Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
versehen ... Aber Quar erzählt mir nur etwas von Naturgeistern und verschiedenen Destillierkolben und anderem unnützen Zeugs!« Keuchend stand San da und hatte das Gefühl, gleich zu platzen. Sein Brustkorb hob und senkte sich so heftig, als wäre nicht genug Luft im Raum. Die Pfeife in der Hand, blickte Ido ihn reglos an. »Bist du fertig? « Seine Stimme war ruhig, kalt, und brachte dadurch San vollends aus der Fassung. »Ich warne dich! Mach dich nur nicht lustig über mich!«
Die Ohrfeige traf ihn völlig unerwartet, und das Klatschen hallte durch Raum. Mit einem Mal fühlte San sich ganz leer. Ungläubig blickte er Ido an.
»Und du hörst auf, dich hier so frech wie bei deinem Zauberlehrer aufzuführen. Mir kann keiner mehr was vormachen, und mit dummen, aufgeblasenen Rotznasen bin ich in meinem Leben schon oft genug fertig geworden.« San spürte, wie seine Augen feucht wurden.
»Mach dir endlich klar: Wir verstecken uns hier, weil die Gilde dich töten wird, wenn sie dich erwischt! Aber vielleicht denkst du, du bist ein Held, und es ist dir egal, wenn du stirbst. Gut, dann erinnere ich dich daran, dass mit dir auch die gesamte Aufgetauchte Welt untergehen würde. Und deswegen sind wir hier.« Ido wandte sich ab, trat wieder ans Fenster und lehnte sich gegen die Glasscheibe. San nahm ihn nur durch den Schleier seiner Tränen wahr. Jetzt erleben zu müssen, dass auch Ido ihn nicht verstand, zerriss ihn fast. Bis zu diesem Moment war er seine einzige Sicherheit gewesen: Sie beide waren Überlebende, die den gleichen Schmerz erlebt hatten, und wenn es jemanden gab, so hatte er geglaubt, mit dem er sich wortlos verstand, so war das Ido. Aber jetzt nicht mehr. Und San fühlte sich allein und verlassen.
»Ich verstehe dich ja«, fuhr der Gnom jetzt fort, so als habe er seine Gedanken erraten. »Was glaubst du denn? Das untätige Herumsitzen zehrt doch auch an meinen Nerven. Aber ich erlebe das schon viel länger als du. Drei Jahre lang habe ich in der Etappe, in der Sicherheit Laodameas, Pläne geschmiedet für den Widerstand, während unsere Leute draußen an der Front gestorben sind. Was meinst du, wie ich mich dabei gefühlt habe? Aber es gibt immer Zeiten, da man handeln, und Zeiten, da man abwarten muss. Und dies richtig einzuschätzen, gehört auch zu einem großen Krieger.«
Er blickte San verständnisvoll an und trat dann auf ihn zu. »Hör mal, San, eigentlich haben wir doch schon oft genug darüber gesprochen und die Sache geklärt ... Dein Beitrag in unserem Kampf besteht darin, dass du am Leben bleibst. Und glaub mir, das ist keine Kleinigkeit.«
Aber es ist etwas anderes, als wirklich zu kämpfen. Und es hilft mir nicht dabei, diesen Raum voller Blut zu vergessen und meinen Vater, der verletzt zur Tür kriecht, und meine Mutter reglos am Boden.
San ließ nun seinen Tränen freien Lauf, und seine Schultern zuckten, von Schluchzern geschüttelt. Als er mit Ido zum ersten Mal darüber gesprochen hatte, glaubte er noch, die Untätigkeit ertragen zu können. Aber dem war nicht so. Daran gab es keinen Zweifel mehr. Daher rührten sie also, diese Rastlosigkeit unterwegs und diese Langeweile während des Unterrichts bei Quar-. von dem Verlangen nach Rache. Es waren die beiden Seiten derselben Medaille. Aber hatte er sich früher machtlos gefühlt, so sah das heute anders aus. Jetzt wusste er, wie stark er war, spürte, wie seine Kräfte immer weiter zunahmen, merkte, dass er schnell lernte und Neues aufnahm.
Er hätte mit Ido darüber sprechen können. Der Gnom hatte so viele geliebte Personen sterben sehen, vielleicht hätte er doch eine Antwort gehabt, die über dieses »Abwarten!« hinausging. Doch San schwieg, weinte nur an Idos Schulter, ohne irgendeinen Trost zu finden.
»Schwör mir, dass du ab jetzt vernünftig sein wirst.«
Lange starrte der Junge zu Boden. Dann nickte er langsam, und Ido drückte ihn an sich.
»Ich lasse das noch mit der Wache, aber das ist deine letzte Chance. Im Grunde weiß ich ja, dass du ein kluger Junge bist und uns keine Scherereien mehr machen wirst.«
San nickte wieder, erschöpft. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, und als Ido ihn anlächelte, gelang es ihm nicht, dieses Lächeln ehrlich zu erwidern.
Sulanas Gemach
Schon am Abend ihrer Ankunft begann für Dubhe und Theana die Arbeit. Volco
hatte an die Tür geklopft und als sie geöffnet hatten lächelnd erklärt: »Ich habe schon was für euch gefunden.«
Sie waren nun Mägde, zusammen mit vielen
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