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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nach unten.
    »Was benötigst du?« fragte der Herzog. »Um den Lastwagen nach draußen zu bringen?«
    Masklin zögerte. »Nun, äh, derzeit brauchen wir vor allem, äh, Leute …«
    »Wie viele?« zischte der Herzog.
    Masklins Gedanken rasten.
    »Fünfzig?« antwortete er behutsam.
    »Du bekommst sie.«
    »Aber…«, begann der Jäger. Jetzt veränderte sich die Miene des Herzogs. Er wirkte nicht mehr verloren und allein; der alte Zorn kehrte in ihn zurück.
    »Ich verlange
Erfolg«,
knurrte er, drehte sich ruckartig um und stapfte fort.
    An jenem Abend trafen fünfzig Kurzwarenler ein, bestaunten die Garage und offenbarten allgemeine Verwirrung. Masklin musterte sie nacheinander. Mehrere von ihnen schienen einigermaßen intelligent zu sein, und er beschloß, sie zum Leseunterricht zu schicken. Gurder protestierte.
    »So viele!« klagte er. »Und bei Arnold Bros (gegr. 1905): Es sind gewöhnliche Soldaten!«
    »Ich habe damit gerechnet, daß es der Herzog ablehnt, fünfzig zu schicken«, erwiderte Masklin. »Ich war ziemlich sicher, daß er auf zwanzig herunterhandelt. Wie dem auch sei: Bestimmt brauchen wir sie bald.«
    Das Leseprogramm lief nicht so wie erwartet. Bücher
enthielten
nützliche Dinge, ja, aber es erwies sich als sehr schwierig, sie inmitten der vielen seltsamen Schilderungen zu finden.
    Zum Beispiel das Mädchen im Kaninchenbau. Vinto berichtete davon.
    »… und Alice fiel in das Loch, und dort begegnete sie einem Kaninchen mit einer Uhr, über Kaninchen weiß ich Bescheid, und dann fand sie eine kleine Flasche mit einem Trank, der sie GROSS werden ließ, ich meine, wirklich
groß
, und dann fand sie eine andere Flasche mit einem anderen Trank, der sie wirklich
klein
werden ließ.« Vinto schnappte nach Luft, und Begeisterung rötete ihm die Wangen. »Wir müssen uns also nur etwas von dem GROSS-Zeug beschaffen, und dann kann einer von uns den Lastwagen fahren.« Masklin wagte es nicht, diesen Hinweis zu überhören. Wenn es ihnen irgendwie gelang, auch nur einem Wicht die Größe eines Menschen zu geben – dann war alles
leicht
. Das hatte er sich oft überlegt. Nun, es schien einen Versuch wert zu sein.
    Fast die ganze Nacht verbrachten sie damit, im Kaufhaus nach Flaschen mit der Aufschrift ›Trink mich‹ zu suchen. Entweder gab es hier keine – Gurder lehnte diese Vorstellung ab, denn das Kaufhaus hatte
Alles unter einem Dach
–, oder sie existierten überhaupt nicht. Allem Anschein nach erzählten Bücher häufig von Dingen, die mit der Realität kaum etwas zu tun hatten. Masklin fragte sich: Was mochte Arnold Bros (gegr. 1905) dazu veranlaßt haben, soviel Unwirkliches in Büchern unterzubringen?
    »Damit die Gläubigen den Unterschied feststellen können«, behauptete Gurder.
    Masklin hatte ein Buch mitgenommen; es paßte gerade so in seinen Schuhkarton. Der Titel lautete
Sterne für Kinder,
und es zeigte viele Bilder vom Nachthimmel, an dessen Realität er sich deutlich erinnerte.
    Er schlug das Buch immer dann auf, wenn er über zuviel nachdenken mußte. Jetzt betrachtete er die dargestellten Sterne.
    Sie hatten Namen wie Sirius, Rigel, Wolf 359 oder Ross 154.
    Nach einer Weile sprach er das
Ding
darauf an.
    »Diese Bezeichnungen kenne ich nicht«,
erklang die blecherne Stimme.
    »Ich dachte, wir kämen von einem solchen Stern«, erwiderte Masklin. »Du hast gesagt…«
    »
Dies
sind
andere Namen. Derzeit bin ich nicht imstande, sie zu identifizieren.«
    »Wie heißt der Stern, von dem die Nomen kommen?« fragte Masklin und streckte sich von Dunkelheit umhüllt zwischen den Kissen aus.
    »
Man nannte ihn Sonne.«
    »Aber die Sonne ist hier!«
    »
Alle Sterne werden von den Lebensformen in ihrer Nähe Sonne genannt. Weil man sie für wichtig hält.«
    »Haben die Nomen … Ich meine, haben wir viele von ihnen besucht?«
    »Mir sind
vierundneunzigtausendfünfhundertdreiundsechzig von Nomen erforschte Sterne bekannt.«
    Masklin starrte in die Finsternis. Große Zahlen bereiteten ihm Schwierigkeiten, und er ahnte, daß diese Zahl zu den größten gehörte. Günstige Angebote in
Hülle und Fülle!
dachte er.
    Dann spürte er Verlegenheit und ersetzte den ersten geistigen Ausruf mit einem ebenso ernst gemeinten Donnerwetter.
So viele Sonnen, kilometerweit voneinander entfernt – und ich muß nur einen Lastwagen nach draußen bringen!
    Wenn man es aus dieser Perspektive sah, schien es geradezu lächerlich einfach zu sein.

Kapitel 10
    X. Und siehe. Einer kehrte zurück und sprach: Auf

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