Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
entschlossenen, kämpferischen Blick seines Sohnes während ihrer letzten Begegnung im Thronsaal nicht vergessen. Learco hatte sich aufgelehnt, und wer den König, der sein Reich durch Terror beherrschte, nicht fürchtete, war gefährlich: denn der war ein freier Mann. Diesen Affront würde Learco büßen. »Ich will ihn lebend, verstanden?«, fügte er, jedes Wort betonend, hinzu. »Ich will in der ersten Reihe stehen, wenn ihn unsere Verbündeten im Tempel ausbluten lassen. Auch die Magierin habe ich ihnen versprochen, nur die Mörderin nicht: Die braucht nur zu sterben, wie, interessiert mich nicht. Mach mit ihr, was du willst, Hauptsache, du bringst mir ihren Kopf.«
Forra zögerte einen Moment und senkte dann das Haupt. »Ich werde Euch nicht enttäuschen«, sagte er dann entschlossen und verabschiedete sich rasch.
Der König sah ihm nach, während die Stille Makrats alles dämpfte. So mächtig bin icbl, dachte er. Allein schon die Vorstellung, all das könnte ins Wanken geraten und zerfallen, weckte in ihm eine wahnsinnige Furcht, wie er sie noch nie zuvor verspürt hatte.
Erst der Gedanke an Learcos Schmerzensschreie beruhigte ihn. Wie ein Tier würde er brüllen und um Gnade winseln, da war er sich sicher, aber er würde sie ihm nicht gewähren. Und zum Schluss würde er sich gegen alle durchsetzen: gegen seinen ungehorsamen Sohn und die gesamte Aufgetauchte Welt. Nur mit dieser Vorstellung gelang es ihm, das Feuer in Learcos Augen zu vergessen, in diesem Moment, als er die Furcht vor seinem Vater verlor.
Dubhe tauchte ihr Gesicht in das kalte Wasser der Dunklen Quelle. Sie verspürte das Bedürfnis, sich zu reinigen, aus ihrem Gedächtnis die entsetzlichen Bilder aus dem Kerkertrakt zu löschen. Dieses Mal war es nicht nur das Wüten der Bestie gewesen. Dieses Mal gehörte ein Teil dieses ungeheuren Zornes zu ihr selbst. Sie richtete sich auf und versuchte mit hektischen Bewegungen, ihr Hemd und ihre blutbesudelten Hände zu reinigen. Aber es war nichts zu machen, die Gerüche schienen zu tief eingedrungen zu sein, bis in ihre Haut, für immer. »Lass doch!«
Dubhe drehte sich um. Learco hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt und sah ihr in die Augen. Er war erschöpft, versuchte ihr aber dennoch Ruhe und Gelassenheit zu vermitteln. Dubhe wusste, dass auch er aufgewühlt sein musste durch all die Geschehnisse, und war ihm trotzdem dankbar für sein Bemühen. Sie brauchte seine Unterstützung und wünschte sich nur, dass er sie nicht verurteilte, besonders hier an diesem Ort, wo alles von ihrer Vergangenheit sprach. Sie waren in das alte Versteck der Schattenkämpferin geflüchtet, eine Höhle im dichten Wald gleich vor den Toren Makrats, und hatten dort auch Theana, die noch sehr mitgenommen war durch die Gefangenschaft, zurückgelassen, um die Dunkle Quelle zu besuchen.
Als Dubhe die Höhle nach so langer Zeit wieder betreten hatte, überwältigte sie sogleich ein Gefühl der Trostlosigkeit. Es schien sich nichts verändert zu haben, so als sei der ganze Weg, den sie seitdem zurückgelegt hatte, umsonst gewesen. Offenbar kehrte sie immer wieder an denselben Punkt zurück, ein Schicksal, dem sie nicht entkommen konnte. Nach dem langen Umherziehen, nach den vielen Entbehrungen war sie nun wieder da, wo alles angefangen hatte.
Dann hatte sie Learco angeschaut und wusste: Nein, es stimmte nicht, vieles hatte sich geändert, denn nun war er in ihr Leben getreten und gab ihm einen neuen Sinn, befreite sie von der Einsamkeit.
Ein Stöhnen rief sie in die Gegenwart zurück. Learco hatte begonnen, sich die Wunden zu säubern und dazu ein Tuch mit dem pechschwarz wirkenden Wasser der Quelle getränkt. Er wirkte jetzt zerbrechlich, und das versetzte ihr einen Stich.
»Lass mich das lieber machen«, sagte sie und nahm ihm das Tuch aus der Hand. Sie tauchte es in das Quellwasser und betupfte damit vorsichtig seine Haut. Er hob ihr Gesicht an und küsste sie, und eine Zeit lang gab es nichts anderes mehr unter den dichten Baumkronen.
»Wie gehen wir jetzt weiter vor?«, fragte er, wobei er sich nur wenig von ihren Lippen löste.
Dubhe fühlte sich, als ziehe ein Gewicht sie mit schwindelerregender Geschwindigkeit zur Erde zurück. Sie nahm das Tuch fester in die Hand - und war wieder bei sich. »Einen Tag lang muss sich Theana mindestens ausruhen, oder wir werden nicht weit kommen«, antwortete sie.
Die Flucht hatte sie die letzten Kräfte gekostet, und auch sie beide waren im Moment nicht in der Lage
Weitere Kostenlose Bücher