Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
und betraten dann ein kleines Zimmer mit vielen Bücherregalen an den Wänden, eine Art Studierzimmer.
»Hier müsste es sein«, sagte Theana und krümmte sich in dem Versuch, wieder zu Atem zu kommen.
Der kleine Raum wurde vom Schein zweier Glutbecken erhellt. In dem Durcheinander auf dem Schreibtisch lagen auch verschiedene blutbefleckte
Bücher. Daneben die übel zugerichtete Leiche eines Siegreichen.
Da hallte plötzlich aus irgendeinem Flügel des Baus das Brüllen der Bestie wider. Verzweifelt presste sich Learco die Hände auf die Ohren, doch Theana ließ sich nicht aufhalten und begann, hektisch alles zu durchsuchen. »Kommt, helft mir«, rief sie Learco und San zu.
Reglos, wie hypnotisiert vom Brüllen der Bestie, blieb der Junge in einer Ecke stehen, doch Learco gab sich einen Ruck. Er musste handeln, sich wie ein Mann verhalten. Er schaute sich um und begann dann eine Statue, die einen Knaben darstellte, zu betasten, auf der Suche nach einem Hebel, irgendeiner Vorrichtung, die vielleicht einen Geheimgang oder eine verborgene Kammer öffnen würde. Ein so kostbares Objekt wie diese Lanze, überlegt er, wurde sicher nicht offen zur Schau gestellt. Kaum hatte er eine Unebenheit ertastet, zog er daran und tatsächlich, sofort verschob sich die dahinter liegende Bücherwand. Kurz entschlossen schlüpfte Theana hinein, und er folgte ihr. Als er sich umsah, erblickte er in einer in den Stein gehauenen und mit weichem Stoff verkleideten Nische eine Lanze.
Sie war wunderschön, die Spitze silbern funkelnd, der Schaft verziert mit Motiven von Blättern und Schlingpflanzen, die wie eine eigene Lichtquelle strahlten. An der Stelle, wo sie den Boden berührte, waren
Milchgewächssprossen gewachsen, die an der Lanze hinaufrankten. Deutlich spürbar war die unglaubliche Kraft, die diese Waffe ausstrahlte. Learco fühlte sich ganz durchdrungen davon und bezweifelte keinen Moment, dass dies die gesuchte magische Lanze war.
Auch Theana betrachtete sie voller Bewunderung und streckte ihre zitternden Hände nach ihr aus, als plötzlich ein gewaltiger Stoß die Mauern erbeben ließ. Sie zuckte zusammen, griff zu der Lanze und wollte sie an sich nehmen. Doch die Ranken hinderten sie daran, und Learco erkannte deutlich, dass sie den Schaft hinaufgewachsen waren, um die Lanze in der Nische zu verankern. Er überlegte nicht lange, legte ebenfalls die Hände an die Lanze und zog kräftig.
Ihm war, als greife er in eine offene Flamme. Diese Energie saugte ihn an, und seine Handflächen wurden unerträglich heiß. Vor Schmerz musste er die Zähne zusammenbeißen, gab aber nicht nach und riss die Lanze mit Theanas Hilfe aus der Nische los. Der Rückschlag warf das Mädchen zu Boden, und so hatte Learco nun die magische Lanze ganz allein in den Händen. Schon im nächsten Moment überkam ihn eine ungeheure Kraftlosigkeit, die auch seine Glieder befiel, und sein Blick verschleierte sich.
Verdammt, dachte er, und taumelte. Da nahm ihm Theana die Lanze aus der Hand, und sogleich kehrten seine Kräfte zurück, und sein Blick schärfte sich. Er schaute in die Nische und sah, dass die abgerissenen Ranken bereits abgestorben waren und sich in verschrumpelte Zwiebeln verwandelt hatten.
Schwer atmend saß die Magierin am Boden. Er kniete sich zu ihr nieder. »Geht's?«, fragte er besorgt, während er beobachtete, dass sich ihre Hände um den Schaft der Lanze krampften, und die Milchgewächsschlingen darum herum wie lebendig pulsierten.
Sie nickte heftig, doch ihr Gesicht war totenbleich. Sie ergriff seine Hand, ließ sich von ihm aufhelfen und bemühte sich dann, irgendwie das Gleichgewicht zu halten.
»Lass mich sie tragen, bis wir bei Dubhe sind.«
Theana blickte ihn unentschlossen an.
»Damit du deine Kräfte schonen kannst«, fügte er hinzu, und sie ließ sich überzeugen.
Als er die Lanze an sich nahm, spürte er sofort wieder, dass seine Knie weich wurden. Doch er stemmte sich dagegen, schickte die anderen vor und folgte ihnen wankend, wobei er die Zähne zusammenbiss. Alles drehte sich in seinem Kopf, doch Aufgeben kam nicht infrage, umso weniger, da immer wieder Dubhes Brüllen an sein Ohr drang.
Sie folgten den Gängen hin zu dem pulsierenden Herzen dieser Hölle, dorthin, wo die Assassinen zu ihrem letzten Kampf antraten. Als sie näher kamen, schlug ihnen mit ei nem mächtigen Schwall der Gestank von Blut und Tod entgegen. Vor dem rot erhellten Hintergrund sahen sie bereits die undeutlichen Umrisse eines gewaltigen
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