Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
Vom Netzwerk:
wurde und wir nicht mehr durchkamen, nahm er sein Schwert zu Hilfe und bahnte uns einen Weg. Erst als er damit zu weit ausholte und mich beinahe getroffen hätte, ignorierte ich schließlich seine Proteste und nahm ihm das Schwert ab. Er brachte ein schwaches Lachen zustande und sagte, er wäre besorgt, dass ich ihn damit niederstrecken könnte. Inzwischen lacht er nicht mehr. Er hat seit mehr als zwanzig Minuten kein Wort gesagt, und ich bin viel zu erschöpft, um eine Unterhaltung anzufangen.
    Er stützt sich auf meine Schultern. Mein Arm liegt um seiner Taille. Sein Körper fühlt sich warm an. Ich weiß nicht, ob das an den Edarratae liegt, die auf meine Haut überspringen, oder ob er Fieber hat. Vermutlich ist es Letzteres. Wie lange dauert es, bis eine Infektion ausbricht? Seine Lippen sind blass, und er schwitzt. Ich schwitze auch, und mein Rücken tut weh, weil ich Aren stützen muss. Mit meinen Stiefeln versinke ich im feuchten Boden und bedauere immer mehr, dass ich mir nicht die Zeit genommen habe, meine Socken anzuziehen. Ich habe das Gefühl, knöcheltief durch zerbrochenes Glas zu waten, und meine Füße tun unglaublich weh. Da sich Aren jedoch nicht über das Loch in seiner Schulter beschwert, ertrage auch ich den Schmerz.
    Irgendwann später höre ich das Rauschen eines Flusses. Sosch muss es ebenfalls hören. Er zappelt im Rucksack herum, um dann mit dem für ihn so typischen Quieken auf meine Schulter zu hüpfen und auf den Boden zu springen.
    Der Wald lichtet sich, und ich kann das Wasser in der Morgensonne glitzern sehen. Sosch rennt ans Ufer und trinkt einige Schlucke.
    »Kann er das trinken?«, frage ich und humple zum Flussufer.
    »Es wird ihn nicht umbringen«, erwidert Aren, sieht aber nicht so aus, als ob er es ebenfalls kosten wollte. Hat er denn keinen Durst? Ich fühle mich völlig ausgetrocknet.
    Er nimmt den Arm von meiner Schulter und kann anscheinend alleine stehen. »Wir sind nicht weit vom Tor entfernt. Sobald wir hindurchgegangen sind, bekommen wir auch was zu trinken.«
    Ich plumpse auf den feuchten Boden neben dem Fluss. Es mag vielleicht keine gute Idee sein, das Wasser zu trinken, aber ich kann nicht widerstehen und muss meine Füße hineintauchen.
    »Wo geht’s zum Tor lang?«, erkundige ich mich, während ich den linken Stiefel ausziehe.
    Aren sieht flussabwärts. »Da lang.« Er klingt nicht überzeugt.
    »Wie weit ist es …« Großer Gott, mein Fuß sieht schlimmer aus, als ich gedacht habe. An der Ferse haben sich nässende rote Blasen gebildet wie auch an fast allen Zehen. An der frischen Luft schmerzen die Wunden erst recht, und jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, dass ich den Fuß wirklich ins Wasser tauchen will.
    » Nom Sidhe , McKenzie«, sagt Aren und starrt meinen Fuß an. »Warum hast du denn nichts gesagt?«
    »Mir war nicht klar, dass es so schlimm ist.«
    Er setzt sich neben mich. Als er nach meinem Fuß greift, ziehe ich ihn weg.
    »Du hast nicht genug Kraft, um mich zu heilen.«
    »So kannst du nicht weitergehen.«
    »Du wirst den Riss nicht mehr öffnen können.«
    Seine silbernen Augen sehen mich an. »Und was wäre daran so schlimm für dich?«
    Gutes Argument.
    »Okay«, lenke ich ein.
    Er umfasst meinen Fuß mit beiden Händen. Chaosschimmer zucken über seine Hände, fließen in meine Zehen und meinen Rist. Ich verspanne mich und halte den Atem an, aber ich kann es nicht unterdrücken und fange wild an zu kichern.
    Aren sieht auf und zieht die Augenbrauen hoch, und Sosch stellt die Ohren nach vorn.
    »Es kitzelt«, erkläre ich. Mein Bein zuckt, als ein Edarratae von meiner Ferse zu meinem kleinen Zeh schießt, und ich muss erneut kichern.
    Die Müdigkeit verschwindet aus Arens Gesicht, und er zieht den linken Mundwinkel nach oben.
    »Was ist?«, will ich wissen.
    »Ich habe dich noch nie zuvor lächeln sehen«, sagt er.
    Ich blicke ihn finster an und ignoriere die Schmetterlinge in meinem Bauch. »Gewöhn dich nicht dran.« Dann entziehe ich ihm meinen Fuß. Scheiß Stockholmsyndrom. Es muss doch ein Heilmittel dagegen geben.
    »Du hast nicht versucht wegzulaufen«, stellt er leise fest.
    »Hast du dir meinen Fuß angeguckt?«, kontere ich und knirsche mit den Zähnen. Er muss mich nicht auch noch auf meine blöde Entscheidung und meine Inkonsequenz hinweisen. Ob ich ihn jetzt alleine lassen soll? Ich kann bestimmt vor ihm weglaufen, aber er kann offensichtlich noch immer Magie wirken. Vielleicht kann er einen Riss über eine geringe Entfernung

Weitere Kostenlose Bücher