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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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White's vorbei.« Zwischen ihnen herrschte kurz Schweigen; schwer lagen die unausgesprochenen Fragen zwischen ihnen. Aber als er wieder das Wort ergriff, wollte er nur eines wissen: »Und was hast du morgen vor?«
    »Ich glaube, in meinen Kalender ist ein Vortrag bei den Literary Ladies of Mayfair eingetragen.«
    »Sagst du mir Bescheid, wenn sich etwas ändert?«
    »Bitte mach dir keine Sorgen, Deverill!« Auf dem Weg zur Tür wich Sofia einer handfesten Lüge aus.
    Er ließ sich nicht hinters Licht führen. »Sofia ...«
    »Ich sollte jetzt lieber gehen, bevor ich Rose' Zorn auf mich ziehe.«
    »Pass auf dich auf, meine Liebe!« Seine Stimme klang so weich wie das Rascheln ihrer Seide. »Möge das Glück über dich wachen wie ein Falke.«
    »Und über dich, caro«, wisperte sie, während sie die Treppe hinaufeilte.
    Aber in Wahrheit spürte Sofia genau, dass sie mehr als nur eine Portion Glück brauchen würden, um die Scarlet Knights mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
    Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012

19. Kapitel
    O sborne drückte dem verwirrten Gehilfen ein großzügiges Trinkgeld in die Hand, stopfte die Kopie des Warenverzeichnisses in die Tasche und kehrte zur wartenden Kutsche zurück. Er war zwar kein Experte in Sachen krimineller Unterwelt, aber er wollte einen Besen fressen, samt Stiel und Borsten, falls in den Räumen der Firma Hillhouse & Brewster tatsächlich irgendwelche verbrecherischen Machenschaften abgewickelt wurden.
    Genau wie Coxe schätzten die beiden ältlichen Geschäftsführer sich glücklich, über die logistischen Probleme des Transports wertvoller Kunstwerke aus Übersee zu sprechen. Osborne hatte das Interesse vorgetäuscht, selbst eine private Sammlung anlegen zu wollen, hatte eine Reihe detaillierter Fragen gestellt, die sämtlichst mit größter Offenheit beantwortet worden waren. Aus dem Lager waren Akten und Unterlagen herbeigeschafft worden, und die jüngsten Bilanzen wurden studiert; er war sogar eingeladen worden, eines der Schiffe zu besichtigen, die in Greenwich vor Anker lagen.
    Abermals betrachtete er die jüngste Rechnung einer Verschiffung, die nur das bestätigte, was er mit eigenen Augen im Stadthaus des Earls gesehen hatte. Bei den Stücken handelte es sich um nichts anderes als um eher langweilige Fragmente aus Marmor, die zwar aus festem Stein gehauen waren, aber in Größe und Statur recht bescheiden waren. Kein einziges Kunstwerk konnte auch nur die Andeutung eines Spalts vorweisen, in dem Schmuggelware oder Nachrichten hätten versteckt werden können. Und Sofias Verdacht hatte sich in keiner Weise bestätigt.
    Es sei denn, sie hatte ihn absichtlich in die Wüste geschickt.
    War er ein Narr, weil er ihr die Geschichte von der Akademie abgekauft hatte, in der Spione ausgebildet wurden? Ein Kader säbelrasselnder Weiber, angeführt von Lord Lynsley, diesem Ausbund an Schicklichkeit? Osborne rieb sich die Schläfen und gestand sich ein, dass man ihn im Club herzlich auslachen würde, wenn er auch nur die Hälfte dessen weitererzählen würde, was man ihm gestern Nachmittag aufgetischt hatte. Falls man ihn nicht gleich in die Irrenanstalt nach Bedlam verfrachtete.
    Aber so merkwürdig die Einzelheiten auch klingen mochten, an Sofias Aufrichtigkeit zweifelt er nicht. Gerechtigkeit bedeutete ihr viel - leidenschaftlich viel, wie auf vielerlei Weise und oft auch untergründig deutlich wurde. An ihrer Stimme, in ihren Augen, an ihrem Körper. An jeder Faser ihres Daseins. Manches konnte man vortäuschen, aber weder Mut noch innerste Überzeugung.
    Außerdem bestätigte Lynsleys seltsame Reaktion auf seinen Bericht über Sofias Benehmen ihre Behauptungen. Ein echter Beschützer, noch dazu ein so geradliniger Mann wie der Marquis, hätte einen Herzanfall erlitten, wenn er von ihren Umtrieben in der Stadt erfahren hätte.
    Oh ja, sie erzählte ihm die Wahrheit. Wenn auch nicht die ganze.
    Osborne war in grüblerisches Schweigen versunken, als die schlichten Geschäftshäuser aus Backstein den eleganten Herrenhäusern in Mayfair wichen. Es kostete ihn nicht viel geistige Anstrengung, um zu dem Schluss zu gelangen, dass sie ihre Entscheidung aus ein oder zwei Gründen gefällt hatte - entweder traute sie ihm nicht zu, dass er kein Wort über ihre Strategie verlauten ließ, oder sie hielt ihn nicht für fähig genug, den Feind zu überlisten oder im Kampf zu besiegen.
    Er war sich nicht sicher, was schlimmer war.
    Nachdem er noch

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