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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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wenn der Mann Verstand und Skrupellosigkeit genug hatte, um einen gefährlichen Mitversch w orenen so raffiniert zum Schweigen bringen zu lassen, verdiente er m öglicherweise doch Beachtung.
    »Gut, ich gebe zu«, sagte er vor s ichtig, »die Aussicht darauf, Monsieur le Cardinal nic h t m ehr unter den Lebenden zu wissen, stim m t m ich nicht eben tra u rig. Ihr wißt jeder m ann w e iß -, was er m i r und m einer Mutter angetan hat. M e i n e ar m e Mutter, die nic h t wußte, welche Schlange sie an ihrem Busen nährte.«
    Ein etwas h eikl e s Bild, dachte Font r ailles, ang es i chts d er G e rüchte, die ein m al über die Königin m utter und Richelieu in U m lauf gewesen waren. Gaston schwieg einige pietätvolle Sekunden im Gedenken an seine Mutter, die jet z t schon seit Jahren quer durch Europa irrte und ihr Exilland ständig wechselte. Seine kindliche Anhänglichkeit w a r allerdings nie so weit gegangen, daß er erwogen hätte, sie zu begleiten.
    »Aber«, schloß er dann, »diese Aussicht allein genügt nicht, um m i ch zu ve r anlassen, m ein Leben zu riskieren. Jetzt, da die verfluchten Bälger auf der W elt sind, bes t eht nä m lich die Gefahr, daß der König die brüderliche L i ebe vollen d s vergi ß t, s o llte Euer Ko m plott aufgedeckt werden.«
    Fontraill e s verschl u ckte sich bei n a h e. Er hielt sich selbst für erfahren und zynisch, aber wie ihm hier nahegelegt wurde, auch noch einen Königsmord anzuzetteln, ohne daß Monsieur sich im geringsten verpflichtet hätte, war doch ein z igartig. Zudem hatte Gaston, wenn m an den reinen W ortlaut untersucht e , nichts Verräterisches gesagt.
    »Nun«, erwiderte Fontrailles, entschlossen, sich in diesem Spiel ebenfalls als Meister zu erweisen, »wie ganz Frankreich ebenfalls weiß, besitzt Euer Bruder dieselbe zarte Gesundheit wie der Kardinal.«
    »In der Tat«, sagte Gaston zufri e den. »Sollte ihm etwas zustoßen, wäre es natürlich m eine m oralisc h e Pflicht, die Regentschaft zu überneh m en. Jeder weiß, was weibliche Rege nt en in diesem Land angerichtet haben. Zudem, bei den vielen Krankheiten, unter denen kleine Kinder leiden…«
    »… weiß man nicht, wie lange eine Regentschaft dann no c h nötig wäre«, vollendete Fontrailles. Er hatte keine Ahnung, wie er das den anderen Verschworenen beibringen sollte.
    Cinq Mars rechnete damit, nach R i c helie u s Tod Ers t er M i n i s ter zu werden, was gewiß nicht m öglich war, wenn ein König, der ihn vergötterte, durch einen Monarchen ers e tzt wurde, der dies ganz gewiß nicht tat. De Thou hielt nichts von Gaston und hatte sich nur unter dem Druck der Notwendigkeit da m it einverstanden erklärt, ein Zweckbündnis zum Sturz des Kardinals m it ihm einzugehen.
    »Monsieur«, hatte er ernst erklärt, »hat sich schon m it so vielen Parteien verbündet, um an die Mac h t zu gelangen, daß ich sicher bin, er wäre ein genauso skrupello s er M ann wie Seine E m inenz.«
    Einzig der realistische Bouillon würde zwar ü b er Gastons Absicht nicht weiter konsterniert sein, aber auf das hinweisen, an das Fontr a illes jetzt selber dac h te. Gaston w ürde s e ine Regentsc h a f t zwei f ellos da m it beginnen, die Männer hinrichten zu lassen, die für den Tod seines geliebten Bruders verantwortlich waren. Sie hatten zwar bereits einen ausersehenen Sündenbock, aber wer konnte wissen, ob auch Gaston sich da m it zufriedengeben würde? Usurpatoren schätzten kei n e Mitwisser.
    Mit e i nem Mal kam Fontr a illes e i n blendender Einfall. Ei n Königs m ord kam nicht in Frage, also wozu überhaupt je m andem von Monsieurs Wunsch erzählen? Es stand zu erwarten, daß Gaston den übrigen Mitverschworenen nicht b e gegnen würde, ehe sie ihr Zi e l erreicht hatten, denn schließlich besuchte er den Hof nicht. Nein, warum nicht Monsieurs finanzi e lle Unterstützung und, falls nötig, Monsieurs Truppen in Anspruch neh m en, bis er zu spät feststellte, daß es einen König Gaston I nicht geben würde?
    Aber das bedeutet, dachte Fontrailles, daß wir die Königin unbedingt brauchen. Für den Fall, daß Cinq Mars den König nicht dazu bewegen kann, die Er m ordung des Kar d inals zu autorisieren. W enn sie uns unterstützt, sind wir f ür a lle Fälle ged e ckt, denn Louis kann schlec h t die Mutt e r s e in e r Kinder verurteilen lassen.
    Nun, das dürfte nicht w eiter schwer sein. Sie haßte den Kardinal, und seit es ihm vor drei Jahren gelungen war, den W eg auf z udecken, auf d e m sie m it

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