Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
hätte vor Wonne gestöhnt. Der Käse schmeckt unglaublich lecker, aber in meinem halb verhungerten Zustand wäre ich auch schon mit der Bitter-Borke zufrieden gewesen, die die Fae so gern essen.
Ich kaue, schlucke und greife nach dem nächsten Stück, während ich Arens zufriedene Miene ignoriere, der sich umgedreht hat und sich mit Sethan in ihrer Sprache unterhält. Dann reiße ich ein Stück Brot ab und lege es um einen Brocken orangefarbenen Käse. Bevor ich zu Ende gekaut habe, stopfe ich mir schon das nächste Stück Brot mit Käse in den Mund. Die Früchte hebe ich mir als Nachtisch auf, und ich versuche, langsam zu essen. Trotzdem habe ich den kompletten Inhalt des Korbs nach wenigen Minuten aufgegessen. Wenn ich jetzt noch etwas schlafen könnte, würde ich mich gleich viel besser fühlen. Selbst ein Fünfminutennickerchen wäre schon himmlisch.
Die beiden Fae beenden ihre Unterhaltung, als ich den Korb zur Seite stelle. Sethan sieht nicht zufrieden aus.
»Ich vertraue deinem Urteilsvermögen, Aren, und ich hoffe, dass du recht hast. McKenzie.« Er verbeugt sich kurz vor mir und geht dann die Verandatreppe hinunter. Ich sehe ihm nach, als er im Wald verschwindet. Als ich einen Lichtschimmer sehe, weiß ich, dass er durch einen Riss gegangen ist. Dummerweise sind seine Schatten hinter dem Blätterwerk nicht zu lesen.
»Ich habe gerade dein Leben verlängert«, sagt Aren und lehnt sich gegen den Verandapfosten. Seine Gelassenheit und die Intensität in seinen silbernen Augen ergeben eine seltsame Kombination. Es gefällt mir nicht, wie er mich ansieht. Noch weniger gefällt mir, wie das Mondlicht hinter ihm erstrahlt, sodass er noch mysteriöser, fast schon erhaben wirkt. Als er nichts mehr sagt und den Blick abwendet, rutsche ich unruhig auf der Holzbank hin und her.
»Okay«, breche ich dann das Schweigen, weil ich die Stille nicht länger ertrage. »Soll ich dir jetzt dafür danken?«
»Du wirst uns letzten Endes helfen.« Er klingt so sicher.
Ich schüttle den Kopf. »Nein. Meine Treue gehört Ky … König Atroth.«
Er grinst leicht. »Ich werde mir dein Vertrauen schon verdienen.«
»Ich glaube dir nichts.« Er kichert, drückt sich vom Pfosten ab und kommt über die Veranda auf mich zu. Er nimmt meine rechte Hand. Als er mich auf die Beine zieht, mache ich den Fehler, in seine Augen zu schauen. Aus dieser geringen Entfernung könnte ich mich in ihnen verlieren, insbesondere wenn die Hitze seiner Edarratae über meinen Arm tanzt. Er senkt den Kopf ein wenig und sieht mich leicht grinsend an.
»Du wirst eine interessante Herausforderung.« Er fährt mit einem Finger an meinem Kinn entlang, und die Blitze dringen in meinen Körper ein, schießen meinen Hals hinunter und in mein Innerstes. Einen Augenblick lang bin ich verloren, nicht mehr im Gleichgewicht, und verbrenne vor einer Sehnsucht, die ich gar nicht genauer unter die Lupe nehmen möchte.
Endlich macht Aren einen Schritt nach hinten und öffnet die Eingangstür. »Komm, Nalkin-Shom . Ich bring dich ins Bett.«
Als ich endlich die Fassung wiedererlangt habe, starre ich den Mistkerl finster an. Aus irgendeinem Grund findet er meinen Trotz amüsant.
5
I ch leide schon seit zehn Jahren an Schlaflosigkeit. Damals war ich in meinem zweiten Jahr an der Highschool, Klassensprecherin und hatte mich bei jedem Fortgeschrittenenkurs angemeldet, der angeboten wurde. Meine Lehrer mochten mich, meine Freunde respektierten mich, und meine Eltern waren stolz auf mich. Die Begegnung mit den Fae hat all das verändert. Zuerst konnte ich nicht schlafen, weil ich glaubte, ich würde durchdrehen und halluzinieren, da niemand sonst die von Licht umgebenen Leute sehen konnte, die die Klassenzimmer und Flure durchsuchten. Und es war offensichtlich, dass sie etwas suchten. Jemanden. Mich.
Ein Falschblut namens Thrain erkannte, dass ich die Gabe des Sehens habe, und zerrte mich ins Reich. Er benutzte mich, um einen Krieg gegen den König anzuzetteln. Als ich mich weigerte, die Schatten für ihn zu lesen, ließ er mich hungern. Er schlug mich. Er bedrohte meine Freunde und meine Familie. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste ihm helfen. Doch dann hat mich Kyol befreit. Er brachte mich in meine Welt zurück, und ich konnte nicht schlafen, weil mein Blut in meinen Adern kochte, wenn ich abends zu Bett ging. Kyol faszinierte mich. Er beschützte mich, und als mich König Atroth bat, ihm zu helfen, Thrain gefangen zu nehmen, habe ich keine Sekunde gezögert. Da
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