Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
Bohnendosen. Sie hatte eine ganze Nacht verloren und war in Eile.
»Die letzte Prüfung?«, schrie sie, als Dalia ihr die Anweisungen auf dem Laptop zeigte. »Ausgezeichnet, Schätzchen.« Dann runzelte sie argwöhnisch die Stirn. »Also, was genau ist Lonely Flats?«
»Dort liegt der Ausgangspunkt des Jumpup-Trails«, erwiderte Shelly, während Normans Motor hustend ansprang.
»Ein Trail? Soll das heißen, ich muss wandern?« Ihre Stirnfalten wurden tiefer.
»Und ob«, bestätigte Shelly. »Kilometerweit.«
Lonely Flats entpuppte sich als genau das, was sein Name versprach: Es war lonley und flat – einsam und flach.
Als Norman rumpelnd zum Stehen kam und Alice steif aus dem Wagen kletterte, kam ein hochgewachsener, dünner Mann herübergeschlendert, der aus einem niedrigen, lang gestreckten Gebäude am Rand der unbefestigten Straße getreten war. Es war das einzige Gebäude hier. Dahinter dehnte sich öde Leere aus. Die Sonne stand bereits sehr tief.
»Ihr seid ein bisschen spät dran«, sagte der Mann und streckte seine Hand aus. Er trug Jeans und darüber ein weites, langärmeliges Hemd. Eine Baseball-Kappe spendete seinem dunklen Gesicht Schatten.
Alice zwang sich zu einem Lächeln und schüttelte seine Hand. »Ja«, erwiderte sie knapp, »der Motor unseres sogenannten Fahrzeugs hat sich überhitzt – was für eine Überraschung. Wir mussten warten, bis er sich wieder abgekühlt hatte.« Sie warf Shelly, die jetzt neben dem bockigen Norman stand, einen wütenden Seitenblick zu. »Und Sie sind …?«
»Ich bin Jon«, sagte der Mann. »Motte und Bailey waren alte Freunde von mir. Ich habe ihnen versprochen, dich sicher auf den Weg zu bringen.« Er deutete in Richtung der untergehenden Sonne. »Der Beginn des Pfads ist ausgeschildert. Du läufst ungefähr zwanzig Minuten auf der Piste hier entlang und biegst dann ab. Von dort aus brauchst du etwa zwölf Stunden, um den nächsten Ort, Jumpup Crossing, zu erreichen.« Er hielt einen kleinen Rucksack hoch. »Eigentlich sollst du dich von dem ernähren, was die Natur bietet. Aber mir ist wohler, wenn du eine Notration dabeihast. Das müssen wir Mr Grusich ja nicht erzählen.«
»Was die Natur mir bietet?« Alice bereitete allein der Gedanke an einen zwölfstündigen Marsch Panik.
Jon lächelte. »Von Beeren, Nüssen und so weiter. Im Rucksack ist eine Liste mit Abbildungen von giftigen Pflanzen. Mit etwas Glück fängst du vielleicht eine oder zwei Eidechsen. Und wenn du sehr viel Glück hast, schaffst du es sogar, ein paar Witchetty-Maden auszugraben.«
Alice wurde noch blasser. Shellys Grinsen war so breit wie eine Melonenscheibe.
Jon stellte den Rucksack auf dem Boden ab und löste etwas, was aussah wie eine aufgerollte khakifarbene Plane und seitlich daran befestigt war. »Ich denke, du solltest auch eine Schlafrolle mitnehmen. Die schützt wenigstens vor den Moskitos.« Mit einer Handbewegung entrollte er das Bündel auf dem staubigen Boden.
Alice starrte entgeistert auf das Ding, das sich als eine starre Zeltplane mit eingenähter Matratze entpuppte. Eine Art Schlafsack.
»Kein Zelt?«, fragte sie zaghaft.
Shelly wurde von einem lautlosen Lachanfall geschüttelt. »Kein Zelt«, gluckste sie. »Nur die Schlafrolle, im Freien, unter dem Sternenhimmel.«
»Das Wichtigste ist, dass man daran denkt, den Schlafsack vor dem Hineinkriechen genau zu inspizieren«, fuhr Jon fort. Er ging in die Hocke und öffnete den seitlichen Reißverschluss der Matte. Dann zog er den Ärmel seines Hemds über die Hand, sodass kein Stückchen Haut ungeschützt war, steckte den Arm unter die Plane und tastete den Innenraum ab. »Alles Mögliche kann sich da drin verkrochen haben: Spinnen – manche von den Biestern sind giftig. Schlangen …«
Alice stand wie erstarrt neben ihm.
Jon richtete sich auf und lächelte sie erneut an. »Jetzt ist erst mal alles in Ordnung. Aber sobald du die Schlafrolle nutzen willst, musst du sie noch mal überprüfen.«
Er half Alice, den Rucksack aufzusetzen, während Shelly den Schlafsack wieder zusammenrollte.
»Ich würde dir allerdings raten, die Nacht durchzulaufen. Da ist es kühler.«
Alice schluckte und starrte ihn an.
»Du schaffst das schon.« Jon schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Da geht’s lang«, sagte er und deutete abermals in Richtung Sonnenuntergang.
Alice marschierte los.
»Sei auf der Hut vor dem Bunyip!«, rief Shelly ihr nach.
»Dem was …?« Alice drehte sich um.
»Dem Bunyip. Der treibt sich
Weitere Kostenlose Bücher