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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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aufgeschoben. Sansibar sah einen riesigen verspiegelten Würfel vor sich, mindestens fünf Stockwerke hoch. Das Korrekturhaus. Der Würfel ragte aus einem quadratisch angelegten See. Sansibar hatte nur Gerüchte über das Korrekturhaus gehört. Es gab keine Bilder. Außer den Werbe-Hologrammen ließ RUHL nichts an die Außenwelt dringen.
    Der Weg lief schnurgerade auf den quadratischen See zu. Kurz vor dem Ufer verschwand er im Boden. Eine breite Klappe öffnete sich. Die Kolonne tauchte in einen bläulich schimmernden Tunnel ein. Der Tunnel war ganz aus Glas gebaut. Er führte mitten durch den See zum Korrekturhaus. Überwachungskameras schwebten wie Fische im Wasser.
    Doktor Tornham fuhr mit seinem Scooter direkt neben Sansibar. Ein zufriedenes Lächeln zog sich über sein Gesicht. Sansibar wandte sich ab.
    Der Tunnel mündete in die unterirdische Eingangshalle des Korrekturhauses. Sie war so groß, dass die ganze Kolonne hineinfahren konnte. Die Wände waren mit bunten Stirnbändern und RUHL-Kristallen tapeziert. Die Kristalle funkelten in allen Farben. Der milchig schimmernde Tresen erinnerte Sansibar an ein Luxushotel. Dahinter strahlte wieder das Werbe-Hologramm mit den fröhlichen Menschen: „Wir hatten Disinformie. Na und!“
    Die Sipos nahmen Sansibar eng in die Mitte. Hatten diese Idioten etwa Angst, dass sie fliehen würde? Dabei konnte sich Sansibar kaum bewegen.
    Vier hellblau gekleidete Pfleger schoben ein schwebendes Bett heran. „Wir sollen Sansibar Arbani holen“, wandte sich ein Pfleger an Doktor Tornham. Sein Kristall schimmerte in Gelborange auf dem glattrasierten Kopf. K. Prönke war auf seinem Namensschild eingestickt. Prönke war einen halben Kopf kleiner als Doktor Tornham, aber hatte die Figur eines Gewichthebers. „Der Professor lässt ausrichten“, fuhr Prönke fort und machte eine unterwürfige Verbeugung, als er den Professor erwähnte, „dass wir Arbanis Behandlung gleich morgen Vormittag beginnen werden.“
    Doktor Tornham sprang von seinem Scooter und wippte auf den Zehenspitzen. Mit schneidender Stimme sagte er: „Die Behandlung muss heute begonnen werden. Der Fall ist von äußerster Dringlichkeit. Das Kristallamt hat die sofortige Korrektur verfügt.“
    „Heute sind keine Behandlungsräume frei. Morgen, hat der Professor gesagt“, antwortete Prönke und fuhr sich über die Glatze. Dann begann er Sansibar vom Scooter zu lösen. Er knipste die Plastikfesseln ab, die sich tief in ihre Haut eingekerbt hatten. Es kribbelte und brannte. Sansibar wollte ihre Gelenke massieren, doch schon packten die Pfleger Sansibar an Armen und Beinen und hoben sie hoch. Sie trugen Sansibar zu dem schwebenden Bett und luden sie dort ab. Prönke warf eine Decke über Sansibar. Die Verschlüsse schnappten zu. Die Decke fesselte Sansibar ans Bett. Sansibar fühlte sich entsetzlich allein. Alle hatten sie verraten und belogen: Luan, Nele und sogar ihr Vater.
    Doktor Tornham starrte den Pfleger mit kaltem Blick an und riss sein ceeBand hoch. Statt über den Bildschirm zu streichen, sah es aus, als würde er das Glas zerquetschen. „Professor Brenius, bitte kommen“, presste er zwischen den Zähnen hervor, ohne seine Lippen zu bewegen.
    Ein Mann in weißem Kittel erschien auf dem Display. Seine weißen Haare waren ordentlich nach hinten gegelt. Nur im Nacken ringelten sie sich unkontrolliert. Die kleinen grauen Augen zwinkerten nach links und blinzelten nach rechts. Dabei schienen sie kaum an der mächtigen Nase vorbeisehen zu können.
    „Hallo, mein lieber Doktor Tornham“, grüßte der Mann fröhlich.
    „Professor Brenius, die Patientin Sansibar Arbani leidet unter einem besonders schweren Fall von Disinformie. Das Kristallamt hat höchste Dringlichkeit angeordnet.“
    „Ja sicherlich, gleich morgen werden wir mit ihrer Behandlung beginnen“, sagte der Professor.
    „Nein, heute!“, befahl Doktor Tornham.
    Die Augen des Professors hörten auf zu blinzeln. Sie zogen sich ganz eng an der Nasenwurzel zusammen. „Ich werde Sansibar Arbani heute untersuchen. Wenn die Werte in Ordnung sind, können wir morgen mit der Behandlung beginnen. Schließlich muss ich mich auch um den Mann kümmern, den ihr mir heute Vormittag gebracht habt, den Spinner. In letzter Zeit schickt das Kristallamt einfach zu viele dringende Fälle.“
    „Wenn es wirklich nicht anders geht“, gab Doktor Tornham zerknirscht nach und schob in schnarrendem Befehlston hinterher: „Aber passen sie gut auf die beiden auf. Sie

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