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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wie in Trance, auf Learcos Körper bestimmte Symbole um die Wunden herum, während sie gleichzeitig mit tiefer Stimme eine Litanei oder mehr noch ein Gebet sprach. Jedes Mal, wenn sie dabei den Namen Thenaars anrief, zuckte Dubhe zusammen. Und doch sah sie mit eigenen Augen, dass Learcos Gesicht nach und nach Farbe bekam und sein Atem immer regelmäßiger wurde. War dies der wahre Thenaar, der Gott, über den sie sich vor einer Weile unterhalten hatten? Plötzlich ging ihr auf, was Theanas Worte an jenem Abend bedeutet hatten. Wahrscheinlich hatte die Religion tatsächlich noch andere, gute Seiten, obgleich ihr auch diese fremd waren. Es waren die des Mitgefühls und der Barmherzigkeit.
    Nun, da Theana fertig war, lag Learco wieder friedlich schlafend da. Seine Wunden bluteten nicht mehr.
    »Mach ruhig auch deine Umschläge«, sagte die Magierin, sichtlich gezeichnet. »So wird er sich noch schneller erholen, und morgen können wir weiterziehen.« Das ließ Dubhe sich nicht zweimal sagen und begann, sorgfältig mit sanften Bewegungen ihre Salbe auf Learcos Haut zu verteilen. Als sie seine Wunde am Arm behandelte, fiel ihr plötzlich ihr Meister ein. Auf ähnliche Weise war er verletzt worden, und indem sie ihn behandelte, hatte sie seinen Tod verursacht. Durch den Kontakt mit diesem Körper in eine merkwürdige Unruhe versetzt, erschauderte sie leicht und versuchte nun, so schnell wie möglich fertig zu werden.
    »Wir sollten bis zum Morgengrauen abwechselnd wach bleiben. Die Räuber, die uns überfallen haben, sind zwar gut gefesselt, aber es könnten sich noch andere zwielichtige Gestalten hier herumtreiben«, sagte Dubhe, und Theana nickte.
    Diese Nacht kam Dubhe unendlich lang vor. Ständig dachte sie an Learco, wie er sich für sie geschlagen hatte, und konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie betrachtete sein blasses, friedliches Gesicht und empfand eine stille Bewunderung für diesen jungen Mann. Gleichzeitig fragte sie sich, warum er sie so beschäftigte. Sie schwankte hin und her in ihren Gefühlen. Manchmal suchte sie seine Gegenwart, freute sich, mit ihm zusammen zu sein, und andere Male empfand sie ihn als Bedrohung und hoffte darauf, dass etwas passierte, was sie trennte.
    Dann plötzlich sah sie, dass er die Augen aufschlug. Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie intensiv und strahlend das Grün seiner Iris war, welche Tiefe in ihren Schattierungen steckte.
    Learco drehte ihr den Kopf zu und schaute sie an. »Was ist geschehen?« »Wir sind überfallen worden«, antwortete Dubhe.
    »Das weiß ich noch. Und dann?«
    »Ihr habt sie besiegt. Alle fünf«, log sie. »Aber Ihr seid dabei verwundet worden.«
    Learco warf einen Blick auf den verwundeten Arm, reckte sich auch, um seine Hüfte zu betrachten, sank aber zurück, weil die Schmerzen zu stark waren. »Bleibt ruhig liegen, sonst reißt die Wunde wieder auf.«
    Er blickte sie lächelnd an. »Sag ruhig >du< zu mir.«
    Verlegen schaute Dubhe sich um, suchte verzweifelt nach einem Gegenstand, auf den sie ihren Blick richten konnte, nach etwas, das nicht sein Gesicht war. Theana schlief und war ihr keinerlei Hilfe.
    »Warst du das?«
    Sie schaute ihn fragend an.
    »Die mich versorgt hat?«
    Dubhe dachte an Theanas Lüge, erinnerte sich, dass sie in den Kleidern, die sie trug, nun eine Priesterin war. »Ja«, log sie erneut. »Danke.« Dubhe wurde noch verlegener. »Nein, Ihr ... du musst dich nicht bedanken, du hast uns doch beschützt und gerettet.«
    Learco richtete sich ein wenig auf und zuckte mit den Achseln. »Was hätte es für einen Sinn, euch in Selva zu retten, um euch dann später eurem Schicksal zu überlassen?«
    »Trotzdem. Für dich sind wir doch zwei Fremde. Warum tust du so viel für uns?«
    Der Jüngling sah ihr tief in die Augen. »Mir scheint, ich habe auch viel gegen euch getan, oder nicht?«
    Dubhe verstand ihn immer weniger.
    »Ich meine das, worüber wir uns schon einmal abends unterhalten haben. Der Krieg, den auch ich führe, war es doch, der euch zu Flüchtlingen gemacht hat. Hast du eine Ahnung, wie viele Männer ich in meinem Leben schon getötet habe?«
    Dubhe hätte gelacht, wenn sie gedurft hätte. Und weißt du, wie viele Menschen ich getötet habe? Und der letzte wird dein Vater sein.
    »Du bist der Sohn des Königs. Wenn du getötet hast, so geschah es für dein Königreich.«
    »Verstell dich nicht. Ich weiß, dass du mich verstehst.«
    Er blickte ihr so fest in die Augen, dass sie erstarrte. Unwillkürlich dachte sie an die

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