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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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und legte die behandschuhte Hand auf dessen Außenseite. Sie fühlte sich hart an und kalt. Das eine Bruchstück des Materials, das sie besaßen, hatte im Labor sogar einem Plasmastrahl erstaunlich lange standgehalten.
    »Mrs Faggan?«, sagte er und wandte sich nach der Frau um, deren Mann seit einer Expedition in die Cydonia-Region vor acht Jahren verschollen war.
    Sie kam näher. Jeder Schritt schien sie Überwindung zu kosten. Zögerlich streckte sie die Hand aus, berührte den Turm und …
    fasste ins Leere. Ihre Hand fuhr durch das Material hindurch, als sei der gläserne Zylinder nur ein Trugbild.
    »Spüren Sie etwas?«, fragte Caphurna.
    »Eine … eine Art Sog«, sagte sie. »Ganz leicht.«
    Er fasste sie am Ellbogen des anderen Arms, einerseits, um sie zu stützen, hauptsächlich aber, weil ihn auf einmal die Sorge befiel, sie könne sich einfach in den Turm hineinstürzen.
    »Gut. Damit wissen wir nun, dass das Ihr Artefakt … Ihr Schlüssel ist«, sagte er. »Jetzt müssen wir überlegen, was wir tun.«
    Von allen Mails, die die SAGITTARIUS ALPHA erreichten und die Neuigkeit verkündeten, war die von Ariana die schnellste. Urs las sie, sprang unverzüglich auf, zog das Terminal aus seiner Halterung und eilte damit in den Gemeinschaftsraum. Dort saßen Carl und Elinn und spielten – wie schon seit Tagen – ein uraltes, seltsames Spiel, bei dem man flache, schwarze und weiße Scheiben auf einem Spielfeld aus schwarzen und weißen Quadraten umherschieben musste.
    »Lest mal«, riss er sie aus ihrer Versunkenheit und streckte ihnen das Terminal hin.
    Sie lasen. Dann lasen sie es noch mal.
    »Mom ist CURLY?«, stieß Carl schließlich hervor. »Das ist … das ist … also …«
    Elinn sagte gar nichts. Sie las die Nachricht ein drittes Mal, dann legte sie das Gerät beiseite und ließ den Kopf sinken, sodass ihr Gesicht unter ihren nach vorn fallenden Haaren verschwand. Man hörte nichts, aber etwas schüttelte sie.
    Carl kam herüber, setzte sich neben seine Schwester auf die Bank und nahm sie in den Arm. »Das wird sich bald herausstellen, ob Dad noch lebt. Das wird sich herausstellen.«
    Urs wusste nicht, ob er besser gehen und die Geschwister allein lassen sollte. Er konnte sich nicht entscheiden, was darauf hinauslief, dass er blieb. Er wartete, wippte. Das war bei der minimalen Schwerkraft, die die Triebwerke durch ihren konstanten Schub erzeugten, ein lustiges Spiel: Man stellte sich auf die Zehen, richtete die Füße dann ruckartig hoch, sodass man einen Moment lang in der Luft schwebte, bis man langsam, langsam wieder auf den Boden sank.
    Eigenartigerweise konnte er sich daran erinnern, dass der Vater von Carl und Elinn einmal bei seinen Eltern zu Besuch gewesen war. Urs war damals noch ganz klein gewesen, fünf Jahre alt oder so – gut möglich, dass das eine seiner ältesten Erinnerungen überhaupt war. Er erinnerte sich an einen Mann mit rotblonden Haaren und intensiven grünen Augen. Er erinnerte sich, dass es ihm diese Augen angetan hatten. Er sah noch, wie er diesen Mann in sein Zimmer zog, um ihm seine Avatarfiguren und seine Sammelkarten zu zeigen, und wie sie dann auf dem Bett saßen und der Mann die Karten in die Hand nahm und mit ihm Elvin Elf, den Zauberer, betrachtete und den Gemarterten Morton und Huula, das Zerfließende Land, und … was auch immer, jedenfalls redete der Mann mit ihm so ernsthaft über die Karten, das Urs zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass noch jemand außer ihm verstand, was sie ihm bedeuteten. Wieso man einen ganzen Sonntag damit verbringen konnte, sie auf dem Bett liegend um sich herum aufzubauen und sich anhand der Bilder in aufregende Abenteuer hineinzuträumen.
    In seiner Erinnerung war ihm, als habe er ganz unglaublich lange mit diesem Mann geredet, von dem er nur gewusst hatte, dass er James hieß. Dabei konnte es so lange nicht gewesen sein, der ganze Besuch hatte nur ein paar Stunden gedauert. Und er hatte erst hier auf dem Mars erfahren, wer das gewesen war.
    Es war eine atemberaubende Vorstellung, dass dieser Mann womöglich seit acht Jahren eingesperrt war, von Alien-Robotern bewacht, und nun endlich eine Möglichkeit gefunden hatte, auf sich aufmerksam zu machen … eine Art Flaschenpost sozusagen, ein Notruf …
    Elinn strich die Haare zurück. »Und wir sitzen hier nutzlos herum.«
    »Ja«, sagte Carl. »Zum Verrücktwerden.«
    Urs hob die Schultern. »Raumflug ist langweilig. Ich hab’s euch gesagt.«
    Elinns Blick ging ins Leere. »Also

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