Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
die Größe dieses Augenblicks zu erfassen. Es war so weit. Er würde sein Leben geben für die Menschheit. Er gab es gerne, aber der Abschied fiel dennoch schwer. Der Gedanke, die Erde nicht mehr wiederzusehen, tat weh.
    Da. Im Innern der Blase. Männer. Sie rannten auf ihn zu. Hatten Waffen in den Händen.
    Eikanger lächelte. Sie würden nicht mehr erfahren, dass man einst Schulen und Plätze nach ihm benennen würde. Dass man einen Feiertag einrichten würde ihm zu Ehren. Zum Gedenken an den Retter der Menschheit.
    Ansgar Eikanger legte den Zündhebel um. Dann endete alles.

29
    Höllenfeuer
    Pigrato sah auf die Uhr. Ungefähr jetzt musste am Löwenkopf auch der zweite Turm zum Stillstand kommen. Und er war wieder nicht dabei. Er seufzte.
    Das Shuttle, das sie Zentimeter für Zentimeter durch die Nacht transportierten, hing über ihm wie ein schwarzer Berg. Die acht Rover fuhren, per Computer so zusammengeschaltet, dass sie sich absolut synchron bewegten, in einem wahrhaftigen Schneckentempo dahin, die Reifen tief in den Boden gedrückt, verformt bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Zwischen je zwei Rovern hing eine Plattform, die ein Bein des Shuttles trug, mehr schlecht als recht verbolzt und gesichert, damit nichts ins Rutschen kam. Trotzdem blieb alles extrem heikel. Wenn das Shuttle ins Kippen kommen sollte, gab es keine Möglichkeit, es aufzufangen.
    Schritt um Schritt. Sie gingen neben den Maschinen her. Die Techniker kontrollierten immer wieder den Zustand der Reifen, die Halterungen, die Temperatur der Motoren.
    »Jetzt, oder?«, sagte jemand, der wohl auch alle Augenblicke auf die Uhr sah.
    »Ja«, sagte Pigrato. Sein Blick wanderte unwillkürlich in die Richtung, in der das Daedalia Planum lag, obwohl man nichts sah außer Schwärze. »Ich bin gespannt, ob sich wirklich eine Passage –«
    Er brach ab. Was war das für ein Lichtblitz am Horizont gewesen? Wie Wetterleuchten, nur dass er noch nie von derartigen Erscheinungen auf dem Mars gehört hatte. Und es war eine so gleißende Helligkeit gewesen, wie nicht von dieser Welt …
    Er drückte die Fernruftaste. »AI-20, was war das?«
    »Ich weiß es nicht«, erklärte die synthetische Stimme. »Die Funkverbindung zum Löwenkopf ist abgerissen.«
    Die beiden Atomexplosionen auf dem Mars waren im gesamten Sonnensystem wahrnehmbar. Glücklicherweise befand sich zum Zeitpunkt der Detonation keines der Raumschiffe, die den Mars umkreisten, unmittelbar über dem Löwenkopf-Areal. Zwar wären sie auf ihrer Umlaufbahn weit genug entfernt gewesen, sodass der ungeheure Lichtblitz, die damit verbundene Hitzestrahlung und die sich mit Überschallgeschwindigkeit ausbreitende Druckwelle der Explosion ihnen nichts ausgemacht hätten, doch der EMP – der von einer nuklearen Explosion erzeugte elektromagnetische Puls , eine Art Funkimpuls von so ungeheurer Stärke, dass alle elektronischen Bauteile, die ihn auffangen, regelrecht durchbrennen – hätte jedes Raumschiff über dem Horizont so schwer beschädigt, dass es praktisch Schrott gewesen wäre.
    Der Lichtblitz brauchte zwölf Minuten, bis er den Mond erreichte, und eine weitere Sekunde, bis er auf der Erde ankam. Die Satelliten des Ministeriums für Waffenkontrolle, die unablässig nach unerlaubten Atomtests Ausschau hielten – alle Atomtests waren seit fast einem Jahrhundert verboten – registrierten den charakteristischen, von Gammastrahlung begleiteten Lichtblitz und schlugen Alarm.
    Das Mondteleskop Tycho Brahe , das zur Beobachtung eventueller kosmischer Begleiterscheinungen eines sich öffnenden Sternentors auf den Mars gerichtet gewesen war, registrierte den Atomblitz ebenfalls. Die Künstliche Intelligenz, die die Astronomen bei ihrer Arbeit unterstützte – eine KI der 30er-Serie, eine der leistungsstärksten ihrer Art – errechnete sofort zwei Nuklearbomben von insgesamt fünfhundert Kilotonnen Sprengkraft als Ursache, fügte aber einschränkend hinzu: »Der Verlauf der Explosion entspricht nicht dem zu erwartenden Zeitprofil.«
    »Was heißt das?«, fragte der diensthabende Leiter der Beobachtungsstelle verdattert.
    »Nach der ersten Mikrosekunde fällt das Energieniveau der Strahlung unerklärlich stark ab«, erklärte die KI. »So, als würde die Energie anderweitig abfließen.«
    In Nairobi war es aufgrund der Zeitverschiebungen zwischen Mars und Erde erst kurz vor sechzehn Uhr. Präsident Nayanar und sein Kabinett hatten gemeinsam vor dem Fernsehschirm gesessen und die Übertragung vom Mars

Weitere Kostenlose Bücher