Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
das Schwert mit den letzten verbliebenen Kräften und spürte endlich, wie die Klinge die Lederbänder von Dohors Rüstung durchtrennte und in seinen Leib eindrang.
Der Schlag brachte ihn selbst aus dem Gleichgewicht, und er taumelte zurück. Sich jetzt fallen zu lassen, wäre leicht gewesen, schön, angenehm ... eine Befreiung.
Solange er lebt, wirst du keinen Frieden finden!, rief eine Stimme in seinem Innern. So stützte er sich nur, ein wenig zurückweichend, auf dem Heft seines Schwertes ab und wartete.
Dohors Rüstung war davongeflogen, und eine tiefe Wun de klaffte blutrot in seiner Brust. Der König hatte eine Hand daraufgelegt, die voller Blut war, das im Schein der Feuersbrunst glitzerte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und Ido begriff, dass der Moment gekommen war. So eine Gelegenheit würde sich ihm nicht noch einmal bieten.
Er hob das Schwert, wie Marmor so schwer, hielt es ausgestreckt und rannte los. Da seine kurzen Beine ihn kaum noch trugen, ließ er sich vom Anfangsschwung mitreißen.
Dohor sah er nicht, sah nur, wie Nihals Schwert bis zum Heft eindrang. Ihm blieb die Luft weg, und ohne recht zu wissen, wie ihm geschah, fand er sich plötzlich Schulter an Schulter mit seinem Feind wieder. Er hustete, und sein Mund füllte sich mit Blut. Seine Augen sahen, dass die schwarze Klinge drei Handbreit aus Dohors Rücken herausragte. Er hatte es geschafft.
Ein dumpfer, ziehender Schmerz breitete sich in seinem Unterleib aus, aber er kümmerte sich nicht darum, spürte hingegen, wie sich Dohors Körper im Todeskampf noch einmal verkrampfte, dann wegsackte und dabei das Schwert mit nach unten zog.
Es war das Schwert, das Ido langsam aus seinem eigenen Körper gleiten sah. Der Schmerz war schwächer, als er sich vorgestellt hätte. Erst als der Stahl ganz aus seinem Körper austrat, spürte er einen Schlag, fiel nach vorn, und alles wurde ruhig, verlangsamte sich.
In seinem Kopf drehte sich alles, und so lag er da und blickte auf seine blutroten, zitternden Hände. Unter ihm breitete sich eine rote Lache aus. Er hob den Kopf. Dohor lag auf dem Rücken, im Leib immer noch Nihals Schwert, das zur Hälfte aus seiner Brust hervorragte. Seine Augen waren weit aufgerissen, blickten zum Himmel, ohne ihn zu sehen. Ido hatte ihn genau ins Herz getroffen. Steh endlich auf Du Dummkopf hast deinen Drachen vergessen, befahl er sich. Er versuchte, sich zu erheben, doch erst beim dritten Versuch gelang es. Sofort begannen sich Himmel und Erde umeinander zu drehen, und die Stille, die alles umgab, betäubte ihn. So schleppte er sich vorwärts, versuchte, nach Oarf zu rufen, wusste aber nicht, ob ein Laut über seine Lippen kam. Das Dröhnen in seinen Ohren war so laut, dass es jedes andere Geräusch übertönte.
Dann erblickte er ihn. Undeutlich, schemenhaft. Langsam, eine Pranke nachziehend, kam er auf ihn zu. Ido taumelte ihm entgegen und betastete seine lederne Haut.
»Gut gemacht ... Auch du hast es geschafft ...«, wollte er sagen, doch die Worte erstarben ihm auf der Zunge. Er sackte gegen den Unterleib des Drachen und glitt zu Boden, während Oarf sich mit dem Kopf neben ihn legte.
Ido schaute in seine Glutaugen. Weder Mitleid noch Trauer lagen in diesem Blick. Nur Respekt, und ein Lebewohl. Der Gnom lächelte.
Als er die Augen schloss, wurde es nicht dunkler um ihn herum, aber er spürte, wie das Blut nun langsamer aus der Wunde rann. Oarfs mächtiger Atem an seinem Leib gab seinem immer schwächer schlagenden Herzen den Rhythmus vor. Er vermisste seine Pfeife. Wie gern hätte er ein letztes Mal geraucht. Lächelnd dachte er an die Worte, die Sennar ihm vor Jahren geschrieben hatte: >Du stirbst mal mit dem Schwert in den Händen.< Wo war sein Schwert? Er wusste es nicht mehr.
Noch einmal versuchte er, die Augen zu öffnen, aber es gab nichts mehr, was er hätte sehen können. Um ihn herum war nur Licht, ein warmes, tröstliches Licht. Er dachte daran, wie viel ihm noch zu tun blieb. An Sennar und Lonerin, denen er zu Hilfe eilen musste. An San, der in Sicherheit zu bringen, zu erziehen war: Einen König würde er aus ihm machen, seinen Nachfolger im Land des Feuers. Und dann schließlich an die gesamte Aufgetauchte Welt, die ganz neu zu ordnen war. Es war dieser Gedanke, der ihm klarmachte, wie müde er war. In früheren Zeiten hätte er sich von ihm zurückhalten lassen, hätte es als seine
Pflicht angesehen, weiterzuleben und sich in dieses brodelnde Chaos einer Welt zu stürzen, die es einfach nicht
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