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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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ich lass dich jetzt in Ruhe, damit du dich fertig machen kannst.«
    Als ich aufsah, gab mir Ben einen Kuss auf die Stirn, und ich lächelte. Er stand auf, und ich stieg aus dem Bett und tapste zum Badezimmer hinüber.
    »Remy?« Er hielt an meiner Zimmertür inne, eine Hand schon am Türknauf. »Ich bin stolz auf dich. Das weißt du doch, oder?«
    Bei seinen Worten wurde mir warm ums Herz. Er wandte sich zum Gehen, und plötzlich wollte ich reinen Tisch machen. Das war das Wenigste, was ich tun konnte.
    »Dad? Du hast dich nie nach meinen Plänen erkundigt. Was ich nach der Schule vorhab, meine ich.«
    Er nickte und zögerte merklich. »Ich wollte dir keinen Stress machen. Hab mir gedacht, du würdest dir nach allem, was dieses Jahr passiert ist, ein bisschen Ruhe gönnen wollen.«
    »Na ja, ich wollte nichts sagen, solange ich noch nichtwusste, ob ich auch wirklich bleiben würde, aber ich habe mich letztes Jahr auf ein paar Colleges beworben. Für ein vormedizinisches Programm. Ich hab’s nicht erwähnt, weil ich kein Stipendium bekommen habe. Ich kam mir doof vor, weil ich es mir gar nicht leisten konnte hinzugehen, aber auf der Columbia wurde ich angenommen. Ich …«
    Als er mich kurzerhand hochhob, umarmte er mich so fest, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Sein Schrei drohte, mein Trommelfell platzen zu lassen, aber ich konnte nicht aufhören, ihn anzugrinsen.
    Er ließ mich wieder herunter und betrachtete mich ehrfürchtig. »Das mit dem Schulgeld deichseln wir schon. Verdammt, meine Tochter wird Ärztin!«
    Lucy erschien im Schlafanzug in der Tür unseres gemeinsamen Badezimmers, während meine Stiefmutter gleichzeitig mit schwingenden roten Locken aus dem Flur hereinstürmte.
    »Was ist passiert?«, nörgelte Lucy.
    Laura schlug Ben mit dem Geschirrtuch, das sie in einer Hand hielt, auf den Rücken. »Ben, ich hab dir doch gesagt, du sollst sie schlafen lassen!«
    Einen Arm um meine Schulter gelegt, drehte er sich zu ihnen um. »Jetzt hört mal gut zu. Erzähl’s ihnen, Remy!« Ich konnte gerade mal den Mund öffnen, da platzte er schon damit heraus: »Unsere Tochter wurde zum vormedizinischen Programm an der Columbia University zugelassen!«
    Lauras Schrei war lauter als Bens. Sie eilte auf mich zu und drückte mich fest an sich. Über ihre Schulter hinweg beobachtete ich Lucy und sah, wie sie mit sich rang, ob sie sich mit den anderen für mich freuen sollte, obwohl sie sauer auf mich war. Ich kannte das, denn ich hatte am Anfang tagelang krampfhaft versucht, keinerlei Gefühle für die drei aufkommen zu lassen. Vergeblich.
    Lucy schaffte es auch nicht. Als sich unsere Blicke trafen, erschien auf ihren Lippen ein kleines Lächeln. Ich streckte einen Arm nach ihr aus, und sie gesellte sich neben mich in unseren kleinen Kreis.
    Nur ich hörte, wie sie flüsterte: »Ich finde dich zwar immer noch unmöglich, aber ich liebe dich.«

    Die Abschlussfeier durchzustehen, war schwieriger als gedacht. Mein achtzehnter Geburtstag vor ein paar Wochen war relativ ruhig über die Bühne gegangen, aber da hatten wir auch noch unter dem Eindruck von Deans Überfall gestanden. Ich war in den letzten Tagen so mit der E-Mail an meinen Großvater und den entsprechenden Konsequenzen beschäftigt gewesen, dass ich gar nicht darüber nachgedacht hatte, welche Gefühle die Abschlussfeier in mir hervorrufen würde.
    Während der Zeremonie nahm ich nur eine Wand aus roten Talaren wahr, und ich wusste, sie war zu Ende, als die dazu passenden Barette in die Luft geworfen wurden. Meine Familie saß unter den Zuschauern hinter mir, zusammen mit Gabriel und Lottie. Mein Vater hatte vermutet, was ich nicht vermutet hatte. Die Abwesenheit meiner Mutter schwebte über mir wie die Nebelschwaden, die manchmal die Küste hinaufkrochen.
    Asher saß in einem Talar neben mir, und ich wusste, er spürte meine Traurigkeit, auch wenn ich mich hinter meinen Mauern verschanzt hatte. Er warf mir einen frustrierten Blick zu, und ich dachte mir, ich müsste ihm wohl langsam die Wahrheit sagen. Ich hatte vorgehabt, ihm erst alles zu beichten,wenn mein Großvater auf meine E-Mail reagiert hatte. Wenn er es nicht tat, brauchte ich schließlich keine Pferde scheu zu machen. Allerdings konnte ich Asher nicht ewig abblocken, nicht, wenn er mich so verletzt anguckte.
    Während andere um uns herum feierten, umarmte ich ihn. Lass uns den heutigen Tag genießen. Wir sprechen später, okay?
    Er nickte.
    Mein Vater erschien mit einem Strauß Rosen an meiner

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