Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
da.
Lonerin führte ihn aus dem Turm. Nach diesem Moment der Verzweiflung gab sich Sennar nun wieder wie zuvor. Argerlich hatte er sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt und sich bemüht, seine Fassung wiederzufinden, doch körperlich war er von dem Ausbruch gezeichnet, war entkräftet auch von den wiederbelebten Schuldgefühlen, die er über viele Jahre in sich begraben hatte. »Du hast auch nichts gefunden?«, fragte er noch einmal, während er stehen blieb und sich in einer Seitengasse gegen eine Hauswand lehnte.
Lonerin schüttelte den Kopf.
»Nein, der Talisman war nicht da«, überlegte Sennar, wobei er in die Höhe blickte, »oder vielleicht war er mal da, und man hat ihn mitgenommen. Im Haus waren nur noch Gerumpel und alte Kleider, nichts von Wert, das man mit Gewinn verkaufen könnte.«
»Glaubt Ihr, die Wertgegenstände wurden alle weggeschafft?«
Sennar nickte. »Tarik hatte ja auch das Schwert seiner Mutter von zu Hause mitgenommen. Auch das war nicht da.«
Lonerin dachte an Nihals Schwert aus schwarzem Kristall, das in allen Büchern als Waffe von unschätzbarem Wert beschrieben wurde. Vielleicht hatte Sennar Recht, allein schon das so kunstvoll gefertigte Heft musste ein Vermögen wert sein.
Der alte Magier stieß sich von der Hausmauer ab. »Wir müssen mit dem Mann sprechen, der Tarik noch behandelt hat. Wahrscheinlich weiß er, ob wegen des Verbrechens ermittelt wurde und wer meinen Sohn und seine Frau begraben hat.«
Nur ein wenig humpelnd, schlug er den Weg zum Stadtzentrum ein. Lonerin ging eine Weile neben ihm her, gab sich dann einen Ruck und sagte: »Ich glaube, er wusste es.« Sennar drehte sich zu ihm um.
»Tarik wusste, wie sehr Ihr ihn liebtet, er wusste alles. Und auch er liebte Euch aus tiefstem Herzen.«
Die Augen des Magiers blitzten bewegt auf. Er sagte nichts, blickte Lonerin nur eine Weile an und setzte dann seinen Weg fort.
»Völlig aufgelöst stand der Gnom vor meiner Tür und brachte mich sogleich zu diesem Mann. Ich tat mein Bestes, um ihn zu retten, doch es war zu spät.« Der Heilpriester, der sich um Tarik gekümmert hatte, wirkte ein wenig heruntergekommen in seinem an vielen Stellen geflickten Gewand. Mit einem Blick wie ein verwundetes Tier schaute er sie an. Er schien gar nicht so alt zu sein, zumindest seiner Stimme und seiner Art zu sprechen nach, hatte sich aber nicht gut gehalten. Lonerin und Sennar saßen mit ihm am Tisch, in einer Wirtsstube in Salazar, umgeben von einer Wand aus Biergeruch und dem Rauch zu vieler Pfeifen.
»Die Frau war bereits tot«, fügte er hinzu, »und der Mann zu schwer verwundet, als dass man noch etwas hätte tun können. Und als ich dann am nächsten Morgen wieder nach ihm sehen wollte, war er bereits gestorben. Ich versprach dem Gnomen, dafür zu sorgen, dass die Toten begraben würden, und das tat ich dann auch.«
Lonerin fiel auf, dass Sennars Hände wieder, fast unmerklich, zitterten. »Hast du sie begraben?«, fragte der Magier bemüht gleichgültig.
Der Heilpriester nickte zögernd. »Ja, am Tag darauf. Sie hatten ja sehr abgeschieden gelebt, und es gab wirklich nur wenige Leute, die sie kannten. Ich habe mich ein wenig umgehört, fand aber niemanden, der die Bestattung übernehmen wollte. Also habe ich mich darum gekümmert. Zu der Feier sind höchstens ein Dutzend Leute gekommen.«
»Wo?«, fragte Sennar. Der Priester sah ihn verständnislos an. »Wo hast du sie begraben?«, präzisierte der Magier.
»Auf dem Friedhof vor der Stadtmauer. Ich selbst habe die Grabsteine beschriftet und die beiden nebeneinander begraben. Aber kanntet Ihr sie denn?«
»Nein«, antwortete Lonerin rasch und fragte dann: »Gab es eine Untersuchung? Und was wurde aus ihren persönlichen Sachen?«
Der Priester ließ seinen Blick zwischen den beiden Magiern hin- und herwandern. Er hatte unverkennbar Angst und wog seine Worte sorgfältig ab. Wahrscheinlich fragte er sich nach dem Grund für dieses Verhör, und wer die beiden wohl sein mochten. »Da gab es nicht viel zu untersuchen. Ein Raubüberfall, der mit einer Tragödie endete, zumindest formulierte es der Beauftragte des Stadtältesten so. Und was ihre Sachen angeht, so fand sich niemand, der ein Recht auf sie hatte. Ich meine, Freunde hatten sie kaum, und Verwandte, zumindest hier in Salazar, keinen einzigen. Die Frau stammte nicht aus dem Land des Windes, und niemand konnte uns sagen, wo sie herkam. Und die Eltern von ihm ...« Er machte eine unbestimmte Handbewegung. Sennars
Weitere Kostenlose Bücher