Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
Wachen übernommen, obwohl sich der Prinz mehrmals dagegen gewandt hatte. Sie jedoch bestand darauf: Seit ihrem letzten Gespräch konnte sie ohnehin kaum einschlafen, und er sollte rasch wieder zu Kräften kommen.
    Noch nie im Leben war sie so durcheinander gewesen. Auf der einen Seite spürte sie, wie das Traumbild einer inneren Ruhe für sie wirklich wurde, eines Friedens, der nicht bloß eine unerfüllbare Hoffnung, sondern greifbar war. Auf der anderen Seite war sie vollkommen verunsichert und verachtete sich selbst, weil sie sich an diesem Abend so hatte gehen lassen und wie irgendein Weibchen zu weinen begonnen hatte.
    So war sie hin- und hergerissen zwischen Hass und Bewunderung, und wenn in der Dunkelheit alles still geworden war, wanderten ihre Gedanken wieder zu den Geschehnissen zurück und quälten sie. Inmitten dieses Gefühlschaos stand Learco. Die Vollkommenheit seines schlanken, geschmeidigen Körpers zog sie immer mehr an, während die Traurigkeit in seinem Gesicht sowie das Wissen, dass sie sehr viele Gefühle teilten, sie so sehr abstieß, dass es wehtat. Sie empfand den Prinzen als einen Eindringling, der ihr in einem schwachen Moment ihre intimsten Geheimnisse entrissen und sich angeeignet hatte.
    Daher atmete Dubhe erleichtert auf, als sie in das Makrater Gassengewirr eintauchten. Es war überstanden. Nun konnte sie sich ganz auf ihre Mission konzentrieren und sich von diesem gleichzeitig süßen und bitteren Wahn befreien.
    Learco hatte sich die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen, weil er unerkannt bleiben wollte, während Dubhe das Gefühl hatte, nach Hause zu kommen. Dies war ihr Lebensraum, diesem verdorbenen, stinkenden Ort entstammte sie, und hier gehörte sie hin.
    Selva, wo noch die Überbleibsel ihrer Kindheit herumlagen, war Vergangenheit. Doch Makrat, und hier vor allem die verruchtesten Viertel, war der Sumpf, in dem sie sich nach Gornars Tod bewegt hatte. Hier zeugte alles von ihrem alten Leben als Einbrecherin - und von ihrem Meister. Es war seltsam, aber die Erinnerung an ihn kam ihr nun weniger lebendig als gewohnt vor. Sie hatte ihn geliebt, er war alles für sie gewesen, doch nun gehörte auch er zu einer anderen Zeit. Es war ein seltsames Gefühl. Fast hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie es zugelassen hatte, dass sich dieser Schatten von ihr entfernte. Wer sonst auf der Welt erinnerte sich noch an Sarnek, wenn nicht sie?
    Nervös drängte sich Theana enger an sie.
    »Du bist wohl noch nie hier gewesen?«, fragte Dubhe.
    Theana schüttelte den Kopf. »Nein, nur einmal im Königspalast, in der Stadt aber nicht.«
    Ja, Dubhe konnte sich gut vorstellen, wie Makrat sie einschüchtern musste, mit seinen hoch aufragenden Wohnhäusern links und rechts der stinkenden Gassen. Auch wenn sie viel geteilt hatten in den vergangenen Wochen, wurden die Unterschiede zwischen ihnen beiden hier wieder besonders deutlich. 
    Vor dem Palast angekommen, nahm Learco endlich die Kapuze ab. Die Wachen verneigten sich sogleich, als sie ihn erkannten, bedachten ihn jedoch auch mit skeptischen, forschenden Blicken. »Ist mein Vater da?«
    »Er erwartet Euch im Thronsaal, Hoheit.«
    Learco drehte sich zu Dubhe und Theana um. »Folgt mir.«
    So tauchten sie ein in die Flure des königlichen Palastes. Von Erzählungen kannte Dubhe das Gebäude, war aber nie persönlich dort gewesen. Was sie besonders beeindruckte, war der Prunk der Säle. Schon von außen hatte sich der Palast in voller Pracht gezeigt, mit Zinnen, Kuppeln, Golddekorationen und Basreliefs überall, einer Überfülle von Zierwerk, die fast bedrückend wirkte. Doch das Innere war noch spektakulärer, mit seinen Fluchten riesengroßer, mit weißem Marmor ausgestatteter Säle, den Tonnengewölben und mächtigen dreifüßigen Leuchtern in den Ecken, die alle Räume in warmes Licht tauchten und die Luft mit wohlriechenden Düften erfüllten.
    Staunend und eingeschüchtert blickte Dubhe sich um, während sie ein wenig gebeugt neben den anderen her ging. Theana hingegen hatte den Blick fest geradeaus gerichtet. Ihre Vertrautheit mit solch herrschaftlichen Palästen war offensichtlich, nur das leichte Zittern ihrer Hände verriet ihre Nervosität. Wahrscheinlich fürchtet sie sich vor der Begegnung mit Dohor, dachte Dubhe, diesem Mann, von dem man sich die grausamsten Dinge erzählte, diesem Todfeind des Rats der Wasser.
    Irgendwann standen sie vor einer breiten Bronzetür, die über und über mit Miniaturen verziert war. Davor

Weitere Kostenlose Bücher