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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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sie, streckte sich und begann sich zu putzen, während sie, ohne sich zu rühren, zitierte:
    »Besser, ein Mann stirbt, als das Volk. So hat K aiphas die Verurteilung Christi begründet.«
    Als er nichts entgegnete, wandte sie sich von den Fl a m m en ab und schaute ihn an. Ihr Blick wurde sofort besorgt.
    » W as habt Ihr, Monseigneur ? «
    Er konnte ihr erzählen, was er C o l m ardo m itgeteilt hatte. Aber nein; sie neigte eben fa lls zur Sc hl aflosigkeit, und wenn sie es erfuhr, würde es sie belasten, ohne daß sie etwas dagegen unternehm e n konnte, und er wußte selbst, wie sehr er dieses Gefühl der Ohn m acht haßte. Außerdem war da noch dieses andere, Unausgesprochene, was zwischen ihnen stand.
    Andererseits war er nicht grun d los hierhergekom m en, und er wollte sie nicht durch Schweigen krä n ken. Besser, eine halbe Wahrheit zu teilen, die ihn ohnehin genug bedrückte.
    »Ich hatte heute ein… einzigartiges Gespräch mit dem König, ma nièce«, erwiderte der K a rdin a l . Sie war t ete. Er musterte den Ring an seiner Hand, Sy m bol der Ehe m it der Kirche. E s war außerdem das Sy m bol des Endes der Fa m ilie du Plessis de Ri c helieu, zu m indest in direkter Linie, denn Henri war k i nderlos gestorben. Nun, die W ahl hatte im m er bei ihm g e legen, nicht wahr? Nie m and hatte ihn je zu seinem Schicksal gezwungen.
    »Ich habe keinen Sohn.«
    Es war ausgesprochen, und es traf sie schlimmer, als wenn er sie wieder a u s g eschlos s en hätte. »Ich verste h e«, s agte M arie, um ihre Beherrschung kä m p fend, und wiederholte da m it unbewußt die Reaktion des Königs. »Ich habe Euch i m m er als m einen Vater angesehen. Ich dachte, Ihr wüßtet das. Aber anscheinend ist es Euch nicht g enug.«
    Sie stand auf und verließ den Raum; es bereitete ihr Mühe, die Türflügel behutsam und nicht heftig hinter sich zu schließen. Männer und ihre unübertroffene Gabe, einen zu verletzen. Plötzlich wünschte sie, s ie wäre da m als wirklich zu den Kar m eliterinnen gega n gen. Die Sicherheit und die Abgeschiedenheit eines Klosters, ja, und vor allem weder Ar m a nd de Richelieu noch Paul d’Irsd m asens.
     

30. KAPITEL
     
    Cinq Mars schritt unr u hig auf und ab. »Ich konnte es ihm nicht ausreden, A uguste«, sagte er zu de Thou. »Der König reist zur Belagerung nach Perpignan, und das bed e utet, der K ardinal ebenfalls.«
    Sein Freund runzelte die Stirn. »Auf Reisen t r i f ft, er be s tim m t verstärkte Sicherheitsvorkehrungen.«
    Der Opti m is m us, der ihm angeboren war, begann in Cinq Mars wieder die Oberhand zu gewinnen. »Ja, aber es wird eine lange Reise werden, quer durch das ganze Land. Er wird an Orten residieren müssen, die er nicht kennt. In die b e iden Fuchsbauten, die er hier h at, können wir ohnehin nie m anden einsch m uggeln.«
    »Ich dachte, der Plan sei, ihn in Gegenwart des Königs umzubringen ? «
    »Ja. W as m i ch übrigens darauf bringt, daß ich m it unserem Schatten sprechen m uß. Aber Fontrailles und ich sind übereingekommen, daß es besser ist, noch einen zweiten Mann bereitzuhalten.«
    Auguste de Thou seufzte. Das alles unterschied sich sehr von d e m , was er sich ein m al vorgestellt hatte. Hatten Brutus und Cassius auch solche Unterredungen f ühren m üssen, die ihnen das Gefühl gaben, nicht Befreier, sondern, nun, Mörder zu sein?
    » W ieder ei n en Musketier?« fragte er.
    »Gott bewahre. Treville würde Feuer speien. Er hat sich sei n erz e it ohnehin genug geziert, bevor er den Mann in seinem Haufen unterbrachte, obwohl er sich seither nicht m ehr beschwert hat.«
    » W ieviel w e iß Treville e igentlic h ? «
    »Nur, daß wir den Kardinal erledig e n wollen. Also bitte k e in W ort über Spanien zu ih m .«
    In dieser Hinsicht sy m pathisie r te de Thou m it Treville. Er war nicht blind; angesichts des Kriegsv e rlaufes ließ sich inzwi s chen nur allzu klar erkennen, warum Olivares ber e it g ewesen war, s i c h in e inen Handel m it ein paar obskuren Hofleuten ohne offizielle Regierungsä m ter einzulassen. Die Vor s tellung, sich von dem Sp a nier ausnutzen zu lassen, bereitete de Thou Unbehagen. Er dachte an seinen Vater, Jacques de Thou, der eine große Rolle bei der Versöhnung zwischen Henri III und Henri de Navarre, dem zukünftigen Henri IV, gespielt hatte. Und weswegen hatten sich die beiden versöhnt? Um sich gegen Spanien und die von Spanien unterstützte Liga zu verbünden.
    Aber vor allem anderen war es wichtig, das Land von Richelieu

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