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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Mitgefühl: »Das ist leider die Schattenseite unseres Berufes, nicht wahr? Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten. Ist Ihnen das zu viert nicht ein bisschen eng hier?«
    Am Mittwoch machte sie den Fehler, noch einen kleinen Satz anzuhängen: »Die Gefahr dabei ist, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.« Und sie löste damit bei van Appeldorn eine gewaltige Explosion aus. Es war Cox, der die Wogen so weit glätten konnte, dass beide Kontrahenten ohne Gesichtsverlust auseinander gingen.
    Toppe war sich bitter bewusst, dass das eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, aber wenn es um Charlotte Meinhard ging, verlor er jedes diplomatische Geschick. Im Grunde war er nie ein besonders guter Friedensstifter gewesen, weil seine eigenen Gefühle ihm meist zu sehr im Weg standen …
    Als es klopfte, war er mit seinen Grübeleien an dem Punkt angekommen, dass er für seinen Job völlig ungeeignet war.
    Der Kollege von der Wache brachte einen Briefumschlag. »Hat ein Pfaffe für dich abgegeben.«
    Der Nierswalder Pastor schickte die Namen der Leute, die das Spielhaus gebaut hatten. Toppe legte die Hand über die Augen. »Zur Abwechslung hätte ich hier mal eine Liste.«
    Cox nahm für einen Moment den Blick vom Bildschirm. »Wie viele sind es denn?«
    »Du wirst es nicht glauben, es sind sechsundvierzig.«
    »Hast Recht, ich glaub’s nicht. Was hatten die denn vor? Wollten die ins Guinness-Buch der Rekorde? Wie viele Menschen können gemeinsam eine Hütte bauen, ohne sich gegenseitig totzutrampeln?«
    »Wie es aussieht, wohnt über die Hälfte der Leute inzwischen nicht mehr im Dorf. Wir werden also ein bisschen in der Weltgeschichte herumkommen.«
    Cox sah auf die Uhr. »Meine Zeit am Schirm ist um. Aber das, was ich ausgedruckt habe, wird uns ja wohl noch für ein paar Stunden auf Trab halten. Wie viele Fragezeichen bleiben übrig?«
    Sie hatten einen kleinen Restbestand an vermissten Personen, bei denen sich auch nach ausführlichen Telefonaten mit Behörden und Angehörigen nicht sicher ausschließen ließ, dass einer von denen ihr Toter war.
    »Nur noch fünf«, antwortete Astrid und streckte sich. »Ach Mann, was wir hier tun, ist doch völliger Schwachsinn! Was ist denn zum Beispiel mit Obdachlosen, Tippelbrüdern, illegalen Einwanderern, den ganzen Leuten, die niemand als vermisst melden würde?«
    »Scheint mir für diesen Personenkreis irgendwie die falsche Tötungsart zu sein«, erwiderte van Appeldorn. »Aber bitte, möglich ist alles.«
    »Es stimmt schon«, sagte Cox. »Wenn wir ehrlich sind, fischen wir im Trüben. Meine einzige Hoffnung ist Henry. Ich kann zwar nicht beurteilen, ob seine Methode wirklich Hand und Fuß hat, aber das Ergebnis ist viel versprechend. Ich war jeden Abend dort. Verdammt beeindruckend, muss ich schon sagen.«
    »Und das aus dem Munde von PC!«, spottete van Appeldorn.
    Cox verstand ihn nicht.
    »P, C – Peter Cox. Nomen est omen. Ist dir das noch nie in den Sinn gekommen?«
    »Ehrlich gestanden nicht«, meinte Cox verwirrt. »Ihr müsstet euch Henrys Meisterstück wirklich mal anschauen. Der würde sich bestimmt auch freuen. Heute wollte er die Haare einarbeiten. Er hat mir gezeigt, wie man bei einer Fettwachsleiche den Haaransatz und sogar noch Wirbel erkennen kann. Fantastisch! Und Gabi war gerade dabei, Echthaar im richtigen Grauton einzufärben.«
    »Ich bin mittlerweile auch ziemlich neugierig«, sagte Astrid. »Wollen wir alle zusammen hinfahren?«
    »Heute Abend kann ich leider nicht«, entschuldigte sich van Appeldorn. »Um sieben steigt im Materborner Jugendheim die Abschiedsfete für Ulli.«
    »Heute schon?« Astrid wunderte sich. »Ich dachte, Ulli fängt erst am 1. November in Nierswalde an.«
    »Stimmt, aber sie hat noch Resturlaub, und das ist auch gut so. Es gibt reichlich zu tun. Wir haben nämlich endlich ein Haus gefunden, das wir uns leisten können.«
    »Echt? Toll! Und wo?«
    »In Nütterden, ganz in der Nähe von den Sieben Quellen.«
    »Verzeihung«, unterbrach sie Cox. »Ist das eine offizielle Pause? Wenn ja, würde ich nämlich jetzt mein Butterbrot essen.«

    Einer von Toppes Albträumen wurde wahr.
    In der Pathologie roch es immer nach scharfen Desinfektionsmitteln, unangenehm, aber auszuhalten. Heute jedoch stank es nach Formalin.
    Toppe hielt unvermittelt die Luft an, blieb stehen und ließ Astrid und Cox vorbei. Während seiner Ausbildung hatte er besonders eifrig sein wollen und sich als Zuschauer bei Obduktionen an der

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