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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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vergleichsweise kleines Buch auf, dessen Rücken mit silbernen Schriftzeichen versehen war, die schon halb von schimmligem Grün angefressen waren. Es handelte sich um Runenzeichen, das einzige interessante Thema, das er auch bei Quar durchnahm. Die Lehre vom Kampf, ein Titel, der nach einer bewegten Handlung klang. Behutsam zog er das Buch heraus. Es war in so schlechtem Zustand, dass er Angst hatte, es könne ihm unter den Fingern zerfallen. In den Einband aus Samt war auf der Vorderseite ein rotes Pentagramm eingestickt. Behutsam fuhr San mit den Fingerspitzen darüber. Die metallenen Ecken waren scharf, und er musste auf der Hut sein, dass er sich nicht verletzte.
    Im Schneidersitz hockte er sich auf den Fußboden und schlug die erste Seite auf. Darin lag ein Lesezeichen von einem dunklen, fahlen Rot, das San mit Entsetzen als die Farbe geronnenen Blutes wahrnahm.
    Er schlug die Seite um, und sein Blick fiel auf eine kleine, regelmäßige Handschrift.
    Zu der Entscheidung, mich in den magischen Praktiken des Mordens zu schulen, gelangte ich während des Krieges der Kleinen. Ich habe sie mir nicht leichtgemacht und traf sie schweren Herzens. Doch Tod und Blutvergießen waren damals bereits meine Begleiter, und ihr Geruch hatte meine Seele durchdrungen und schon ganz durchtränkt. Ich tat es, um einen Feind zu bestrafen und ein geliebtes Wesen zu rächen, das dieser mir entrissen hatte. Vor keiner Gräueltat floh ich, denn der Krieg hatte mich bereits mit allen Schrecken vertraut gemacht, und das Verlangen, den Toten endlich Frieden zu schenken, trieb mich an. Einen Moment lang hob San den Blick. Der Krieg der Kleinen. Ein Ereignis aus ferner Vergangenheit, aus einer Epoche, als die Elfen die Herrscher der Aufgetauchten Welt waren. Er fand es traurig, dass damals schon Tod und Blutvergießen eine genauso große Rolle spielten wie in der jetzigen Zeit, und empfand ein eigenartiges Mitgefühl mit dem Mann, der das geschrieben hatte, weil er die Sprache, in der er redete, nur zu gut verstand.
    Denn auch er selbst wünschte sich, den Toten Frieden zu schenken, oder zumindest hoffte er, dass die Toten ihn in Frieden lassen würden. Denn er hatte gemerkt, dass die Gegenwart von Menschen, die von einem gegangen waren, schwerer zu ertragen war als ihre Abwesenheit, und ihre Schatten, die Reflexe ihres Schmerzes, ihres Hasses, verließen einen nie. Mit dem Bild seines Vaters vor Augen, wie er tödlich verwundet zur Tür kroch, vertiefte er sich wieder in die Lektüre.
    Als San die Bibliothek verließ, war es schon später Abend. Fast das ganze Buch hatte er durchgelesen und nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Kaum hatte er die Tür hinter sich zugezogen, da stieß er schon auf einen Diener, der ziemlich aufgeregt schien.
    »Wo habt Ihr denn gesteckt? Die Gräfin und der Ritter haben mit dem Abendessen auf Euch gewartet und sind schon in Sorge.«
    »Ich habe gelesen ...«
    »Seine Exzellenz, Ritter Ido, erwartet Euch in seinem Zimmer.«
    Der Diener ergriff seinen Arm und führte ihn unter den Blicken einer geschäftigen, aufgeregten Dienerschaft durch die Gänge.
    »Ich habe ihn gefunden! Meldet der Gräfin, dass ich ihn wohlbehalten gefunden habe.«
    Schließlich zog der Diener die Tür zu Idos Zimmer auf.
    Der Gnom saß am Tisch und paffte nervös seine Pfeife. Er sprang auf, als sich die Tür öffnete. »Verflucht noch mal!«, polterte er sofort los. »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
    »Ich habe ihn in der Nähe der Bibliothek gefunden«, erklärte der Diener. In immer kürzeren Abständen zog der Gnom an seiner Pfeife und stieß dichte Rauchwölkchen aus. Das war kein gutes Zeichen, wie San mittlerweile wusste. »Lass uns allein«, forderte Ido den Diener auf. Der ließ sich nicht lange bitten, die Tür schloss sich, und der Junge spürte, wie seine Knie weich wurden. »Wo bist du gewesen?« Idos Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn, während er den Jungen durchdringend anstarrte.
    »Wieso? Ich ...« »Antworte!«
    »In der Bibliothek«, murmelte San kaum vernehmbar und fügte dann mit ein wenig lauterer, trotziger Stimme hinzu: »Ondine hat doch gesagt, dass ich jederzeit dorthin darf.«
    »Ja, aber offenbar hast du überhaupt noch nicht begriffen, in welcher Lage du bist.«
    Ido packte ihn am Arm, ein Griff so fest wie ein Biss, zog ihn zu sich heran und brachte sein Gesicht ganz nahe vor das seine. Der Tabakgeruch verursachte San ein Würgen im Hals.
    »Du hast wohl vergessen, wieso wir hier sind?«
    »Nein,

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