Die Schatten von La Rochelle
irgendwie doch noch gut ausging.
Einer der Helden stellte s ich als Pastor Sal b ert heraus, der das Tischgebet sprach und sich anschei n end auch zu einer Predigt berufen fühlte, denn sein endloser Monolog über mehrere Gänge hinweg erwies s i ch als eine solche.
»Satan war es, der Hexen und Zaube r ern ihre F or m eln gelehrt hat, da m it sie das g e m eine Volk da m it blenden können. Satan war es, der die heidnischen Priester gelehrt h a t, ihre Mysterien unter Ausschluß der Öffentlichkeit auszuüben und e i n Gehei m n i s daraus zu m achen. Die Moham m edaner, Türken und Perser halten ihren Gottesdienst in der arabi s c h en Sprache, die bei i hnen kein Mensch versteht. Und die Juden, die Gott selbst ihrer Sturheit wegen au f gegeben hat, lesen in ihren Synagogen das Gesetz und die Propheten in Hebräisch, obwohl die m eisten ihres Volkes davon wenig oder gar nichts verstehen. Ist es da n i cht erwiesen, wie falsch und irregeleitet der Gebrauch des Latei n ischen in der M e sse i s t? Das wer f e ich den Katholiken am m eisten vor, daß sie wie die Heiden tun und dem Volk die heilige Schrift vorenthalten, i n dem sie ei n e Sprac h e im Gottesdienst verwenden, die nur die Gelehrten verstehen. Aber sie wollen ja gar nicht verstanden werden. Die rö m i sche Kirche ist wie eine gesch m inkte Hure, sie will nicht aus der Nähe b e trachtet werden, da sie aus Erfahrung weiß, wie schwer es sonst ist, selbst die Unwissenden zu verleiten!«
A r m and be m erkte, daß ihn Madame d’Irsd m asens während dieses ganzen Ausbruches genau beobachtet hatte. Er aß ruhig weiter, während der Pastor fortfuhr.
»Sie sind nicht besser als die Heiden, die einst den rö m i schen Kaiser, einen Menschen, a l s einen Gott anbeteten, denn stellen sie nicht den Papst auf eine Stufe m it Christus ? «
Seine Suppe war verzehrt. Ar m and tupfte sich m it der Serviette den Mund ab, trank einen S chluck des dargebotenen W assers und sagte dann:
»Verzeiht m i r, Monsieur, aber der Papst wird, soweit ich weiß, selbst von den Jesuiten nur als Oberhaupt der eccle s ia militans betrachtet, der kä m p fenden Kirche auf Erden, nicht aber der ecclesia triumphans, der ewigen Kirche, die alle Zeiten u m spannt und deren Haupt nur Christus allein i s t. Als Mitglied d e r eccl e sia militans i s t der jeweili g e Papst ein Teil von i h r, aber i h r U n te r tan wie alle an d eren Christen auch.«
»Ihr kennt Euch sehr gut m it d e n Argu m enten der Rö m linge aus, junger Mann«, entgegnete der Pastor argwöhnisch.
»Einige m einer Verwa n dten sind b edauerlicherweise im falschen Glauben befangen, und wenn ich a u ch ihre Überzeugungen nicht teile, so habe ich doch gelernt, sie anzuhören.«
Mada m e d’Irsd m asens erstickte e i n Geräusch hinter ihrer an den Mund gepreßten Hand, das verdächtig wie ein L achen klang.
»Jedenfalls « , warf Philippe d’Irsd m asens ein, »m üßt Ihr zugeben, daß sie den Papst auf Erden in eine christusähnliche Stellung rücken, ganz gleich, welche sie ihm i m H i m m el zubilli g en.«
»Nicht un b edingt.« V e r m utlich hätte e r lieb e r schweigen sollen, doch A r m and hatte es noch nie fertiggebracht, einer Debatte zu widerstehen. »Das Tridentinum hat noch ein m al klar definiert, daß es Christus all e in i s t, w e lc h er d e r Kirc h e Leben v erleiht, der all e in Sakra m ente sti f tet und der auch ohne Sakra m ente in sich selbst den Glauben re c ht f erti g t. Der Papst hat weder das Recht, Sakra m ente zu stiften, noch sie abzuschaffen, noch stellt er ohne Sakra m ente irgend etwas dar. Er ist le d iglich ein Verwalter des Herrn, innerhalb der Zeit, während Christus außerhalb der Zeit steht und…«
»Alles gut und schön«, un t erbrach Pastor Salbert, dem ebenfalls die Freude an der Diskussion a n zu m erken war, »aber Ihr m üßt zugeben, daß die Katholiken, wenn sie den Papst über die Könige stellen und ihm das Re c ht zubilligen, sie abzusetzen, Königs m örder geradezu heranzüchten! Der Ker l , der König Henri III umgebracht hat, war ein Mönch, und ich bete täglich, daß m it unserem König Henri nicht das gleiche geschieht!«
Beifälliges G e m u r m el kam in der Tischrunde auf. »Das war ein Wahnsinniger«, sagte A r m and, »ab e r ich stim m e Euch zu. Ich glaube ebenfalls, daß der Papst keine Autorität über Könige hat noch haben sollte.«
»Das will ich hoffen«, m einte Philippe d’Irsdmasens.
Seine Ge m a hlin fragte: »Dürfen
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