Die Schlacht von Trident
geschützt werden muss, aber ob das den Aufwand rechtfertigt, erst einmal die ganze Firma zu durchleuchten?
Und dann diese naiven Fragen beim Ausfüllen der Zugangsanträge: »Gehören Sie einer terroristischen Vereinigung an?« – Na klar, und wenn es so wäre, binde ich euch das auch auf die Nase! – »Haben Sie sich einer genetischen Optimierung unterzogen?« – Sicher, und die trage ich jetzt in den dunklen Gängen eures Bücherbunkers spazieren! – »Tragen Sie eine oder mehrere Prothesen, die eines oder mehrere ihrer Körperorgane und/ oder Extremitäten ersetzen?« – Natürlich, und sie sind alle randvoll mit Sprengstoff!
Mal ehrlich, was stellen die sich eigentlich vor, was für Leute sich Bücher ansehen wollen? Wer könnte denn so was vorhaben: Bücher zu zerstören?
Stehlen, gut, das ist natürlich möglich. Bei dem Wert, den die Dinger heutzutage haben …
Jedenfalls war das genau die richtige Adresse, die uns beim Zusammentragen der nötigen Informationen noch gefehlt hatte. Mein Kollege und ich haben fast eine ganze Woche lang Bildbände und wissenschaftliche Arbeiten gesichtet, mit den Handlesegeräten gescannt und der Literaturliste hinzugefügt.
Unser Chef will die Scans auch ins Datennetz stellen lassen, aber Far Horizon hat auf eine Vertragsklausel hingewiesen, die besagt, dass bei der Recherche neu zugänglich gemachtes Material bis zur Freigabe durch den Auftraggeber in dessen Besitz übergeht. Falls sich der Konzern also irgendwann einmal dazu entschließen sollte, die Daten frei zu geben, können auch alle anderen Interessierten die wunderschönen Bilder der alten Karossen ansehen, die bis jetzt nur auf Papier verfügbar waren.
Da fällt mir diese seltsame Begebenheit wieder ein, die mir in der Bibliothek widerfahren ist … Ich war im dritten Untergeschoss allein. Mein Kollege arbeitete weiter oben im Bunker daran, Lexika-Einträge zum Thema herauszusuchen, während ich weiter Bildbände wälzte und scannte.
Wir hatten beide eine kurze Nacht hinter uns, weniger als drei Stunden Schlaf. Unsere Zugangsberechtigung war auf insgesamt nur vier Tage beschränkt, und heute war der letzte davon, an dem wir noch Material sammeln konnten. Also waren wir schon früh wieder in der Bibliothek gewesen.
Ich weiß noch wie ich einen Artikel über das Modell T von Ford las, als plötzlich … Ich weiß auch nicht. Ich muss wohl ohne Umschweife eingeschlafen sein.
Als ich erwachte, war es zwei Stunden später gewesen. Ich schob es auf die Übermüdung und kontaktierte meinen Kollegen über den Armbandkommunikator. Er hatte während der letzten Stunden nicht versucht mich zu erreichen und war noch vollauf mit seiner Arbeit beschäftigt.
Das alles wäre ja nicht so ungewöhnlich gewesen, wenn ich nicht eine seltsame Veränderung in mir gespürt hätte. Es war so, als hätte ich während dieser zweistündigen Schlafphase mehr Wissen über alte Autos angesammelt, als in den drei Tagen davor.
Namen, Daten, sogar Schaltpläne … Alles hatte sich in meinem Kopf festgesetzt. Fast so, als wäre das Wissen aus dem Buch, das ich als Kopfkissen benutzt hatte, direkt an mein Gehirn absorbiert worden. Als hätte mir jemand die Weisheit gebracht …
Keine Ahnung, warum ich den letzten Satz geschrieben habe. Er klingt ein bisschen hochtrabend, wie ich finde. Das ist ja sonst nicht meine Art.
Wie dem auch sei, ich hatte diese ganze Begebenheit bis gerade eben wirklich vergessen! Seltsam. Aber hilfreich! Der Bericht hatte sich danach fast wie von selbst geschrieben, und der Chef war erstaunt über meine in so kurzer Zeit erworbene Fachkenntnis, die ich irgendwie als gegeben hingenommen hatte.
Ich glaube , Far Horizon wird mit unseren Ergebnissen zufrieden sein. Ich bin ja mal gespannt, ob es eines Tages wirklich Raumschiffe geben wird, die zumindest ein wenig an die frühen Automobile des 20. Jahrhunderts erinnern …
Mediennetz-Blog von Wolfgang Bauer, 49 Jahre, Großbezirk Ruhrgebiet, Erde Lieber Leser, ich weiß ja, dass du es gewohnt bist, von mir und meinem Leben einigermaßen unterhalten zu werden.
Aus keinem anderen Grund gibt es diese Retro-Seite im Datennetz die einem Hobby gewidmet ist, das sich im frühen 21. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute und das Abertausende von Menschen auf der ganzen Welt zu betreiben pflegten: Freunden und auch völlig Fremden einfach so in schriftlicher Form zugänglich zu machen, was sie so erlebten und dachten.
Vielleicht bin ich wirklich in der
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