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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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berufen, und ich bin entschlossen, seinem Ruf zu folgen.«
    »Gut«, sagte Suzanne schneidend, »dann folge ihm als Bischof in Luçon.«
    Alphonse rührte sich nicht. » U m des Mam m ons willen kann ich Gott nicht dienen. Die Kirche ist von Ehrgeiz und Raffgier verseucht, und nur die Klöster sind noch rein.«
    Großartig, Alphonse, dachte Ar m a nd, warum gehst du nicht gleich zu den Protestanten?
    Er war sie b zehn, und m an hatte ihn zur Investit u r sei n es älteren Bruders aus Paris zurückgeholt, wo er am College de Navarre in der Sorbonne studierte. Das hatte er S uzannes Bruder zu verdanken, A m ador de La Porte, d e nn die Fa m ilie Ric h eli e u hatte k ein Geld f ür die Ausbildung eines dritten Sohnes m ehr übrig. Eine der wenigen Einkunftsquellen, die François du P l essis nicht verspielt hatte, war das Recht gewesen, den Bischofssitz von Luçon zu besetzen. Alphonse war von Anfang an für diesen Bischofssitz bestim m t gewesen, und nun war sein Onkel Jacqu e s du Plessis, der vorige Bischof, tot, und die Kanoniker von Luçon, aufsässig ge m acht durch die Refo r m en innerhalb der Kirche, weigerten sich, noch länger bei Beförderungen übergangen zu werden und für die E r nährung der Richelieus zu sor ge n. Sie hatt e n bereits ei ne Eingabe beim Heiligen Stuhl veranlaßt, um den Richelieus dies e s Recht, d as dem Geist des Tridentinu m s widersprach, fortzun e h m en. Alphonse m ußte sein A m t antreten, und zwar bald.
    Suzanne tat etwas, das m an bei ihr noch nicht erlebt hatte; sie verlegte s ich b ei einem ihrer Kinder aufs Bitten. »Alphonse, denk an m i ch und d e ine Geschwister. Es i s t deine Pflicht, uns zu helfen.«
    »Meine Pflicht Gott gegenüber geht vor.«
    Es sah so aus, als würde diese Auseinandersetzung j e tzt endlos so weiter g ehe n , aber Ar m a nd erkan n te bereits d eutlicher als je d er andere, was sich abzeichnete. Danke, A lphonse, dachte er erbittert und starrte auf den sch m alen Rücken seines Bruders, der heute wohl zum letzten m al in W a m s und Hosen gekleidet war.
    A r m and schloß die Augen und erinnerte sich an Paris. Es m achte ihm Freude, zu studieren, und es spielte auch keine Rolle, daß er nur ein dritter Sohn war; m it seiner Intelligenz war er in Debatten bereits aufgefallen, und es bereitete ihm a u ch keine Mühe, das Degen f echten zu erlernen, das Reiten, die Art, wie ein Edel m ann grüßte und sich bei Ho f e ve r hielt. Da die Fa m ilie ni c hts weiter v on ihm erwart e te als nor m ale Loyalität und die Rechtfe r tigung des Vertrauens, das sein Onkel A m ador in ihn geset z t hatte, war es ihm völlig f rei g estanden, seine eigenen Zukunftspläne zu sch m ieden.
    Er hatte nicht gerade die beste Gesundheit und war als Kind oft krank gewesen, doch seine Konstitution besse r t e sich durch d i e ständigen Reitund Fechtübungen bereits stark, und in seinen Vorstellungen hatte er sich noch nicht zwischen dem Haupt m ann de Richelieu, Held aller Schlachten und bal d iger Marschall, und dem Kapitän de Richelieu, Entdecker unbekannter Länder f ür seine Majestät König Henri IV, entschieden. Er neigte dazu, den Kapitän zu favorisieren; er liebte das Meer, seit er es das erste Mal ges e hen hatte, und es hatte ihn immer gereizt, etwas zu tun, das noch keinem anderen Menschen zuvor gelungen war.
    Soviel zu Haupt m ann und Kapitän. Er stellte sie sich beide noch ein m al vor, in all ihrer abenteuerlichen Pracht, dann begrub er sie und tat das bisher Undenkbare. Er unterbrach seine Mutter und sagte laut:
    »Ma mère, es gibt eine Lösung. Theologie und Philosophie sind beides Fächer, die ich bereits stu d iere. Laßt m i ch anstelle von Alphonse als Bischof no m inieren. Ich weiß, daß ich noch nicht das richtige Alter und die nötige Ausbildung habe, aber…«
    »Un m öglich«, unterbrach ihn Henri niedergeschlagen, dessen Gesicht sich zunächst aufgehellt h a tte. Als ältester Sohn und Erbe des Titels war e s ihm selbst un m öglich, eine kirchliche Laufbahn einzuschlagen. »Die Kanoniker von Luçon werden m it ihrer Eingabe Erfolg haben, wenn wir das tun. Sel b st wenn du dein Studium in d e r kürzest m öglichen Zeit hinter dich bringst, bist du im m er noch zu jung für die Investitur, und bis dahin haben sie uns das Bistum entzogen.«
    Suzanne sog nachdenklich ihre Unt e rlippe ein. »Es wäre m ö glich«, sagte sie stirnrunzelnd. » W enn wir nur einen sicheren Kandidaten vorzuweisen haben, gelingt es A m a d or m it sei ne m Ein

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