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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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anderen Frauen, in einer riesengroßen, von Rauch und Dämpfen eingehüllten Küche. Hektisch ging es dort zu, und die Arbeit nahm kein Ende, denn seine zahllosen Ränke und Bündnisse schmiedete Dohor immer bei einem mehr oder weniger prunkvollen Mahl.
    Kaum hatte sie den Raum betreten, kam Dubhe der Bau der Gilde in den Sinn. Auch dort gab es Küchen wie diese hier, und sie erinnerte sich daran, dass Lonerin darin gearbeitet hatte in den Monaten, in denen er als Spitzel und vermeintlicher Postulant bei der Gilde gelebt hatte. Sie selbst hatte nur einmal einen Blick hineingeworfen, und dabei waren ihr die Leute, die dort herumhuschten - Leute, die der Sekte aus Verzweiflung das eigene Blut vermacht hatten -, wie Gespenster vorgekommen. Und so würgte es sie im Hals, als sie hier die Schwelle überschritt. Doch sie beherrschte sich und spielte weiter ihre Rolle als armes Mädchen aus dem Volk, kniete vor Volco nieder und küsste ihm zum Dank die Hand.
    »Euer Dank sollte dem Prinzen gelten, nicht mir«, sagte er abwehrend.
    Erst spät in der Nacht kamen sie ins Bett. Besonders Theana war sehr erschöpft. Sie war nicht an harte Arbeit gewöhnt, denn bis dahin hatte ihr Leben zum größten Teil aus gewissenhaftem Studium bestanden, aus geistiger Arbeit und weniger aus körperlicher Anstrengung. Aber auch für Dubhe waren derlei Tätigkeiten ungewohnt. Mit schmerzenden Gliedern und vom kalten Wasser klammen Händen ließen sie sich auf ihre Pritschen fallen. Theana schlüpfte sogleich wortlos unter ihre Decke, während Dubhe noch eine Weile wachlag. Trotz der Müdigkeit fiel es ihr schwer, einzuschlafen. Ihr Feind schlief ganz in der Nähe, nur ein Stockwerk über ihr, in den Prunkgemächern des Palastes, und irgendwo versteckt in diesem Labyrinth mussten auch die Dokumente liegen, die sie für ihre Rettung brauchte. Wie hätte sie schlafen können, da ihr Leben doch an diese beiden Elemente, die jetzt so nah waren und doch noch so fern, gebunden war? Das Verlangen zu handeln, tätig zu werden, um Rache nehmen zu können, steigerte sich zu wahrer Besessenheit. Es war, als habe sich nach der Reise durch die Unerforschten Lande etwas bei ihr verändert, als habe sich etwas gelöst. Endlich war sie bereit, eine Entscheidung zu treffen und das Leben in die eigenen Hände zu nehmen.
    Sie schloss die Augen, und begleitet von einem süßen Schmerz spürte sie zuletzt noch, schon wie in einem Traum, dass jenseits dieser Wände Learco ebenfalls einzuschlafen versuchte.
    Dubhe hielt sich an den Plan, den sie Theana erläutert hatte: Um keinen Verdacht zu erregen, gingen beide an den ersten Tagen nur still und fleißig ihrer Arbeit nach. Das war nicht leicht, denn da sie neu waren, betrauten die anderen Frauen sie mit den unangenehmsten Aufgaben und schikanierten sie häufig ohne irgendeinen Grund. Abends hörte Dubhe, wie ihre Gefährtin während ihrer Gebete, die sie nun noch eifriger verrichtete, leise weinte.
    »Ich werde versuchen, so bald wie möglich etwas zu un ternehmen«, flüsterte sie, keine anderen Worte des Trostes findend, ihr zu. Doch entmutigt von dieser absurden, gefährlichen Situation reagierte Theana nicht. Eine Woche nach ihrer Ankunft war der Moment gekommen. Mitten in der Nacht, während der gesamte Palast im Schlaf lag, stand Dubhe leise auf. Sie steckte ihre Frauengewänder in einen Quersack und zog eine Stoffhose und ein ledernes Männerhemd über, die sie am Vortag in der Wäscherei stibitzt hatte. Zwar störte es sie, dass diese dunkle Kleidung stark an die Uniform der Siegreichen erinnerte, aber dies war die beste Verkleidung, um sich ungestört in den finsteren Gängen bewegen zu können. Eine stille Erleichterung überkam sie, als sie sich nun auch endlich wieder den Gürtel mit dem Dolch um die Taille binden konnte,- egal wo sie unterwegs, egal welche Rolle sie gerade spielte, gehörte der Kampf nun einmal zu ihrem Wesen, und nur bewaffnet fühlte sie sich wirklich wie sie selbst. Rasch band sie noch ihr Haar zusammen und war fertig.
    Süß wie ein lange vernachlässigter Geliebter umfing sie die Nacht. Sie tauchte ein in die Schatten und genoss es, sich durch die dunkle Stille zu bewegen. Was sie nun vorhatte, das Auskundschaften, war immer schon der Teil ihrer Arbeit als Schattenkämpferin gewesen, der ihr am meisten Spaß machte.
    So schlich sie, sich immer wieder verstohlen umblickend, durch die Gänge, stets bereit, sofort zu reagieren, falls es brenzlig werden sollte. Doch niemand begegnete

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