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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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hätte. »Ziehst du etwa meinen Glauben an Thenaar in Zweifel, verfluchter Wurm? Willst du mir das damit sagen?«
    Seine Augen glühten, und Sherva konnte diesem Blick nur mit Mühe standhalten.
    »Alles, was ich tue, geschieht zum Ruhm Thenaars«, sprach Yeshol weiter. »Ich lebe nur als Werkzeug für ihn. Außerhalb dieser Mauern existiere ich nicht.« Er stieß Sherva zu Boden und blickte auf den Knienden herab, der schwer atmete.
    »Ich sollte dich auf der Stelle töten. Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich es nicht tue. Aber merk dir: Solche Frechheiten lasse ich mir nicht bieten.« Sherva fühlte sich zutiefst gedemütigt. Yeshol behandelte ihn wie ein Vater seinen ungehorsamen Sohn.
    »Meinetwegen. Tu, was du dir vorgenommen hast«, fuhr Yeshol fort. »Töte den Gnomen, ich erlaube es dir, aber nur weil ich großzügig sein möchte, aus keinem anderen Grund. Merk dir das gut. Aber das ist das letzte Mal. Noch einmal lasse ich es nicht zu, dass du gemäß dieser abstrusen Ideen eines Halbblutbastards handelst. Wenn du diese Aufgabe erfüllt hast, musst du dich ändern. Sonst bist du der Nächste, den ich unter der Thenaar-Statue ausbluten lasse.« Sherva lachte verbittert in die Nacht hinein, als er an diese Begegnung zurückdachte. Der Höchste Wächter hatte ihn wirklich vollkommen ausgelöscht. Und dafür war dieses Gespräch ein gutes Beispiel. Er war nicht mehr als ein Untergebener Yeshols, einer unter vielen, eine Waffe, vielleicht schärfer als andere, aber eben nicht mehr als ein Werkzeug. Yeshol war immer sein Herr gewesen, und das würde sich auch niemals ändern. Im Gegensatz zu ihm selbst war es dem Höchsten Wächter gelungen, seine Vorstellungen durchzusetzen: Seine Seele und seinen Körper hatte er ganz den Dingen geweiht, an die er glaubte, bis zur letzten Konsequenz, bis zur Selbstaufgabe. Deshalb war er so stark.
    letzt kann ich nur noch versuchen zu retten, was zu retten ist.
    Er schaute von der Klippe hinunter. Der Sturm brauste, und mit Macht brandete das Meer gegen die Felsen. Bald schon würden ihm diese Wellen den einzigen Feind heranspülen, dem er noch gewachsen sein würde: einen müden, resignierten Greis, den letzten Überlebenden einer Welt, die bereits untergegangen war. Der Mond glitt dem Meer entgegen, und Sherva konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass er wirklich tief gesunken war. Yeshol gab ihm nur noch Gerippe zum Abnagen, von denen die Zeit bereits das Fleisch gelöst hatte. Den ganzen Palast hatten sie auf den Kopf gestellt. Sogar Quar, noch mit Schlafmütze und im Nachtgewand, hatte sich beteiligt, und auch Ondine war ungekämmt durch die Räume gezogen. Ido hatte jeden Winkel durchsucht, war alle Treppen hinauf- und hinuntergelaufen, war in jede Nische gekrochen, doch von San nicht die kleinste Spur.
    Mittlerweile gab es wohl keinen Zweifel mehr, dass er fort war.
    »Der Gefangene muss sich irgendwie befreit haben. Dann hat er sich zu San geschlichen und den Jungen entführt. Meine Soldaten sind ihnen aber schon auf den Fersen, und Kuriere mit einer Zeichnung der beiden Gesuchten sind in alle Grafschaften der Untergetauchten Welt unterwegs. Sämtliche Straßen werden überwacht, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir sie aufgespürt haben.« Ondine schien sich ihrer Sache sicher, doch auch ihr Gesicht verriet die Anspannung der vergangenen Stunden.
    Während Ido nervös an seiner Pfeife zog, stiegen in immer kürzeren Abständen dichte Rauchwölkchen auf. Seine Hände zitterten, und er spürte einen ungeheuren Druck auf sich lasten, eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Machtlosigkeit auf einem Fundament wahnsinniger Schuldgefühle.
    Er schüttelte den Kopf.
    »So muss es gewesen sein«, bekräftigte Ondine noch einmal, »ich sehe keine andere Möglichkeit ...«
    »Nein!« Die Gräfin zuckte zusammen, und fast bereute Ido seinen brüsken, herrischen Ton. »Allein konnte sich dieser verbohrte Assassine nicht befreien. Zudem sind die Wachen in Schlaf versetzt worden.«
    »Aber er ist doch ein Auftragsmörder und führte sicher Betäubungsmittel oder ähnliche Dinge mit sich.«
    »In Sans Zimmer fanden sich aber keine Spuren eines Handgemenges.« »Er hat sicher geschlafen und ...«
    »Nein, er ist freiwillig gegangen«, fiel ihr Ido ins Wort. Zum ersten Mal sprach er es aus. Bis zu diesem Moment hatte er selbst diesen Gedanken nicht zulassen wollen, doch nun konnte er sich nicht mehr länger dagegen wehren. »Er selbst hat den Gefangenen befreit und

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