Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5
dürfen sie nicht verfehlen!«, rief Kemal Erkmen.
Danke für den Hinweis, dachte Pigrato. Als ob uns das nicht allen klar wäre. Aber er hatte nicht den Atem, etwas zu erwidern.
Und dann, auf einmal, Funkkontakt! »Hallo?« Arianas keuchende Stimme war zu vernehmen. »Wir sind hier!«
Pigrato blieb stehen, versuchte, zu Atem zu kommen.
»Was ist ›hier‹?«, rief Erkmen.
»Wir haben gerade … die Halle passiert. Mit den Bildern. Die wie Fenster aussehen.« Ariana schnaufte wie unter einer schweren Last.
Pigrato drückte die Taste, die das Funkgerät auf volle Reichweite stellte. »Habt ihr James Faggan gefunden?«
»Ja«, sagte das Mädchen. »Aber die Roboter sind hinter uns her.«
Das zu hören, setzte – erstaunlich genug – noch einmal zusätzliche Kräfte frei. Auf einmal glückten auch Pigrato weite Sprünge, hinter Erkmen und dem Jungen her. Roboter! Erbaut von nicht menschlichen Wesen! Wenn nur genug Zeit gewesen wäre, sich über diese unglaubliche Situation wenigstens wundern zu können …
Da, endlich, menschliche Gestalten in der Ferne. Die Frau und das Mädchen, die jemanden zwischen sich trugen, der offenbar nicht aus eigener Kraft zu laufen imstande war. James Faggan! Unfassbar.
»Wir sehen euch!«, rief Ronny und legte noch einen Zahn zu.
Und hinter ihnen eine schimmernde, wogende Bewegung, wie eine in Zeitlupe heranrollende Welle aus Metall …
»Kemal!«, rief Pigrato. »Kümmern Sie sich um die Roboter!«
Der Areologe, der nach einem weiten Satz hinter den Frauen gelandet war, hob nur die Hand zum Zeichen, dass er verstanden hatte, dann zog er zwei große Spraydosen hervor, die er in seinen Schenkeltaschen transportiert hatte. Im nächsten Moment schossen zwei dicke Schaumbahnen, eine gelb, die andere weiß, auf die Reihe der heranrückenden Maschinen zu. Dort, wo sie sich vermischten, entstand innerhalb von Sekunden eine zähe, klebrige Masse, in der sich die Roboterarme verfingen. Der Vormarsch der Maschinen kam zum Stillstand.
»Lange wird das nicht halten«, rief Erkmen. »Sie fangen schon an, sich zu befreien.«
»Wir müssen uns sowieso beeilen«, stieß Ariana hervor. »Die gläsernen Wände werden undurchsichtig. Dann kann man sie nicht mehr passieren, auch mit dem Artefakt nicht. In der Wand zum Mausoleum war eine Öffnung, aber die schließt sich auch.«
»Okay«, nickte Pigrato und hievte sich den totgeglaubten Mann auf die Schultern. »Dann wird das bei dem Loch in der Höhle genauso sein. Das motiviert.«
Später, als sie es tatsächlich geschafft hatten, als sie wieder im Shuttle waren und James Faggan auf eine der Liegen gebettet lag und von Roger Knight medizinisch versorgt wurde – sie würde sich das später noch einmal ansehen müssen; ein bisschen verstand sie schließlich auch von Erster Hilfe –, saß Ariana einfach nur da, zu erschöpft, um mehr auszuziehen als den Helm und die Handschuhe, und ließ die anderen machen. Ganz glauben konnte sie es immer noch nicht. Irgendwie war sie immer noch auf der Flucht.
Sie brauchte nur die Augen zuzumachen und der ganze Film lief vor ihr ab, wieder und wieder. Wie sie, Mr Faggan zwischen sich schleppend, die Rampe hochgekeucht waren, die Roboter hinter ihnen her wie aufgeregte Krankenschwestern, die einen flüchtigen Patienten verfolgen. Wie sie vor einer milchig weiß verfärbten Wand gestanden und es gerade noch geschafft hatten, sich durch eine enge, langsam zufließende Öffnung darin zu zwängen, ehe diese sich ganz schloss. Wie im letzten Moment noch einer der Roboter hindurchfasste und beinahe Mrs Faggan zu packen bekommen hätte.
Dann durch die Halle. Aus einem Seitengang waren weitere Roboter aufgetaucht, langsam, wie schlaftrunken, aber nicht abzuschütteln. Sie hatten sich weitergeschleppt, einfach weiter, ohne ihre Chancen auszurechnen, ohne zu reden, ohne darüber nachzudenken, wie sie Mr Faggan denn durch die Barriere kriegen sollten ohne Artefakt.
Dass die Barriere in der Höhle vielleicht auch schon längst unpassierbar geworden war, weil Alarmzustand herrschte – das war Ariana durchaus durch den Kopf geschossen, aber sie hatte nach Kräften versucht, den Gedanken nicht weiter zu verfolgen. Dann war ihr die Idee gekommen, den Alarmrufknopf zu drücken und nach den anderen zu rufen. Ohne große Hoffnung eigentlich und dann war das Wunder geschehen: Die anderen antworteten – und nicht nur das. Plötzlich standen sie vor ihnen und hielten die Roboter auf. Irgendwann hatte sie in dem ganzen
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