten Lebensjahr immer hübscher wurde. Ein paar Mal hatten sie sich sogar
getraut, ihr zu sagen, dass sie schön sei. Natürlich hatten sie im gleichen Zug
ihre Köpfe eingezogen, weil sie damit rechneten, dass sie in nächster Sekunde
etwas von Ally an die selbigen bekämen. Sie wussten ja, dass Ally sich auf den
Arm genommen fühlte und nicht zuletzt, weil sie ihre schreckliche Angewohnheit
kannten. Sie lächelte und dachte an die drei wichtigsten Menschen in ihrem
Leben. Wenn man jemanden liebt, ist die Person in dessen Augen immer schön!
Egal wie mittelmäßig oder sogar hässlich sie aussieht. Aber eigentlich ist das
in Bezug auf mich auch egal. Eine Königin muss nicht schön sein. Sie muss
andere Qualitäten haben! Es klopfte laut an ihre Eingangstüre. Obwohl sie
etwas entfernt war, da ja noch das Wohnzimmer und der Empfangsraum dazwischen
lagen, hörte Ally das Poltern an der Türe deutlich. „ Ja? “ „ Mylady, sind Sie
da? “ „ Carr, oh wie sch ö n! Sie sind wieder zur ü ck! “ In ihrer
Stimme lag ernst gemeinte Begeisterung. Sie wollte schon losrennen und ihm die
T ü re ö ffnen, doch als sie merkte, dass sie völlig nackt war, hielt sie
abrupt an. „ Treten Sie ein,
Carr. Ich komme gleich! “ Sie band
sich ein Handtuch um den Kopf, eines um ihren Körper und dar ü ber zog sie ihren Bademantel – so kam sie schlie ß lich aus dem Bad. Da stand Carr, in der Mitte
des Raumes und schaute zum Fenster hinaus. Als er sie kommen hörte, drehte er
sich herum und errötete sofort. Carr konnte also doch mehr Gefühle zeigen, als
man ihm zutraute – und vor allem schien er kleine menschliche Schwächen in
Situationen zu haben, in denen man es nicht von ihm erwartete. Das machte ihn
sehr sympathisch und so kam Ally auf ihn zu und umarmte ihn. „ Guten Morgen Carr! “ Er schaute sie v ö llig entgeistert an. Mit einer Umarmung hatte der Arme wohl am
allerwenigsten gerechnet, aber Ally freute sich wirklich, ihn zu treffen. Sie
fühlte sich, als hätte sie ihn schon wochenlang nicht mehr gesehen, dabei waren
es doch nur ein paar Stunden. Aber vielleicht geht es mir auch deshalb so,
weil Carr das komplette Gegenteil von meinem Erlebnis gestern Nacht verkörpert. Carrs Gesicht war rot wie eine Tomate und er wirkte sichtlich beschämt. „ Mylady, sch ö n Sie zu sehen. Aber entschuldigen Sie bitte. Wenn ich gewusst h ä tte, dass …“ „ Dass ich gerade aus der Dusche komme? “ Lachend schaute Ally an sich herunter. „ Genau. Dann w ä re ich nat ü rlich nicht
eingetreten. Dies schickt sich nicht. Es ist anma ß end! “ Ally
grinste ihn frech an. „ Carr,
bitte! Papperlapapp. Sie sind angezogen, ich habe ein Handtuch um meinen
Körper, darum einen Bademantel und sogar noch ein Handtuch auf dem Kopf. Nicht
zu vergessen, diese potthässlichen Pantoffeln an meinen Füßen. “ Er reagierte mit einem tiefen Lachen und
musterte sie. „ Ihre Pantoffeln
sind schon recht h ä sslich. Das
muss ich leider zugeben.“ Ally lachte lauthals, ganz ä hnlich wie sie es vorhin im Bad getan hatte,
gelöst und amüsiert. Wenn sie so lachte, meinte ihr Vater immer, stecke sie
alle um sich herum damit an, ob diese Personen wollten oder nicht. Dann aber
stockte sie und wurde ernst. „ Carr, ich habe eine Idee .“ Er zog die Augenbrauen hoch. „ Ja Mylady? “ „ Sie sind doch mein Leibwächter. Somit sind Sie
dann der Mensch, der am meisten mit mir zusammen ist und der am meisten
mitbekommt. Ich wei ß , dass Sie
loyal sind. Aber – wie soll ich sagen, w ü rde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sie auch der Mensch wären, der
immer ehrlich zu mir ist? “ Carr
runzelte die Stirn. „ Ich
verstehe nicht Mylady? “ „Es ist
manchmal schwierig. Nat ü rlich kann
ich zu Thiu und Juna ehrlich sein. Auch zu meiner Amme. AberMenschen,
von denen man geliebt wird, sagen einem nicht immer die Wahrheit. Nicht weil
sie dich anlügen möchten, sondern meistens, weil sie dich beschützen, dir nicht
wehtun wollen oder ihre Sinne und ihr Urteilsvermögen durch ihre Liebe getrübt
sind. Oder, weil sie schlichtweg nicht wollen, dass man sich Sorgen macht.
Verstehen Sie? Genauso geht es mir. Aber Sie sind ein Mensch, der etwas
dazwischen ist. Ich kann Ihnen vertrauen. Nicht nur,
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