Die Satojerin (German Edition)
fl ü sterte sie ihm kichernd ins Ohr. Dann schlief sie ein, ohne seine
Antwort überhaupt noch mitzubekommen.
♔♕♛♚
Der nächste Tag verging wie im Flug. Ally ging es wieder etwas
besser, sie fühlte sich wieder ein Stück wohler und fitter und sie trug ihre
Narbe, wie sie sich entschlossen hatte, für alle sichtbar. Ari und Carr
wechselten sich wie immer als ihre Leibwache ab und Ally arbeitete den ganzen
Tag durch. Sie wälzte Berge von Unterlagen, wohnte ein paar Sitzungen ihrer
Richter bei und empfing einige ihrer Lords, die dringende Bitten hatte. Thiu
und Thola waren als immer dabei. Es machte ihr Freude, sich in die Arbeit zu
stürzen und je mehr sie arbeitete, desto sicherer fühlte sie sich in ihrem
neuen Amt. Die folgende Nacht verbrachte sie nicht mit Ari, da sie wollte, dass
er selbst einmal wieder richtig durchschlief. Natürlich hatte er lauthals
protestiert, aber sie ließ sich nicht beirren. Und wenn sie ehrlich war, genoss
sie es, auch wieder einmal einen Abend mit Carr und ihren gemeinsamen
Gesprächen zu verbringen. Diese Gespräche hatte sie in letzter Zeit sehr
vermisst und so wunderschön es war, mehr Zeit mit Ari zu verbringen, so sehr
fehlte ihr Carrs Gesellschaft und seine tiefe Verbundenheit zu ihr. Sie redeten
bis tief in die Nacht und tranken zusammen eine Flasche guten Wein. Sie
sinnierten über die verschiedensten Dinge und lachten über Witze, die sonst
wohl keiner lustig gefunden hätte. Schließlich wurde sie ernst. Während sie auf
ihrem Sofa saßen und sie Ihre Beine auf Carrs Schoß gelegt hatte, fiel ihr
etwas ein, das sie ihn schon längst fragen wollte. „Carr, wie war das bei dir?
Hast du jemals mit deiner Gabe gehadert?“ Carr schüttelte den Kopf, während
sein Blick leer und dennoch betrübt war. „Ständig. Und du?“ Ally musste
lächeln. „Ständig – aber langsam wird es besser. Je mehr Kontakt ich mit dir
und Thyria habe! Früher habe ich mir immer gewünscht, normal zu sein.“ „Hm, was
ist schon normal?“ Da hatte er wohl recht! Natürlich verbrachte Carr die Nacht
nicht wie Ari in ihrem Bett, sondern in Ihrem Wohnzimmer bei geschlossener
Türe. Als Ally zu Bett ging, schaute sie auf die Uhr. Es war bereits drei Uhr
morgens. Sie musste dringend schlafen, denn morgen schon könnten Juna und
Thyria mit Halvarder ankommen und für dieses Gespräch bräuchte sie einen kühlen
Kopf. Da ihre Energie mittlerweile wieder komplett zurückgekommen war, vergaß
sie oft die Zeit, denn sie wurde ja aufgrund ihrer Gabe und einem Vorrat an
Energie nicht müde. Und für Carr schien Müdigkeit sowieso ein Fremdwort zu
sein. Als sie gerade am Eindösen war, merkte sie, dass etwas in ihrem
Schlafzimmer rumpelte. Allys Herz klopfte wild. Sie spürte jeden Schlag bis zum
Hals. Zuerst dachte sie, es wäre Carr, aber dann hörte sie, dass das Rumpeln
nicht aus ihrem Wohnzimmer kam. Carr musste längst schlafen. Sie wollte nach
ihm schreien, aber ihre Stimme war verschwunden. Sie atmete tief durch. Ruhig,
du hast einen Anschlag überlebt, reiß dich zusammen, wahrscheinlich hast du
geträumt!, sprach sie zu sich selbst. Sie machte ihre Nachtischlampe an,
gewöhnte sich kurz an das helle Licht und spitzte ihre Ohren. Das Geräusch war
weg. Aber sie hatte es doch gehört? Oder etwa nicht? Da war es erneut, dieses
Mal hörte es sich an wie ein Quietschen. Auf einmal stand eine Gestalt in ihrem
Raum. Ally zuckte zusammen und traute ihren Augen nicht! „ Ari! “, rief sie erbost. „ Pssssst… Sonst hört uns Carr noch! “, fl ü sterte Ari
und legte seinen Finger auf ihre Lippen. Ally drehte ihren Kopf weg, um ihren
Mund zu befreien und schaute ihn w ü tend an. „ Wei ß t du, dass du mir gerade fast einen Herzschlag
beschert hast? “ Sie blitzte ihn
weiterhin an, w ä hrend er
seinen Unschuldsblick auflegte. „ Das tut mir leid, daran hatte ich nicht gedacht. Aber ich wollte
dir noch Gute Nacht sagen und dachte mir, f ü r was haben wir einen Geheimgang? Er ist perfekt, damit ich nicht
an deinem Drachen da draußen vorbei muss! “ Ally musste grinsen, sie freute sich ja ü ber seine Geste, aber sie hatte sich nun mal so
erschreckt. „ Er ist kein Drache! “ Ari konnte seine Eifersucht nicht verbergen. „ Ja, das habe ich gemerkt. Mit einem Drachen h ä ttest du dich nicht so lange amüsieren, kichern
und quasseln können! Bis drei Uhr morgens! “ Er gab ihr einen Kuss, dann noch einen und einen letzten,
innigen. Dann streichelte er sie sanft im Gesicht.
Weitere Kostenlose Bücher