Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
ermorden.
Als sie nichts erwiderte, wählte er eine andere Taktik. »Planen Sie etwa hierzubleiben?«
»Sie haben gesagt, dass ich es könnte«, verteidigte Marika sich.
»Falsch. Ich sagte, dass Sie eine sichere Unterkunft brauchen.« Marika war nun wahrlich der letzte Mensch, den er sich als Hausgast wünschte. Nicht nur, dass der Duft ihres Blutes ihn betörte, er machte sich überdies Sorgen, dass einer von ihnen sich »zufällig« ins Schlafzimmer des anderen verirren könnte. Zweifellos brächte sie ihn dafür später um, aber wenn er zu ihr kam und sie wieder kostete, würde sie es geschehen lassen.
Das wiederum wäre ein Fehler, auch und vor allem weil sie köstlicher schmeckte als alles, was er bisher kennengelernt hatte.
»Ja, aber«, beharrte sie, »ehe Sie das Dorf verließen,sagte ich Ihnen, dass ich herkommen würde, und Sie hatten keine Einwände.«
Bishop hatte das Gefühl, dass diese Unterhaltung zunehmend lauter werden würde, und Floarea beobachtete die beiden entschieden zu interessiert. Er lächelte der kleinen Frau zu. »Sie können jetzt gehen. Ich läute, wenn ich Sie brauche.«
Die Haushälterin zeigte auf Marikas Gepäck. »Wünschen Sie, dass ich das nach oben bringe?«
Ein Nein wäre klug gewesen, aber so verloren, wie Marika aussah, brachte Bishop es nicht über die Lippen. »Ja. Bringen Sie den Koffer bitte nach oben.«
Seine Kapitulation entlockte Marika sogar ein Lächeln, und dabei erstrahlte ihr Gesicht, dass es Bishop den Atem raubte.
Worauf in aller Welt ließ er sich hier ein?
»Sie werden es nicht bereuen«, sagte sie zu ihm, nachdem die Haushälterin mit ihrem Koffer gegangen war.
»Das tue ich jetzt schon.« Er sank auf den Sessel neben sich. »Sie begreifen hoffentlich, dass es sich um eine vorübergehende Notlösung handelt, bis wir entschieden haben, wie wir weiter vorgehen wollen.«
Ihr Lächeln ermattete ein bisschen, was Bishop gar nicht recht war. »Sie vertrauen mir nicht.«
Sie klang, als fühlte sie sich von ihm verraten, worauf er sie verwundert ansah. »Nein, tue ich nicht. Sie haben mich in einem Keller gefangen gehalten und misshandelt. Da werden Sie mir vergeben müssen, wenn Ihr Sinneswandel mich zunächst skeptisch stimmt.«
»Ich dachte, Sie wären mein Feind.«
Sie sah einfach entzückend aus, wie sie schmutzig undstaubbedeckt vor ihm stand. Und sie hatte so gar nichts Bedrohliches an sich. »Ich bin noch nicht überzeugt, dass Sie es nicht sind.«
»Was halten Sie davon, wenn wir unseren Konflikt beiseitelassen, solange wir gegen einen gemeinsamen Feind kämpfen?«
»Ich sagte nicht, dass ich Ihnen nicht vertrauen würde, wenn Sie an meiner Seite kämpfen. Mir ist lediglich unwohl bei dem Gedanken, Sie in meinem Haus zu wissen, während ich schlafe.«
Ein spöttisches Schmunzeln erschien auf ihrem Gesicht. »Der große, mächtige Vampir fürchtet sich vor einer Frau?«
»Mich fürchten, nein – eine gesunde Skepsis hegen, ja. Ich wäre dumm, es nicht zu tun.«
Sie rieb sich die Stirn und hinterließ dabei einen weiteren Schmierstreifen. Oben war eine Badewanne, die sie benutzen könnte, denn, bei Gott, sie brauchte dringend ein Bad. Der Schmutz der letzten Nacht haftete noch an ihr.
Und Bishop könnte ihr den Rücken schrubben.
»Glauben Sie, ich würde nicht wachliegen und mich fragen, ob Sie sich für alles rächen wollen, was ich Ihnen antat?«
Bishop wurde jäh aus seinen Phantasien von ihrem nassen nackten Körper gerissen. »Ich vermute, Sie wären dumm, es nicht zumindest in Betracht zu ziehen.«
»Und trotzdem bin ich hier.«
»Also sind Sie offensichtlich dumm.«
Zu seiner Überraschung lachte sie. »Ja, bin ich wohl. Wie dem auch sei, ich bin gewillt, Ihnen zu vertrauen, fallsSie bereit sind, mir zu vertrauen.« Sie setzte sich auf die Couch ihm gegenüber. Kaum dass sie saß, sackten ihre Schultern ein wenig ein, und erst jetzt bemerkte Bishop, wie müde ihre Augen wirkten.
»Warum?«
Sie sah ihm direkt in die Augen. »Weil ich mich noch nie vor meiner Pflicht gedrückt habe.«
»Inwiefern ist es Ihre Pflicht, bei mir zu wohnen?« Na gut, mit ihm zusammenzuleben war gewiss nicht einfach, doch aus ihrem Mund klang es, als würde sie sich auf einem Altar opfern.
»Diese Männer verstecken sich hinter meinem Namen«, erklärte sie seufzend. »Wie Sie sagten, glaubt Ihre Freundin, ich sei für das Verschwinden ihres Bruders verantwortlich.«
Ihm fiel auf, dass sie seine Frage nicht beantwortet hatte. »Stimmt, die
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