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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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das«, er hielt Simias’ Amulett in die Höhe.
    Cale schüttelte verwirrt den Kopf. »Was hat dieses billige Ding damit zu tun?«
    »Es gehörte Luzifer«, sagte Dumas. »Ihr Geruch hängt daran. Sie war darin und jetzt ist sie es nicht mehr. Jetzt hängt ihr Geruch an dir.«
    »Und wenn ich es wüsste? Was würde es euch helfen?«
    »Es würde ihnen helfen, Himmel und Hölle endlich in Besitz zu nehmen.« Uriel trat aus den Schatten in den Raum, dessen Decke sich irgendwo über ihnen in der Dunkelheit verlor.
    Dumas’ Körper spannte sich an, und er spreizte die Flügel; Neil richtete sich zu seiner vollen Größe auf, als der Erzengel auf sie zukam.
    Er stellte sich neben den gefesselten Cale. »Das war auch der Grund, aus dem deine Freunde starben. Sie dachten, Luzifer hätte sich bei ihnen versteckt. Aber so war es nicht, nicht wahr, Dumariel?«
    Der Angesprochene gab nur einen grollenden Laut von sich. Neil trat auf Uriel zu, wurde aber sofort von einer unsichtbaren Macht zurückgestoßen. »Mischling«, schnaubte Uriel verächtlich. »Du beanspruchst den Thron der Hölle und hast nicht einmal die Macht, einem Erzengel gegenüberzustehen?«
    Dumas stellte sich vor Neil, der noch immer damit kämpfte, sich aus Uriels Bann zu befreien. »Deine Macht ist hier unten schwach. Erst recht so nah am Tor zur Hölle.«
    »Ebenso wie deine«, erwiderte Uriel. »Doch sie reicht, um ihn aufzuhalten.«
    »Es nutzt dir nichts«, bellte Dumas. »Die Hölle ist ohne Luzifer nur noch Chaos, und wir werden dort leicht die Macht an uns reißen können, sobald diese Schlampe endgültig erledigt ist. Und dann …«
    »Und dann willst du auch endgültig im Himmel regieren«, vollendete Uriel Dumas’ Satz mit düsterem Blick.
    »Die Ordnung muss wiederhergestellt werden!«
    »Es gibt keine Ordnung! Nicht, seit sie den Himmel verließ.«
    Cale konnte kaum glauben, was er da hörte, aber endlich sah er einen Sinn in den ganzen Morden. Offensichtlich hatten Dumas und Neil versucht, Luzifer zu töten, aber sie war auf die Erde geflohen, mithilfe des Amuletts aus Simias’ Sammlung. Nur die Hölle selbst mochte wissen, wie er es in seine Finger bekommen hatte. Einmal auf Erden war sie offenbar irgendwie zu ihm gekommen; Dumas hatte die Verfolgung aufgenommen und war Cale durch Zoes Visionen gefolgt. Aber wo war Luzifer? Wo hatte er …
    Die Erkenntnis kam so plötzlich und siedend heiß, dass Cale am liebsten den Kopf gegen den Boden geschlagen hätte. Das junge Mädchen – das, das er gerettet hatte!
    Das musste Luzifer gewesen sein, aber wohin war sie verschwunden? Trug er sie in sich? Aber wieso hatte er nichts davon bemerkt?
    In diesem Augenblick sprang Dumas vor und stürzte sich auf Uriel. Der hatte den Angriff zwar erwartet, doch nicht mit der Kraft des Wahnsinns gerechnet, die den Engel antrieb. Es donnerte, als würden zwei Kontinente aufeinanderprallen, und Uriel wurde durch Dumas’ Angriff so hart gegen die nächstgelegene Wand geschleudert, dass Stücke davon zu Boden prasselten.
    Cale ließ sich zur Seite fallen, näher zu einem der herabgestürzten Brocken. Mit klammen Fingern tastete er über die raue Steinoberfläche und ertastete das, was er erhofft hatte: eine scharfe Kante. Mit einem Ächzen hob er die Arme so weit an, bis er das Seil um seine Handgelenke gegen die Kante pressen und darüberreiben konnte. Die Kante scheuerte das Seil langsam auf, aber die beiden Engel waren noch immer in ihren Kampf verstrickt, der sie quer durch den hohen Raum führte.
    Mit einem Triumphgefühl spürte Cale, wie seine Fesseln sich lösten. Nur noch ein paar Striche mehr – eine Hand schoss vor und packte seine Kehle. Neils Gesicht schob sich vor Cales Augen, so verzerrt, wie Cale es nie zuvor gesehen hatte.
    »Ich habe versucht, es so schnell und sauber wie möglich über die Bühne zu bringen, aber du musst mir dazwischenfunken«, knurrte der Nephilim. Cale keuchte und rang nach Luft. Hastig rieb er seine Fesseln weiter gegen den Stein.
    Neil riss Cales Shirt auseinander, suchte offensichtlich nach Zeichen oder anderen Dingen, die einen Hinweis auf Luzifers Verbleib gaben.
    In dem Moment kamen Cales Hände frei. Er riss die Arme auseinander und befreite sich von Neils Händen. »Sauber?«, keuchte er und verstand. »Du hast Lexa getötet. Deshalb hat sie keinen Engel gesehen, bevor sie starb. Das war es, was sie versucht hatte, mir zu sagen.«
    Cale spürte Caes’ Zorn in sich aufsteigen, heiß und brodelnd wie Lava. Es waren

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