Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Verzweiflung ganz auslöschen konnten. Er wich zur Seite aus und sah gerade noch eine Klinge aufblitzen, die sich rasch im Abgrund zu seinen Füßen verlor. Das sind sie!, dachte er im ersten Moment gegen jede Vernunft, und sein Schwert ziehend fuhr er herum. Doch vor ihm stand nur eine schlanke, schlaksige Gestalt. Ido erkannte sie auf Anhieb: Es war der Assassine, der Sans Eltern getötet und den Jungen aus Salazar entführt hatte.
»Du hast dir viel Zeit gelassen ...«, sagte der Meuchelmörder mit einem schmierigen Lächeln.
»Wo ist San?«
Der Assassine ging nicht darauf ein. »Seit über einer Woche warte ich auf dich«, fuhr er stattdessen fort. »Hast du eine Ahnung, wie lang sieben Tage sein können, wenn man nur aufs Meer hinausschaut?«
Ido fletschte die Zähne. Er musste den Mann zum Reden bringen, und das schnell. »Sag mir, wo er ist!«
Der Assassine zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich ist er jetzt schon im Land der Nacht, nur ein paar Tagesreisen vom Tempel entfernt. Vielleicht irre ich mich auch, aber das ist egal. Sein Schicksal geht mich nichts mehr an.« Ido konnte es nicht fassen. Das war doch unmöglich: Dazu hätten sie fliegen müssen. »Geh mir aus dem Weg. Die Sache ist keine Auseinandersetzung zwischen uns beiden. Ich bin nicht mehr der Mann, gegen den du vor drei Monaten gekämpft hast.«
»Auch ich bin nicht mehr derselbe«, erwiderte Sherva grinsend.
Er hatte noch nicht zu Ende geredet, da ließ er zwei Messer fliegen, die nur um Haaresbreite Idos Gesicht verfehlten. Das erste konnte der Gnom mit dem Schwert abwehren, doch das zweite sah er erst im allerletzten Moment, und während er zur Seite auswich, musste er die Deckung sinken lassen. Bis er sich wieder berappelt hatte, war der Dämon bereits hinter ihm.
»Jetzt habe ich dich«, knurrte der Assassine in triumphierendem Ton, indem er ihm einen Arm um den Hals legte.
Schon im nächsten Moment spürte Ido, dass ihm die Luft wegblieb. Doch er geriet nicht in Panik. Ein kurzer Blick hatte ihm genügt, um genau zu erkennen, was der Assassine am Gürtel trug, und so streckte er nun blind eine Hand zu der Waffe aus, erreichte das Heft und zog sie aus dem Futteral. Er stach zu und traf den Arm seines Feindes, der aber keinen Laut von sich gab. Doch seinen Griff musste er lockern, und Ido konnte auf Distanz gehen.
Ohne das leiseste Stöhnen zog sich der Assassine die Klinge aus dem Arm und streckte sie augenblicklich gegen den Gnomen aus. Doch diesmal ließ sich Ido nicht überraschen. Er parierte jeden Stoß und stellte sich immer besser auf den Rhythmus ein, in dem sein Feind kämpfte. Wie Ido in seinen Augen las, war der Mann wie weggetreten, griff pausenlos an, aber immer nach dem gleichen Muster.
Der Gnom überließ ihm die Initiative, ließ ihn in dem Glauben, im Vorteil zu sein, um ihn dann, als die Augen des Assassinen schon triumphierend aufleuchteten, auf dem falschen Fuß zu erwischen. Er traf das Heft des Dolches, nutzte den Rückschlag aus und konnte ihm auch den anderen Arm durchbohren. Die Wunde war tief, und das Blut schoss hervor.
»Verflucht ...«, zischte Sherva und ging ein wenig auf Abstand.
»An dir liegt mir nichts. Mach dich fort, und du kannst weiterleben«, keuchte Ido.
»Was will ich mit einem ehrlosen Leben? Ich habe mich lange genug geduckt in all den Jahren und werde nicht eher gehen, bis ich die Schmach meiner Niederlage getilgt habe!«, schrie Sherva.
Und plötzlich hatte er von irgendwoher ein Seil hervorgeholt, machte einen Sprung auf Ido zu und versuchte, ihm die Schlinge über den Kopf zu ziehen. Im letzten Moment brachte der Gnom noch eine Hand dazwischen, und den
noch wurde ihm die Luft knapp. Glücklicherweise verlor Sherva aber so viel Blut, dass ihm die Kraft fehlte, um richtig zuzuziehen. Als er spürte, dass der Druck ein wenig nachließ, nutzte Ido das sofort aus, packte Shervas Arm, kam frei, warf ihn mit Schwung zu Boden und nagelte ihn dort mit einem Schwertstoß fest. Absichtlich hatte er nur die Schulter getroffen, damit der Mann noch reden konnte, bevor er starb.
»Töte mich!«, stöhnte Sherva. »Ich habe zum zweiten Mal versagt und den Tod verdient!«
Ido ließ dieses Klagen völlig kalt. Ein Hindernis mehr auf seinem Weg, eine weitere Verzögerung, das war alles, was er in dem Mann sehen konnte. »Stimmt das, was du vorhin gesagt hast?«, fragte er, sich auf das Schwert stützend. »Ich habe gesagt, du sollst mich töten«, zischte der andere nur zur Antwort. »Mein
Weitere Kostenlose Bücher