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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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vor allem aber wollte ich Alcais eine Lektion erteilen. Mühsam rappelte ich mich auf.
    »Hey, Alcais«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Du wolltest wissen, wie meine Kräfte funktionieren? Deshalb hast du Erin doch verletzt, oder?«
    Er nickte, und ein Anflug von Besorgnis huschte über sein Gesicht. Ich streckte meine Hand aus, die Handfläche nach unten, damit er die Brandwunden nicht sehen konnte.
    »Schau selbst.«
    Er zögerte einen Augenblick, doch dann gewann seine Neugierde die Oberhand. er kam näher. Sobald er in Reichweite war, schnappte ich ihn mir mit der gesunden Hand. Bislang waren die Furcht einflößenden roten Funken immer dann entstanden, wenn ich mich in Gefahr befand. Ich hatte sie mir nie herbeigewünscht, nicht bei so einer kleinen Verletzung. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich es konnte, aber in diesem Augenblick, wo Erin noch immer weinte und meine Hand blutete und verbrannt war, wollte ich es Alcais heimzahlen.
    Ich dachte schon, es würde nicht klappen, aber plötzlich erhob sich die Energie in mir. Sie versengte mein Inneres wie eine Feuergarbe, und da, wo Alcais und ich uns berührten, sprühten rote Funken in alle Richtungen. Er schrie auf und stürzte zu Boden, wand sich vor Schmerzen, die ich auf ihn übertragen hatte.
    Ich ließ ihn los und hockte mich neben ihn. »Glaub ja nicht, dass ich dich heile, Alcais«, zischte ich. »Das geschieht dir ganz recht. Wie kann man nur seiner eigenen Schwester dieHand verbrennen? Wie kann man Menschen immer nur benutzen wollen? Du kannst nur hoffen, dass ich dich nie wieder dabei erwische, wie du den beiden wehtust. Und solltest du jemals wieder etwas von ihnen heilen lassen wollen, und sei es ein abgerissenes Nagelhäutchen, dann wirst du es bereuen. Dafür sorge ich! Kapiert?«
    Er nickte mechanisch wie eine Spielzeugpuppe.
    Meine Hand tat höllisch weh. Ich stand wieder auf und wandte mich Delia und Erin zu. Ihnen hatte ich genauso viel Angst eingejagt wie Alcais. Pech! Gewissensbisse verspürte ich keine. All die Jahre hatte ich zugeschaut, wie Dean meine Mom misshandelte, unfähig, mehr zu tun, als sie danach zu heilen. Ich würde nicht mehr dabeistehen und zuschauen, wie noch ein Sadist jemanden quälte.
    Ich reckte das Kinn, schnappte mir meine Tasche und stolzierte aus der Garage.

    Erin entdeckte mich im Gästebad.
    Ich brauchte ein wenig Zeit, um mich aufzuladen, bevor ich mich heilen konnte. Unterdessen hatte ich mich auf den Waschtisch gesetzt, mich an den Spiegel gelehnt und ließ nun kaltes Wasser über die Handfläche laufen. Erin ließ die Tür offen, ging um mich herum und setzte sich auf die Toilette. Unsicher, ob ich sie in diesem Zustand vor mir schützen konnte, fuhr ich meine Abwehr hoch.
    Ich seufzte. »Es tut mir nicht leid. Dein Bruder ist ein Widerling!«
    »Ein totaler Psycho!«
    Ich sah sie unsicher an. Sie klang gar nicht verängstigt.
    »Du musst Vitamine schlucken. Dein Immunsystem schwächelt!«
    Sie riss die Augen auf. »Woher weißt du das?«
    »Ich berühre jemanden und spüre, welche Verletzungen oder Krankheiten er hat. Das ist bei dir wahrscheinlich auch so?«
    »Remy, so ausgefeilt sind unsere Fähigkeiten nicht. Ich kann nicht sehen, ob bei jemandem eine Erkältung ansteht. Ich sehe es nur, wenn er bereits eine Erkältung hat.«
    Ich schloss die Augen. »Na super. Ich bin ein Erkältungsdetektor!«
    Sie lachte. »Na, ist doch cool!«
    Ich blinzelte sie an, um zu sehen, ob sie scherzte. »Na ja, nur manchmal. Meistens ist es absolut ätzend. Ich habe mehr was von einem Staubsauger als von einem Erkältungsdetektor, wenn du verstehst, was ich meine.« Ich spielte darauf an, dass ich absorbierte, was ich heilte.
    »Na, als Killerwaffe gegen fiese Brüder bist du aber auch super einsetzbar«, bemerkte sie trocken.
    Ich wurde nicht schlau aus ihr. Als ich den Wasserhahn abdrehte, stand sie auf und nahm ein Handtuch vom Regal. Ich nahm es ihr ab, um mich abzutrocknen, und beide betrachteten wir das Malheur.
    »Ich wünschte, ich könnte dich heilen«, sagte sie. »Ich habe mich noch gar nicht bedankt, oder? Tausend Dank!«
    Ihre Umarmung schockierte mich. Ehe ich mir Gedanken machen konnte, wie ich reagieren sollte, schob sich mein Großvater durch die Tür. Oh, oh, dachte ich. Jemand hat’s ihm gesteckt.
    Eines musste man ihm lassen: Anstatt mir die Hölle heiß zu machen, weil ich Alcais verletzt hatte, machte er einen Riesenwirbel um meine Hand.
    »Franc, ich komme klar«, protestierte ich

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