Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
theoretische Hintergrund interessiert mich wenig. Erklär mir lieber, wer du bist und was du vorhast.«
Theana riss die Augen weit auf. Jetzt erst wurde ihr das Missverständnis klar. »Glaubst du wirklich, ich bin eine von denen? Glaubst du wirklich, ich bin eine Anhängerin dieses abartigen Kultes und begleite dich, um dich an die Mördersekte zu verraten?« Plötzlich klang Theana sehr entschlossen, fast wütend. »Du bist wie die, die meinen Vater auf dem Gewissen haben«, raunte sie. Dubhe verstand nicht. »Was willst du damit sagen?«
»Ach, du verstehst eben nichts von Magie und hast gar nicht gemerkt, was es mit meinen magischen Praktiken auf sich hat. Ich bin eine Priesterin des wahren Thenaar. Mein Vater zählte zu seinem Orden und war irgendwann der Letzte, der diesen Kult ausübte. Die Gilde sah in ihm ein Hindernis, ein Überbleibsel der Vergangenheit, das man zu vernichten trachtete, und verfolgte ihn unerbittlich. Denn er predigte die Liebe und pries die Größe Thenaars in seiner Eigenschaft als Gott der Schöpfung und der Veränderung. Vor allem aber erklärte er öffentlich, dass der Kult der Gilde Ketzerei sei, abartig, eine entsetzliche Abweichung von der wahren Verehrung Thenaars.«
Dubhe verstand nicht alles, hörte jetzt aber aufmerksam zu.
»Es war die Macht Thenaars, mit der ich auf dein Siegel Einfluss nehmen und seine Folgen verlangsamen konnte. Ich übe eine Magie aus, die sich auf Riten des wahren Thenaar-Glaubens gründet: Mein Vater hat sie mich gelehrt.« »Du meinst also, das Treiben der Gilde ist nicht der einzige Thenaar-Kult?« Theana schüttelte den Kopf. »Nein, ihre Rituale sind eine Perversion des echten Glaubens. Zudem weißt du bestimmt auch, dass Nihal eine Geweihte Shevraars war und in dieser Eigenschaft unsere Welt von dem Tyrannen befreien konnte.« Dubhe lehnte sich mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe. Das alles kam ihr so absurd vor. Die Menschen töteten sich gegenseitig, um ihrer eigenen Deutung eines göttlichen Willens Geltung zu verschaffen. »Trotzdem ist es hart für mich, dass du jede Nacht neben mir zu Thenaar betest, nach dem, was die Gilde mir angetan hat«, fügte sie schließlich hinzu.
»Du sagst es ja selbst ganz richtig: Es war die Gilde. Thenaar hat mit der Sekte der Assassinen gar nichts zu tun. Der Glaube an Thenaar ist etwas ganz anderes.«
Dubhe blickte Theana spöttisch an. »Dann bist du also mitgekommen, um die Dinge geradezurücken? Um zu beweisen, dass dein Glaube echt und der der Gilde verfälscht ist?« Theana verstand nicht genau, worauf Dubhe hinauswollte. »Ich weiß es nicht. Ich wende einfach nur das an, was mein Vater mir beigebracht hat.«
»Eben ...« Dubhe hob den Kopf und lachte.
»Was ist daran so komisch?«
»Findest du es nicht komisch, dass ich mich im Kampf gegen die Gilde selbst mit einer Fanatikerin dieses abartigen Gottes zusammentue?«
Theana schien beleidigt. »Ich bin keine Fanatikerin. Wirf mich bitte nicht in einen Topf mit Leuten, die einen wertvollen, lebendigen Glauben in einen Kult des Todes verwandelt haben.«
»Aber wenn du betest, siehst du ganz ähnlich aus«, erklärte Dubhe erbarmungslos. »Du und die Assassinen, ihr wiederholt beide diese blöde Litanei so lange, bis sie auch für euch jeden Sinn verloren haben müsste.« »Das stimmt nicht«, erwiderte Theana und blickte Dubhe kalt an. »Auch meine Gebete sind ganz anders, auch diese haben mit der Gilde nichts zu tun. Du hast diese Fanatiker doch selbst beim Gebet gesehen und müsstest das wissen.« Dubhe blickte aus dem Käfig hinaus, in die tiefe, finstere Nacht. »Aber es ist nun einmal so, dass mich der Thenaar-Glaube hierhergebracht und mir ein Ungeheuer in den Leib gepflanzt hat, dessen Grauen sogar deine Vorstellung übersteigt. Schlimmstenfalls bringt eine Religion solches Leid, ja den Tod, und bestenfalls ist sie ein falscher Trost für die Schwachen.«
»Du beziehst dich nur auf das, was du im Bau der Gilde erlebt hast«, widersprach Theana. »Aber mein Glaube hat nichts mit dem Tod zu tun, dafür aber sehr viel mit dem Leben. Er hat meinem Vater und mir Halt gegeben in den Jahren des Exils und mir die Macht verliehen, mit diesen Händen deinen Fluch einzudämmen.«
Dubhe ging nicht darauf ein. »Ich weiß nur, dass die Priester davon schwatzen, den Sinn erkannt zu haben, das, was die Welt zusammenhält. Dabei habe ich mein ganzes Leben lang immer nur Menschen sterben sehen. Für mich ist das Leben ein einziges Chaos.« Theana hielt
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