Die Satojerin (German Edition)

die wir fr ü her als
Kinder geh ö rt haben? Man
lernt jemanden kennen, man verliebt sich, man liebt, man heiratet, kriegt
Kinder, oder auch nicht, und alles ist einfach und gut ? Und man liebt
sich bis ans Ende seiner Tage. “ Ari zuckte mit den Schultern. „Ich glaube schon. Allerdings ist
wohl sicher, dass dies die weitaus langweiligeren und weniger stürmischen
Versionen einer Beziehung sind! Und ich bezweifle, dass eine solche Liebe
genauso innig und leidenschaftlich sein kann wie die unsere. “
    Ally beschloss, dieses Thema zu beenden und kuschelte sich an ihn.
Sie fragte sich, ob mittlerweile außer Carr, der von ihrer Beziehung wusste,
jemand gemerkt hatte, was zwischen ihnen geschah. Sie wollte Ari noch so
einiges fragen, auch ihren gestrigen Angriff betreffend, aber sie fühlte sich
auf einmal so müde und schwach. Als Ally wieder aufwachte und sich gerade zu
Ari hinüber drehen wollte, merkte sie, dass die Seite des Bettes, wo er neben
ihr gelegen hatte, leer war. Sie öffnete die Augen, blinzelte ein wenig und
Carrs Gesicht erschien vor ihr. Ohne es zu wollen, schreckte sie zusammen. „ Diese Reaktion w ü nscht sich wohl jeder Mann, wenn eine Frau die Augen aufschl ä gt und ihn anblickt! Was f ü r ein Kompliment! “ Carr l ä chelte Ally
schelmisch an. „ Nein, ich …“
Ally g ä hnte und versuchte sich zu strecken so gut es
mit ihren Wunden ging. Sie kannte seinen Sarkasmus nur zu gut – weil es wieder
etwas war, das sie gemeinsam hatten. „Schon klar, du hast den Traumprinzen erwartet
…“, feixte Carr. „Ich glaube, es liegt eher da daran, dass ich das Gef ü hl f ü r Raum und Zeit verloren habe. Wie viel Uhr ist es denn? “ Carr schaute auf die Uhr. „ Essenszeit. Juna bat mich sicherzustellen, dass
du nicht nur schläfst, sondern auch genug isst!“ Er schaute auf die T ü re, als erwarte er jemanden. „ Deine Diener m ü ssten gleich hier sein. Ich habe Abendessen f ü r uns beide bestellt. Somit kann ich dir auch
gleich eine Antwort auf deine Frage geben. Es ist sieben Uhr abends! “ Ally rieb sich die Augen. „ Da habe ich wirklich lange geschlafen! “ „ Glaubst du jetzt, dass Juna sich nicht nur unn ö tig Sorgen macht? “ Als Carr ausgesprochen hatte, klopfte es und das Abendessen wurde
hereingeschoben. Es duftete wunderbar und eine bunte Mischung der
verschiedensten Düfte legte sich in Allys Nase. Ihr wurde bewusst, dass sie
wirklich unheimlich hungrig war. Am Tag der Krönung hatte sie es nicht
geschafft, viel zu essen. Eine Scheibe Brot und etwas Kaffee und Tee am Morgen,
das war alles. Seither hatte sie keinen Bissen mehr gegessen. Ich muss
wirklich besser auf mich achten! Sie richtete sich auf und ging langsam zum
Tisch. Carr nahm neben ihr Platz und Ally begann wortlos ihr Abendessen zu
verschlingen. Sie probierte von allem etwas und war schon mehr als satt, als es
klopfte. Gely kam herein, lächelte sie an und stellte ihr ein Stückchen
Schokoladenkuchen hin. So wie sie gekommen war, war sie wieder verschwunden.
Ally machte sich über den Kuchen her, schaute Carr glücklich an und hielt sich
den Bauch. Es wunderte sie nicht wirklich, dass Carr bei diesem Anblick grinsen
musste. „Ich mache mich kurz frisch!“ Als sie ihr Badezimmer betrat, runzelte
sie die Stirn. Alles sah aus wie immer, aber ihr Spiegel war mit einem
schwarzen Laken verhangen. Was in aller Welt soll das denn nun wieder? Sehe
ich wirklich so schlimm und so entstellt aus, dass ich mich selbst nicht einmal
mehr im Spiegel betrachten darf? Ally fuhr es durch Mark und Knochen. Jeder
wusste, dass sie sich selbst nicht als sonderlich hübsch empfand. Aber eitel
war sie trotzdem ein wenig, auch wenn ihr die teuersten Kleider und Stoffe,
Schminke und Geschmeide nie wichtig gewesen waren. Auf ihre weiche Haut und die
Tatsache, dass sie seit jeher ein paar Jahre jünger wirkte, als sie tatsächlich
war, war sie immer stolz gewesen. Das war nämlich etwas, das man nicht
beeinflussen oder sich kaufen konnte. Hier hatte es das Schicksal schlichtweg
gut mit ihr gemeint. Was ist, wenn ich wirklich entstellt bin? Kann ich
damit umgehen? Werde ich damit fertig? Natürlich bin ich stark und natürlich muss ich lernen, damit umgehen zu können aber will ich mich dann noch im Spiegel
sehen? Und was ist mit Ari? Was ist mit Juna? Warum haben sie nichts gesagt? Ally
sah an sich herunter und versuchte etwas zu erkennen. So sehr sie sich auch
bemühte, sie konnte durch ihre Wunde am Hals ihren Kopf nicht weit genug