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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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deswegen gegebe n . Sollte ich Euch den Dispens erteilen und da m it zu einem Mitglied des Klerus m achen«, sagte Paul V. zu Ar m and, »was würdet Ihr dann als Angehöriger der Kirche in dieser Angelegenheit raten ? «
    »Es ist f ür Euer Heili g keit un m öglich, so t r eue Diener, die gerade einen derart deutlichen Beweis ihres Gehorsams geliefert haben, öf f entlich zu verdam m en. Um die V ä ter vom Orden der Dominikan e r jedoch nicht zu verletzen, würde ich Euch vorschlagen, die Disputatoren und K onsultoren m it der Erklärung in ihre Hei m at zu schicken, eine Entscheidung werde zu gegeben e r Zeit von Euch getro f fen werden; indessen sei es Eure Meinung, daß kein T eil der Kirche den anderen v e ru n gli m p f en sollte.«
    Er sprach sachlich und ernst und hütete sich, sich seine Gefühle an m erken z u lassen. Henri hatte ihn ein m al in s einer unwirschen Art, Besorgnis zu zeigen, gefragt, ob i h m »die Sache m it dem Zölib a t« etwas aus m ache. Noch w ar er n i c h t Priester, hatte noch keine Gelübde abgele g t , und in Rom schien es m ehr bereitwilli g e Fra u en zu geben als sonst irgendwo, aber seltsa m erweise h atte ihn das n ie in Versuchung geführt.
    Das ist Rausch, dachte A r m and, das ist Ekstase. Von einem der m ächtigsten Männer der Erde um Rat gefragt zu werden und die Möglichkeit zu haben, einzugreif e n, zu gestalten, zu fo r m en.
    In Bedrängnis kam er nur ein m al, als der Papst auf Henri IV zu sprechen kam. »Glaubt Ihr, Euer König ist ein guter Herrscher, m ein Sohn ? « fragte er.
    »Gewiß, Euer Heiligkeit«, antwortete Ar m and, ohne zu zögern.
    »Unser Land war von den Religi o nskriegen und den Zwisten der großen Familien ausgeblutet, und er hat es wieder geeint, gefestigt und gestärkt.«
    »Eine starke Regierung ist also Eurer Meinung nach die wichtigste Eigenschaft eines Herr s cher s ? I c h würde m einen, die erste Tugend der Könige sollte die Sorge um das Wohl der S e elen ihrer Untertanen sein.«
    Ar m and spürte, daß all e s, wo f ür er in Rom gearbeit e t hatte, jet z t in der Schwebe stand. » B eides hängt unabdingbar m iteinander zusa mm en, Euer Heiligkeit. Ein Herrscher kann nicht für das Wohl der Seelen sei n er Unterta n en sorgen, wenn diese Unterta n en da m it beschäftigt sind, sich gegenseitig zu bekriegen.«
    »Doch Euer König«, erwiderte Paul V. langsam, »soll bei seiner Rückkehr zum wahren Glauben ges a gt haben, Paris sei eine Messe wert. Das zeugt nicht eben von der Absicht, für das Seelenheil seiner Untertanen zu sorgen, ganz abg e sehen davon, daß er seinen ehe m aligen Glaubensbrüdern, den Hugenotten, ganz unerhörte Freiheiten eingeräu m t hat.«
    Es war die S t unde, es war der Ort. »Wäre der König kein aufrichtiger Katholik«, gab Ar m and zurück, »hätte er dann auch als seine zweite Frau eine katholische P r inzessin gewählt und einen der Väter von der Gesellschaft Jesu, die ihre Hauptaufgabe in der Bekämpfung der protestantisc h en Irrwege sieht, zu seinem Beicht v at e r g e m acht?«
    Einen Moment lang schwieg der Papst; dann lachte er. »Henricus Magnus armandus Armando«, sa g t e P a u l V . e r he it e rt . »H en r i der Große hat sich durch A r m and gew a ppnet. Es ist gut, m e in Sohn. Macht Euch bereit, Eure Gelübde vor Gott, unserm Herrn, abzulegen. Ich werde E uch einen Dispens erteilen.«
    Am 17. Ap r il 1607 wurde A r m and Jean du Plessis de Richelieu in Rom an ein und de m selben Tag zum Priester und Bischof geweiht. Er war zweiundzwanzig Jahre alt.
     

16. KAPITEL
     
    A r m and k e hrte Rom nicht ohne Bedauern den Rücken, denn er wußte, daß er es ver m u t lich nicht w i eder s ehen würde. W as er in de r Kurie erlebt hatte, ließ es unwahrscheinlich erscheinen, daß ein Franzose je m als in die engere W ahl für den Heiligen Stuhl ka m , und wenn er länger blieb, würde er d e m Wunsch, danach zu streben, nicht widerstehen können. Außerdem hatte er eigentü m licherweise Heimweh; es war der schiere Klang der fra n zö s i schen S p rache, den er ver m ißte. Selbst du Perron hatte Lateinisch m it ihm gesprochen, und unter den höherrangigen Prälaten war Spanisch die allge m eine U m gangssprache.
    Kurz vor seiner Abreise kam es no c h zu einer U nterredung m it einem Mitglied der spanischen Del e gation, die ihm lange im Gedächtnis blieb.
    »Junger Freund«, sagte Kardinal C o nchillos, »ich wollte vor Seiner Heiligk e it nichts sagen, weil ich Eu c h nicht schaden m

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