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Die Schattenflotte

Die Schattenflotte

Titel: Die Schattenflotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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Bau Seiner Majestät Schiffe auf Privatwerften vornehmen lassen.»
    Sören stockte der Atem. Das, was er gerade gehört hatte, übertraf nicht nur seine Erwartungen, nein, es erklärte auch fast alles, worüber er sich gemeinsam mit Martin den Kopf zerbrochen hatte. Plötzlich bekam alles einen Sinn, die geheimen Konten, die Rolle von Ballin und seine Geheimniskrämerei, als er ihn auf die Schichau-Werft angesprochen hatte, Ottes Unterlagen, die vielleicht brisante Informationen enthielten, die nur ein Eingeweihter zu deuten in der Lage war. Sehr wahrscheinlich lag darin auch der Grund, warum man Waldemar Otte ermordet hatte.
    «Ich darf nun das Wort an Admiral Hans von Koester weitergeben, der so freundlich sein wird, Sie über einige weitere Details dieses neuen Schiffes aufzuklären.»
    Von Koester trat vor und dankte von Tirpitz für seine Erklärung, dann wandte er sich zunächst an den Schiffsführer und gab ihm Anweisung, einen bestimmten Kurs in Richtung Nordfriesische Inseln einzuschlagen. Nachdem Kapitän von Heeringen dem Wunsch nachgekommenwar und die Geschwindigkeit auf 20   Knoten Fahrt erhöht hatte, taumelte das Schiff nur so durch die Wellen, und alle auf der Brücke griffen unwillkürlich nach einem sicheren Halt.
    «Keine Angst, meine Herren», begann von Koester, der selbst ebenfalls bemüht war, die rollende Schiffsbewegung mit Ausfallschritten abzufangen, «genau um dieses Phänomen geht es uns. Wenn alles nach Plan verläuft, und daran hege ich ehrlich gesagt keinen Zweifel, dann wird sich das Fahrverhalten des Schiffes in absehbarer Zeit stabilisieren, und zwar durch eine konstruktive Neuerung. Wir haben die kleine Havarie auf der Elbe, welche die geplante Übergabe des Schiffes letztes Jahr verhinderte und umfangreiche Reparaturarbeiten notwendig werden ließ, zum Anlass genommen, den Rumpf des Schiffes mit einer besonderen, von der Werft entwickelten Einrichtung zu versehen.
    Ich darf Ihnen nun Herrn Frahm, den Leiter der Abteilung für Wissenschaftliches Versuchswesen bei Blohm + Voss, vorstellen, auf dessen Idee die Konstruktion zurückzuführen ist und der uns jetzt von der Effektivität seiner Erfindung überzeugen wird.»
    Der Angesprochene betrat im selben Moment die Brücke, und in seinem Gefolge entdeckte Sören endlich auch Willi Schmidlein, der sich Mühe gab, nicht in seine Richtung zu schauen. Frahm besprach sich kurz mit Oberingenieur Dreyer vom Kriegschiffbaubüro der Werft, dann ergriff er das Wort und erläuterte den Anwesenden, was im Folgenden geschehen würde. Zuerst wolle man sich von der Funktion und den tatsächlichen Auswirkungen der Konstruktion überzeugen, und erst dann werde er die technischen Details erläutern.
    Frahm stellte sich neben den Kommandostand undgab mit dem Umlegen eines Hebels auf dem Steuerpult anscheinend einem seiner Mitarbeiter im Maschinenraum oder sonst wo im Schiff ein Signal. Zuerst passierte überhaupt nichts, aber nach einigen Minuten hatte man den Eindruck, dass sich die Lage des Schiffes irgendwie veränderte. Es machte den Eindruck, als wollte sich das Schiff den mächtigen Wellen, die den Rumpf bislang ununterbrochen hin und her pendeln ließen, entgegenstemmen. Ganz langsam wurde man gewahr, dass sich die Neigung des Schiffes zu verringern schien. Dabei hatten weder Kraft noch Höhe der Wellen abgenommen. Ganz im Gegenteil, immer mehr Brecher schwappten über das Vorschiff bis zu den Aufbauten, und selbst die Basis des großen Geschützturmes wurde teilweise von Wasser umspült. Dennoch war nicht von der Hand zu weisen, dass das Schiff in den Wellentälern weniger Krängung hatte als zuvor. Frahm nickte zufrieden. Anscheinend funktionierte alles so, wie es geplant war. Wenige Minuten später war dann für jeden offensichtlich, dass von der Rollbewegung des Schiffes nur ein träges Stampfen übrig geblieben war. Die raue See schien sich am Rumpf des Schiffes selbst aufzureiben. Von einer wirklich ruhigen Fahrt konnte zwar immer noch keine Rede sein, aber ein Blick auf die herandonnernden Wellenberge ließ so etwas auch nicht wirklich erwarten.
    «Wir nennen es Schlingertanks», erklärte Frahm seiner erstaunten Zuhörerschaft, «und mit Genugtuung stelle ich fest, dass es noch besser funktioniert, als ich dachte.»
    «Sie haben etwas in dieses Schiff eingebaut, dessen Auswirkung vorher nicht bekannt war?», fragte einer der Herren entgeistert.
    Erst dachte Sören, das selbstsichere Lächeln sei alles, was Frahm dem Einwand

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