Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
der König ihn auf und streckte ihm die Klinge entgegen. »Es wird Zeit, dass wir unsere Waffen sprechen lassen.« Zum Gruß führte Ido Nihals Schwert senkrecht vor sein Gesicht. Dann schloss er die Augen und gab Oarf einen Klaps.
Ein letztes Mal, alter Junge! Heute Abend kämpfen wir beide um unser Leben.
Noch einen Augenblick wartete er, um das Rauschen des Windes zu hören, den Geruch des Schlachtfelds zu riechen, und schwang sich dann auf Oarf in die Lüfte.
Noch sehr genau erinnerte sich der Gnom an den ungestümen, brutalen Kampfstil Dohors. Der König griff pausenlos an, unermüdlich, getrieben von dem Verlangen, zu vernichten, niederzumachen, zu zerstören.
So entbrannte auf Anhieb ein offener Kampf. Die Drachen bespuckten einander mit gewaltigen Flammen, während die beiden Kämpfer, sobald sie sich näher kamen, mit mächtigen Hieben aufeinander einschlugen.
Ido behielt die Ruhe, obwohl er schon lange nicht mehr auf diese Weise gekämpft hatte. Seine alten Glieder schienen die vielen Lebensjahre abgeschüttelt zu haben, und seine Reflexe waren so gut wie in früheren Zeiten. Er focht aus dem Handgelenk, bewegte nur die rechte Hand. Nihals schwarze Klinge zischte durch die Luft, zeichnete Schnörkel in den Rauch, der alles einhüllte. Dohor hingegen kämpfte mit Kraft und verteilte hauptsächlich Schläge von oben, beidhändig und mit aller Gewalt. Bei jeder Parade spürte Ido, wie seine Gelenke knirschten, obwohl er sich bemühte, die Hiebe mit seiner eigenen Waffe abzufedern.
Ich kann es schaffen, sagte er sich mit jedem Schlag. Wir werden es schaffen. Da durchdrang ein gewaltiger Stoß seine Deckung, und die Waffe raste auf sein Herz zu. Es war sein Instinkt, der für ihn reagierte. Blitzschnell glitt seine linke Hand zum Gürtel, und er zog sein Schwert, jene Waffe, die ihn in allen Schlachten seines Lebens begleitet hatte. Mit dieser parierte er und ging dann wieder auf Distanz.
»Hast du dich zum Falschspieler gemausert, um mich zu besiegen?«, keuchte Dohor.
Ido lächelte triumphierend und hob beide Schwerter, die im Schein der Feuer unheimlich funkelten. Eine weiße und eine schwarze Klinge, Stahl und Kristall, die beide für sein Leben standen. »Siehst du? Auch die Vergangenheit steht gegen dich auf, um dich ins Jenseits zu befördern«, rief er. »Meine Klinge hast du bereits kennengelernt und von der anderen sicher auch schon gehört. Du warst damals noch ein Bübchen, aber Nihal dürftest du nicht vergessen haben.« Dohors Augen blitzten erschrocken auf, und der Gnom ging sofort zum Angriff über.
Wieder ließen sie die Klingen sprechen, immer schneller, immer schneller, während die Funken in den feuerroten Nachthimmel aufstoben. Ido blieb gelassen, sein Herz pumpte rasch, aber in gleichmäßigem Rhythmus, sein Atem kam nur ein wenig keuchend. Als er merkte, dass Dohor immer mehr die Geduld verlor, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Und er war es auch, dem der erste Treffer gelang. Nicht mehr als ein Kratzer, doch er fühlte den Sieg näherrücken. Sofort setzte er nach, aber Dohor schaffte es, wieder auf Abstand zu gehen, und schoss dann im Sturzflug zur Erde hinunter. Ido folgte ihm, ohne zu wissen, was da gespielt wurde. Da sah er, wie Dohor dicht über dem Boden schwebte, im Flug mit seiner Linken ein Schwert ergriff und sich ihm dann ruckartig wieder zuwandte.
»Du bist nicht der Einzige, der für Überraschungen gut ist«, rief der König und stieß augenblicklich zu, diesmal mit der linken Hand. Mit großer Mühe konnte Ido die Attacke abwehren. Es war wieder ausgeglichen. Zwei Klingen auf jeder Seite. Die vier Schwerter kreuzten sich, und einen Moment lang schössen die Drachen nebeneinanderher durch den nächtlichen Himmel.
»Schämst du dich nicht, ein billiges Schwert ohne Ge schichte zu führen? Ich dachte immer, du nähmest nur Waffen von den besten Schmieden zur Hand«, höhnte Ido.
»Das ist dein Fehler. Du hältst mich immer noch für einen verwöhnten Jungen. Aber ich habe alle hinter mir gelassen, und das nur, weil ich im Grunde ein Krieger bin, der beste.«
Statt einer Antwort, stürzte sich Ido wieder auf ihn. Doch machte sich langsam die Erschöpfung bemerkbar. Dohors Schläge blieben kraftvoll, während ihm selbst die Handgelenke schmerzten.
Da spürte er, wie sich Oarfs Muskeln unter seinen Schenkeln verkrampften, und sein Brüllen hallte durch die Nacht. Eine Flamme hatte die Tatze des Drachen versengt, eine nicht tiefe, aber schmerzhafte
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