Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
schaffen wollte, den Frieden zu bewahren. Diese Zeiten waren vorbei. Nun war der Moment gekommen, sich ganz der Ruhe zu überlassen. Sollten sich doch andere um die Aufgetauchte Welt kümmern. Er selbst wollte nur Soana wiedersehen und all das um sich haben, was ihm in den Jahrzehnten der Kriege genommen worden war.
Er seufzte - zum letzten Mal. Ja, dies war ein guter Platz und ein guter Zeitpunkt, um zu gehen. Und das Licht löste sich auf.
Rückkehr
Zwischen den beiden Welten herrschte Stille. Aster war stumm und bewegte sich
nicht. Er hatte alles gesagt, was ihm wichtig war, und wollte nur noch gehen. Die Arme ausgebreitet stand er da in jenem blendenden Nichts mit der heiteren Miene eines Mannes, der alles getan hatte, was zu tun war, und nichts bereuen musste.
Lonerin fühlte sich immer benommener. Seinen Körper nahm er schon lange nicht mehr wahr, und auch seine Sinne drohten ihn zu verlassen. Für Augenblicke vergaß er bereits, wo er war, und vor allem, wozu er dort war. Wie lauteten noch die Worte, die er sprechen musste? Er kannte sie, hatte sie wie ein Mantra Nacht um Nacht wiederholt, sodass sie mehr und mehr zu einem festen Teil seines Geistes geworden waren. Er hatte diesen Singsang erlernt, noch bevor es ihm gelungen war, bei Objekten die Seele aus dem Körper hervorzurufen, und jedes Wort hatte sich ihm genauestens eingeprägt. Und nun war alles fort. Er durchforstete seinen Geist, klammerte sich verzweifelt an das Bewusstsein seiner selbst, das Einzige, was ihm geblieben war. Und tatsächlich sah er die Worte nun langsam wieder auftauchen, nacheinander, verschwommen wie verblichene Tinte auf einem alten Pergament, und vor allem ungeordnet, doch er wusste, dass er nicht in Panik geraten musste: Sennar hatte ihn vorgewarnt. >Bei einem solchen Vorhaben gilt es vor allem, Ruhe zu bewahren. Es ist wie in einer Schlacht. Warum war Ido immer solch ein hervorragender Krieger? Weil er in jedem Kampf kühl blieb bis ans Herz. Das hat er auch Nihal beigebracht, und das Gleiche muss für uns Zauberer gelten. Gerätst du in Panik, kannst du dich unmöglich erinnern an den genauen Wortlaut der Formeln und an die erforderliche Dosierung der einzusetzenden Kräfte. Die Geister spüren deine Erregung, entziehen sich dir und lassen sich nicht dazu bewegen, deinen Wünschen zu gehorchen.<
Doch wie sollte er in dieser Situation die Ruhe bewahren? Sein Körper war irgendwo in dem Chaos, das im Bau der Gilde ausgebrochen war, und er hatte keine Ahnung, was da mit ihm geschah. Und zudem war ihm der Tod ganz nahe. Er spürte seinen Atem in diesem Raum, dessen Luft rasch immer kälter wurde. Was, wenn seine Kräfte nicht mehr ausreichten, um von dort zurückzukehren? Was, wenn es sein Schicksal war, sein Leben in diesem Zwischenreich zu beenden?
Ruhe. Denk jetzt nicht an dein eigenes Schicksal. Dazu bist du nicht da. Was du hier tust, geschieht nicht für dich, sondern für ein höheres Gut. Du kämpfst für die gesamte Aufgetauchte Welt.
Und Ruhe machte sich in seinem Herzen breit. Er brauchte keine Angst zu haben, denn er war ja bereits tot, sagte er sich. Ein Zurück gab es nicht mehr, jetzt ging es nur noch darum, seine Pflicht zu erfüllen. Alles andere war ohne Bedeutung. Klar und deutlich und in der richtigen Reihenfolge ordneten sich jetzt die Worte in seinem Kopf. Jede Silbe betonend, sprach Lonerin sie. Als er fertig war, fühlte er sich leer, aber auch frei und gelassen. Er öffnete die Augen und sah Aster. Der Junge lächelte ihn friedlich an. »Danke«, sagte er nur. Dann begann ihn das blendende Weiß zu durchdringen, und wie Rauch in einem Zimmer löste sich seine Gestalt langsam auf.
Lonerin betrachtete seine Augen und verstand plötzlich, was der Tod war. Aber er machte ihm keine Angst. Er konnte ihn akzeptieren als das, was er war, weder etwas Faszinierendes noch etwas Erschreckendes, und er nahm ihn in sich auf, diesen Frieden, den er ausstrahlte.
Es war vorbei, für immer. Mochte die Welt draußen sich zerstören und untergehen, Aster würde nicht mehr wiederkehren und sein düsterer Schatten nie mehr die Erde bedrohen. Er hatte es geschafft. Lonerin dachte an Sennars Worte: Neuen Schmerz würde es auch in Zukunft geben, doch zunächst brach eine Zeit des Friedens an. Was ihn selbst betraf, hätte es auch auf diese Weise enden könne: Es lag etwas Süßes in diesem langsamen Hinweggleiten, etwas Verlockendes.
Und als er dann ganz allein war in diesem blendenden Weiß, lächelte er. Learco,
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