Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Leibesübungen oblagen, sondern ein einfacher Assassine, ein Meuchelmörder, wie es viele gab.
»Du hättest den Tod verdient«, hatte Yeshol damals zu ihm gesagt, während er ihn von oben herab musterte, »aber die Gilde braucht dich vielleicht noch, und mit deren Werkzeugen gehe ich immer sorgsam um.« Zu seinen Füßen kniend, hatte Sherva die Zähne gefletscht. Solch ein Ende drohte ihm also: getötet von einem alten Fanatiker, der nicht mehr als ein Werkzeug in ihm sah, ein Werkzeug im Dienst eines Gottes, den er selbst verabscheute.
»Erlaubt mir, meine Stellung zu behalten. Sie steht mir zu.«
Yeshol hatte sich tief zu ihm niedergebeugt. »Du genießt bereits eine Vorzugsbehandlung. Reicht dir das nicht?«
»Ihr kennt mich doch und wisst, dass ich mich nicht so leicht geschlagen gebe.« Schließlich hatte man ihn ausgesandt herauszufinden, wohin Ido und San geflohen waren. Sherva hatte sich in die Aufgabe gestürzt und alle Informationen beschafft, die die Gilde brauchte, doch ihm selbst hatte das nicht geholfen. Sein Leben kam ihm nur noch schäbig und bedeutungslos vor. Zu kriechen war seine Spezialität geworden, sich zu er niedrigen seine Überlebensstrategie. Das war das genaue Gegenteil dessen, was seine Mutter ihn gelehrt hatte, jene Nymphe, die sich nie hatte beugen lassen, auch nach ihrer Verbannung nicht, zu der ihr Volk sie verurteilte als Strafe dafür, dass sie einen Menschen liebte. Und eigentlich war ihm der gleiche Stolz eigen. >Wenn deine Zeit gekommen ist, wirst du alle anderen hinter dir lassen und denen, die mich erniedrigt haben, die Stärke deines gemischten Blutes beweisen<, hatte sie, ihm fest in die Augen blickend, gesagt.
Und er hatte sich ihre Worte zu Herzen genommen. Herausragen: Darauf kam es an. Dass dafür das Blut anderer vergossen werden musste, war ohne Bedeutung. Zu gut hatte er noch die verächtlichen Blicke in Erinnerung, mit denen man ihn und seine Mutter bedacht hatte. Damals beschloss er, die Welt herauszufordern, zu bekämpfen, zu zerstören. Und deswegen hatte er sich für den Weg der Gewalt, des Mordens entschieden und sich wie ein Asket diesem Leben geweiht, um allen zu beweisen, wozu er fähig war. Doch nun war von diesem Traum nichts mehr übrig geblieben.
Nach seiner Rückkehr war er sogleich von Yeshol empfangen worden und hatte berichten können, dass die beiden Gesuchten drei Wochen zuvor in die Untergetauchte Welt aufgebrochen waren und vielleicht mittlerweile bereits den Meeresgrund erreicht hatten. Yeshol hatte ihm aufmerksam zugehört und sicher bereits über die geeigneten Gegenmaßnahmen nachgedacht. Aber dann waren drei Wochen ins Land gegangen, ohne dass er Sherva noch einmal zu sich gerufen hätte. Deshalb beschloss er, selbst den ersten Schritt zu tun, also das Oberhaupt aufzusuchen und ihn zu bitten, ihn mit der neuen Mission zu betrauen und in die Untergetauchte Welt zu entsenden. Nur auf diese Weise konnte er hoffen, seine verlorene Position zurückzugewinnen.
Yeshol blickte ihn an. »Nun, was willst du?«
»Ich habe getan, was Ihr mir befahlt«, antwortete er, wobei er den Höchsten Wächter entschlossen anschaute, »nun wollte ich fragen, ob Ihr über mein Ersuchen, rehabilitiert zu werden, nachgedacht habt.«
Das Schweigen, das seinen Worten folgte, schien Sherva nicht enden zu wollen. Irgendwann seufzte Yeshol und erklärte: »Gewiss, du hast gute Arbeit geleistet. Aber das war auch nicht mehr als deine Pflicht.«
Sherva ballte die Fäuste. »Dann setzt mich nun auch dem Jungen auf die Fersen. Mit dem Gnomen habe ich ohnehin noch eine Rechnung offen.«
Yeshol sah ihm fest in die Augen. »Dafür bist du nicht geeignet.«
»Wieso nicht? Welchen Sinn hat es denn, mich am Leben zu lassen, wenn ich dann nicht die Möglichkeit erhalte, mein Scheitern vergessen zu machen!« Sherva hatte die Stimme erhoben, und Zorn flackerte auf in den Augen seines Vorgesetzten. Mit langsamen, schweren Schritten kam Yeshol um den Schreibtisch herum. Er baute sich vor ihm auf, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte ihn nach unten. Sherva hielt dagegen. Dieses Mal würde er nicht in die Knie gehen, dieses Mal nicht.
»Du wagst doch wohl nicht, dich mir zu widersetzen?«
Yeshols Stimme war ein Zischen, eine kalte Klinge in Shervas Kreuz, doch dieser verspürte nichts als Zorn. Vor allem auf sich selbst, weil er sich so weit von seinem Weg hatte abbringen lassen. Er senkte das Haupt.
»Ich ...«
Yeshol lockerte seinen Griff. »Ich habe bereits
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