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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sich nie mehr daraus befreien können. Dieses Vorhaben nun war die letzte Gelegenheit, seine Ehre wiederherzustellen, die letzte Möglichkeit, wieder zu sich selbst zu finden.
    Während des Mittagessens war die Meldung eingetroffen, sodass der ganze Speisesaal bald nur noch ein einziges Ge-tuschel war. San war auf dem Weg zur Gilde, und das aus freien Stücken.
    »Und Ido?«, hatte Sherva gefragt.
    »Der Befehl lautete doch, ihn nur im Notfall anzugreifen. Verständlicherweise, nach dem, was er mit dir gemacht hat ...« Zwei Assassinen neben ihm hatten Mühe, ein höhnisches Lachen zu unterdrücken. Sherva kochte vor Wut. Was erlaubten die sich? Er sprang vom Stuhl auf und brachte mit einem Blick alle zum Schweigen. Der Zorn, der ihn erfasst hatte, war übermächtig, und ohne lange zu überlegen, suchte er den Höchsten Wächter auf.
    »Ihr habt mich daran gehindert, mich noch einmal auf die Suche nach San zu machen, und ich habe gehorcht«, erklärte er mit bebender Stimme. »Auch die Degradierung zu einem gewöhnlichen Assassinen habe ich hingenommen und mich nicht widersetzt. Aber den Spott der anderen kann ich nicht mehr länger ertragen. Hier im Haus steht nur Ihr über mir.«
    Einen Moment lang fragte er sich selbst, ob dies den Tatsachen entsprach, aber er sagte es so überzeugt, als glaube er daran, und ein angedeutetes Lächeln trat auf Yeshols Lippen. Sherva begriff, wie tief er ihn hasste. Dieser Fanatiker und sein infernalischer Kult mussten aus der Aufgetauchten Welt verschwinden. »Du müsstest eigentlich über solchem Gerede stehen.«
    »Die Ehre war immer schon von grundlegender Bedeutung für mich.« Yeshol blickte ihn von der Seite her an. »Was erwartest du von mir, Sherva?« »Gebt mir die Chance, Rache zu nehmen.«
    »Die wurde dir bereits verweigert.«
    »Ich muss dem Gnomen entgegenziehen und ihn aufhalten. Mit Sicherheit ist er schon auf dem Weg zu uns.«
    Das Schweigen, das nun entstand, gab Yeshol Gelegenheit, seine goldeingefasste Brille abzunehmen und sich die Nasenwurzel zu massieren. Selbst solch banale Gesten erregten Shervas Widerwillen.
    »Das muss uns nicht interessieren«, sagte der Höchste Wächter und stand auf. »San kommt hierher, nur das zählt für uns.«
    »Der Gnom wird alles daran setzen, dass uns der Junge nicht in die Hände fällt.«
    »Was soll er allein gegen uns ausrichten?«
    »Mittlerweile wird sich die Neuigkeit in der gesamten Aufgetauchten Welt herumgesprochen haben, und der Gnom steht an der Spitze des Widerstands. Wir müssen ihn aufhalten, bevor er sich mit seinen Kumpanen zusammenschließen kann.«
    Yeshol blickte ihn erneut wortlos an. Es war der Blick eines Königs, der einen beliebigen Untertan mustert. »Du hast versagt, Sherva. Wäre dein Glaube stärker, könnte Thenaar dich vielleicht erhören. Aber du verschließt dich immer noch seiner Gnade. In all den Jahren, seit du hier bist, hast du dich immer von unserem Kult ferngehalten, eine Schuld, die du nun büßt, indem du auf den Grad eines Wächters verzichten musst. Ich kenne dich, Sherva, denn ich habe einmal an dich geglaubt. Du selbst warst es, der vor vielen Jahren an unsere Tür klopfte und um Aufnahme bat. Und so ungewöhnlich dies auch war, nahmen wir dich mit Freuden auf, denn du warst ein Kind des Todes und dazu noch sehr begabt. Aber die Ehre, die du vorhin wieder erwähntest, gibt es bei uns hier drinnen nicht. Das war immer schon dein Problem. Wer in die Gilde eintritt, gibt sein Leben und seine Vergangenheit auf. Aber du hast das nie getan.« Sherva bleckte die Zähne. »Lass mich Ido entgegenziehen.«
    »Nein. Unterwirf dich lieber deinem Gott. Immer noch hast du deine Mutter und deine Herkunft nicht vergessen. Aber hier in diesem Haus sind wir ein einziger Leib und ein einziger Geist. Auf andere Weise erlaubt es Thenaar niemandem, ein Siegreicher zu sein.«
    »Mag sein. Aber für Euch selbst sieht das auch ganz anders aus.«
    Es war ihm so herausgerutscht. Eigentlich hatte er es nicht sagen wollen, es aber nicht mehr unterdrücken können.
    »Was sagst du da?« Yeshols Stimme bebte vor Zorn.
    »Ihr seid der Kopf dieses Körpers. Von anderen verlangt ihr, dass sie sich selbst aufgeben im Glauben an Thenaar, Ihr selbst pflegt aber Euer Ego und befehligt Assassinen, die nichts anderes als Eure persönlichen Diener sind.«
    Da packte ihn Yeshol am Kragen seines Wamses. Immer noch verfügte der Höchste Wächter über eine immense Kraft, die man ihm, seinem Aussehen nach, niemals zugetraut

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